ABBA Voyage Konzert in London

  • ABBA Voyage Konzert Review, 27. & 28. Mai 2022, London


    (Spoilers)


    Kein Foto, kein Videoclip auf YouTube oder Instagram kann das eigentliche Erlebnis transportieren. Als das Projekt 2016 angekündigt wurde, gab es viele kritische Stimmen, die nicht glauben konnten, dass dies funktionieren kann. Wenn man jedoch ABBA kennt, weiß man, dass sie nichts veröffentlichen, womit sie nicht 110% zufrieden sind. Zudem war die Musik schon damals oftmals der Zeit voraus, was es ihnen nie einfach machte ihre Kritiker zu überzeugen.


    Was sie nun in London für eine Show auf die Beine gestellt haben, ist absolut neu und einzigartig. Es gab früher schon Versuche Hologramm-Konzerte zu vermarkten, die aber eher peinlich waren und die Energie des Originals nicht besaßen. ABBA wollten keine Hologramme auf die Bühne bringen, da jeder Zuschauer dies durchschauen würde. Stattdessen schufen sie mit der Star Wars Effekteschmiede eine ganz neue digitale Technologie, die es in dieser Form noch nie gab.


    Und was für ein Ergebnis! Als Besucher schaut man natürlich als erstes kritisch, ob die ABBAtare wirklich lebensecht wirken und das lässt einen zu Beginn noch etwas distanziert vom Geschehen werden. Aber es dauert nicht lange da saugt einen das Bühnenbild, die lebensechten Abbatare, die Lichtshow, die kurzen und selbstironischen Gespräche mit dem Publikum zwischendrin und natürlich die Musik mitten in eine neue Welt.


    Dabei entsteht eine richtige Konzertatmosphäre. Trotz aller „Entertainment-Effekte“ steht Abba und ihre Musik im Vordergrund. Die Effekte haben es in sich. Die ganze Halle ist extra für das Konzert gebaut worden und wird mit einbezogen. Überall spektakuläre Licht- und Farbspiele, Leinwände und Projektionen. Nur wenn man auf den hinteren Sitzplätzen ist, kann man das ganze Spektakel richtig mitbekommen. Wir waren am ersten Abend am sitzen und es war schon beeindruckend. Jedoch sind die Steh- bzw. Dancefloor-Plätze wesentlich lebendiger und man ist mitten im Geschehen, was sehr viel Spaß macht. Das war unsere Wahl für den zweiten Abend.


    Die Setlist ist spannend. Statt einfach nur ein Best of ABBA zu spielen, hat man auch ein paar Album Tracks ausgewählt, was nur dazu beiträgt, dass es wie ein richtiges Konzert wirkt. Und jeder dieser Album-Perlen wurde hoch bejubelt. Aber natürlich waren auch viele der großen Hits dabei. Einige fehlten jedoch (z.B. „Money Money Money“, „Super Trouper“ oder „Take a Chance on Me“), so dass man die Setlist sicher zu einem späteren Zeitpunkt noch updaten wird. Bei einer Setlist von 20 Songs fallen nun mal einige Hits weg, da Abba mehr als eine Doppel-CD mit bekannten Hits füllen kann.


    Die Soundqualität ist in der gesamten Arena gleich gut. Als Vocals verwendete man einen Mix aus bekannten Studioaufnahmen, Live-Aufnahmen und unveröffentlichten Takes aus dem Studio. So stellte man sicher, dass es eben nicht nur ein Abspielen von der CD war, sondern tatsächlich wie bei einem Live-Erlebnis üblich Abweichungen vom Original gab. Zudem wurde der Sound neu abgemixt, so dass es richtig nach Live-Arena-Erlebnis klang.


    Nicht zu vergessen: die Musik wurde komplett live von einer 11-köpfigen Band begleitet, inklusive drei Backgroundsängerinnern. Und diese spielten nah am Original, aber auch immer mal wieder abweichend Varianten der großen Hits.


    Der Opener war für mich besonders effektiv. Im Dunklen hört man erst mysteriöse Flöten und natürlich versucht man gleich rauszuhören, welcher Abba Song hier angespielt wird. Langsam steigen im Schatten die Abbatare aus dem Boden auf, hin und wieder zucken Lichtblitze und ihre Gesichter sind kurz zu sehen, dann wieder dunkel und langsam setzt die Band ein und spielt „The Visitors“, ein besonders düsterer Abba Song über Verfolgung im Krieg (passend!), der langsam und dramatisch anfängt und dann immer rockiger wird. Dann stehen sie da im Licht… und es lohnt sich in der Halle die Gesichter der Besucher zu beobachten, die teilweise völlig verdutzt sind was sie da gerade sehen…als ob die ABBA von früher tatsächlich vor ihnen steht. Das war schon teilweise amüsant anzusehen. Sie wirken tatsächlich wie echt, als ob man sie anfassen könnte.


    Es dauert nicht lange da bebt die Bude. Es wird getanzt, gelacht, geklatscht, geschrien, einige (nicht wenige) brechen vor Freude in Tränen aus. Was ABBA dort auf die Beine gestellt hat, sprengte alle Erwartungen.








  • Das sieht wirklich großartig aus. Hoffentlich gibt es apäter eine bluray davon.

    Things that try to look like things often do look more like things than things.


  • Das sieht wirklich großartig aus. Hoffentlich gibt es apäter eine bluray davon.

    Ich glaube keine Blu-Ray würde diesem Erlebnis gerecht werden. Man muss es einfach selbst erleben.


    Was viel eher passieren könnte, dass die ABBA Arena nach 3 - 4 Jahren umzieht - und wie ich höre ist Deutschland ein Favorit als neuer Standort. Die Arena wurde so konzipiert, dass sie sehr einfach auf und abgebaut werden kann.

  • Der Erfolg des Konzerts scheint sich wohl auch in den UK Album Charts widerzuspiegeln, wo fast alle ABBA Alben wieder vertreten sind. Das Debüt-Album „Ring Ring“ nach 50 Jahren sogar zum ersten Mal.


    09 ABBA GOLD (1992)


    37 Voulez-Vous (1979)


    58 Arrival (1976)


    59 Super Trouper (1980)


    71 The Visitors (1981)


    72 Voyage (2021)


    93 Waterloo (1974)


    97 Ring Ring (1973)


    Fehlen nur zwei Alben in den Charts. „ABBA“ (1975) und „The Album“ (1977).