Ausgelagerte Diskussion von Mario und dem Radioactiveman aus "Dot und Bubble"

  • dann hat er die falsche Abzweigung genommen und wurde Marxist.

    Du bist irgendwo falsch abgebogen.

    Ein Begriff wie "performative wokeness" klingt zunächst einmal beeindruckend, aber ich übersetze das mal. Auf der einen Seite stehen woke Marxisten. Die haben die Arbeiterklasse durch andere Gruppen ersetzt, durch Frauen, Schwarze, LGBTQ. Diese Art von Wokeness wird einerseits gefeiert, weil sie für die Rechte dieser Gruppen eintritt, andererseits aber auch kritisiert, von Menschen, die in der Sache damit durchaus übereinstimmen, aber auch besorgt sind, weil es mit den Auswüchsen der Cancel Culture verbunden ist und der Marxismus damit - wie immer - zum Stalinismus führt.

    Das ist total daran vorbei, was mit dem Begriff gemeint ist, Herr selbsternannter Oberlehrmeister.

    Michael Brooks hätte sich als Kind der Hippiebewegung jemanden wie Allen Ginsberg zum Vorbild nehmen können.

    ^^ ^^ ^^

    Da Michael Brooks 2929 gestorben ist,

    Wusste gar nicht, dass Du aus der Zukunft schreibst und anscheinend einen anderen Michael Brooks meinst als ich.

    Immerhin hat er dann auch den Imperialismus von Putin kritisiert, im Gegensatz zu seinem Idol da Silva.

    Ich weiß nicht, was Michael bzgl. Lulas Verhalten in Bezug auf die Ukraine gesagt hätte. Wahrscheinlich hätte er ihn wie seine ehemaligen Co-Hosts kritisiert, aber auch Verständnis dafür aufgebracht, dass Lula sich als Regierungsführer der Führungsnation Südamerikas in einer anderen Position befindet als Kommentatoren im Internet. Wir können uns Tag ein, Tag aus darüber unterhalten, was moralisch richtig ist und dies einfordern. Der Präsident Brasiliens ist an die realen, materiellen Bedingungen gebunden, mit denen er sich konfrontiert sieht, um sein Land zu führen und diesem zu dienen, insofern er dies auch will (anders als Bolsonaro, dem Brasilien als Nation und dessen Einwohner relativ egal waren). Das ist jetzt dieser böse Marxismus, den so anscheinend ablehnst, die Anerkennung materieller Realitäten, die nicht durch Willenskraft geändert werden können. Ich könnte gerne weiter darauf eingehen, aber das würde in einen Politik Thread gehören.

    Der wirft der Wokeness vor, nur moralisierend zu sein, und vertritt stattdessen, dass der Kapitalismus an allem Schuld ist.

    Um noch auf eine andere Sache, die eigentlich in den Politik Thread gehört aufzugreifen: Erneut, sechs setzen. Michael hat nicht "wokeness" an sich eine Absage erteilt, sondern jenen, die sich hinter dieser oberflächlich verstecken, ohne grundlegende Probleme lösen zu wollen. Und er hat auch nie dem Kapitalismus die Schuld an allem zugeschrieben. Klar, seine - und auch meine - Einstellung dem Kapitalismus über war negativ (zu recht). Und er hat, auch historisch korrekt, immer wieder hervorgehoben wie viele gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und Zerwürfnisse zwar nicht nur den Kapitalismus hervorgerufen wurden, aber durch diesen verstärkt wurden und diesem dienen, weshalb jene Linksliberalen, die sich u.a. auch selbst als "woke" bezeichnen, zwar oberflächliche Symbolpolitik für Minderheiten betreiben, aber eben nicht die grundsätzlichen Probleme in Frage stellen, die oftmals eben struktureller Natur sind, weil dies auch bedeuten würde, den Kapitalismus in Frage zu stellen. Aber:

    Fazit, Ideologien helfen nicht weiter, Rassismus muss im Alltag überwunden werden. Dort, wo wir den Handlungsspielraum haben, etwas zu verändern.

    Das gilt für das einzelne Individuum und Michael hatte auch nichts anderes gesagt. Wenn man auf Zitatejagd geht, kann man sicherlich irgendetwas finden, aber ich hätte hier eines: "Be kind to people, be ruthless to institutions." Michael sah es nicht als seine Aufgabe an, das Verhalten einzelner Individuen im Vakuum zu kritisieren, sondern das Verhalten von mächtigen Personen, die Einfluss auf Politik und Medien haben und hatten. Diese Personen könnten wesentlich mehr tun, um Dinge wie Rassismus zu bekämpfen. Wenn Du aber glaubst, dass Rassismus nur eine Frage der individuellen Einstellung ist, dann okay, gibt es wohl auch nichts, was die anderen Parteien tun können, um der AfD beizukommen. All jene Studien, die aufzeigen, dass materielle Bedingungen Leute wesentlich empfänglicher für rechte Botschaften und damit auch Hass auf Minderheiten machen, müssen dann wohl auch falsch liegen.


    Ach verdammt, warum schreibe ich das hier eigentlich? Du bist anscheinend auch so ein Alt-Hippie, der in seiner Jugend einmal zu häufig irgendetwas eingeworfen hat. Du bist ja nicht einmal dazu in der Lage die Zitatfunktion zu verwenden, von daher sind das hier eh mal wieder alles Perlen vor die Säue.

  • Mario,

    immerhin gehöre ich zu einer Bewegung, die sehr viel verändert hat, gerade weil wir nicht darauf gewartet haben, bis die Marxisten den Kapitalismus durch die Diktatur des Proletariats ersetzen würden. Frauen durften ohne Zustimmung des Ehemannes kein eigenes Bankkonto haben, Abtreibung und Homosexualtät waren verboten, wenn unverheiratete Jugendliche miteinander Sex hatten, galt das als Unzucht, und wenn Eltern ihnen die Gelegenheit dazu ermöglicht hatten, wurden sie wegen Kuppelei angeklagt. All das wurde durch die antiautoritäre Hippebewegung beseitigt. Wir haben ganz ohne Cancel Culture Begriffe wie "Fräulein" und "Neger" weitgehend aus dem aktiven Sprachgebrauch verdrängt. Mit der antiautoritären Erziehung konnten viele Kinder endlich ohne Prügelstrafe aufwachsen. Und in Bezug auf den Kapitalismus wurden selbstverwaltete Betriebe gegründet, ein Trend, der in den letzten Jahren von einer neuen Generation wieder aufgegriffen wird. CSD, Frauenrechte, Umweltschutz, für die traditionellen Marxisten waren das alles Nebenwidersprüche, die uns nur davon abhalten würden, das System richtig zu analysieren und den Kapitalismus als Ursache für alles zu erkennen.


    Und da sind wir auch schon wieder bei Michael Brooks, wenn Du auch mal zwei Absätze im Zusammenhang gelesen hättest, dann hättest Du gemerkt, dass ich genau das über seine "performative wokeness" geschrieben habe. Er unterstellt denen, die Wokeness vertreten, darunter den woken Marxisten, dass dies nur "performative" ist, weil sie sonst ja, wie er, den Kapitalismus als Ursache anerkennen würden.


    Eine dieser "mächtigen Personen", die Michael Brooks hoffte, beeinflussen zu können, war übrigens Bernie Sanders, als der in Konkurrenz zu Biden sich um die Nominierung für die Präsidentschaft 2020 beworben hatte. Das war ungefähr so naiv wie die Vorstellung, die Grünen könnten in der Bundesregierung einen wirksamen Klimaschutz durchsetzen. Echte Veränderungen kommen nur von Bewegungen an der Basis der Gesellschaft.


    Übrigens hättest Du den Tippfehler mit dem Jahr 2929, statt einen dummen Spruch dazu zu machen, einfach berichtigen können. Michael Brooks ist im Jahr 2020 gestorben.


    Wie die satte Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus als Folge der gekippten Stimmung gegenüber den Progressiven infolge der Krawalle im Umfeld der George Floyd Demonstrationen bei der Wahl im November zusammengeschrumpft ist, hat er nicht mehr mitbekommen. Das bleibt unsere Aufgabe, die richtigen Lehren daraus zu ziehen.


    Und, da wir gerade vom Kapitalismus geredet haben, bei Doctor Who wurde uns die Geschichtsschreibung präsentiert, dass der Kapitalismus irgendwann überwunden wird, aber dann die Ood als Sklaven die Arbeit verrichten müssen. Für unser reales Leben ist das eine total falsche Perspektive. Da sollte sich der Showrunner besser einen Wechsel der Zeitlinie zu einer netteren Zukunft ausdenken.


    Radioactive Man


    ps: Wie hießen die? Friends of the Ood? Hippies der Zukunft!

  • gerade weil wir nicht darauf gewartet haben, bis die Marxisten den Kapitalismus durch die Diktatur des Proletariats ersetzen würden

    Die neue Linke, trotz alle dem, was an ihr kritisiert werden kann, von ihren Wurzeln innerhalb der kritischen Theorie, und damit des Marxismus, freizusprechen, ist an sich bereits so lächerlich, das ich nicht weiß, was ich sonst noch sagen soll. Mal abgesehen davon, dass Marxisten-Leninisten und bestimmte Bewegungen des orthodoxen Marxismus nach einer Diktatur des Proletariats schreien. Aber schön ja alles auf einen Haufen werfen.

    Wir haben ganz ohne Cancel Culture Begriffe wie "Fräulein" und "Neger" weitgehend aus dem aktiven Sprachgebrauch verdrängt.

    Mich würde mal interessieren wie Du "cancel culture" definierst.

    Er unterstellt denen, die Wokeness vertreten, darunter den woken Marxisten, dass dies nur "performative" ist, weil sie sonst ja, wie er, den Kapitalismus als Ursache anerkennen würden.

    Erneut, Sechs, setzen.

    ine dieser "mächtigen Personen", die Michael Brooks hoffte, beeinflussen zu können, war übrigens Bernie Sanders, als der in Konkurrenz zu Biden sich um die Nominierung für die Präsidentschaft 2020 beworben hatte. Das war ungefähr so naiv wie die Vorstellung, die Grünen könnten in der Bundesregierung einen wirksamen Klimaschutz durchsetzen. Echte Veränderungen kommen nur von Bewegungen an der Basis der Gesellschaft.

    Bernie hat Biden in vielen Belangen nach links gerückt und hatte u.a. deswegen weiter zu Biden gehalten, genauso wie viele andere linke Abgeordnete, nachdem sich der Rest der Partei (zurecht) gegen Biden gewandt hatte, weil Bernie ihm für eine mögliche zweite Amtszeit weitere Versprechen abringen konnte. Bernie und Co. waren da wesentlich effektiver als es die Grünen bei uns in der Bundesregierung bisher waren und das soll nicht heißen, dass ich mit dem, was die Linke in den USA geleistet hat zufrieden bin. Es zeigt eher wie ineffektiv, wenn nicht gar impotent, die deutsche Grüne Partei ist. Und auch die sozialdemokratische. Beide lassen sich von den Liberalen vorführen - und das ist die Interpretation, laut der die Führungen beider Parteien eben nicht doch ähnliche Klassen- und Kapitalinteressen haben wie die FDP. Aber solche Analysen sind ja marxistisch und daher wohl böse und falsch.

    Übrigens hättest Du den Tippfehler mit dem Jahr 2929, statt einen dummen Spruch dazu zu machen, einfach berichtigen können.

    Das würde voraussetzen, dass ich dich genug respektieren würde, dich nicht durch den Kakao zu ziehen. Das tue ich aber nicht mehr. Inzwischen geht mir dein verstrahlter Blödsinn einfach nur noch gegen den Strich und der einzige Grund, warum ich mir überhaupt noch die Zeit nehme, darauf zu antworten, ist die Angst, dass irgendjemand den Blödsinn, den Du hier teilweise heraushaust, liest und ohne direkten Widerspruch für bahre Münze nimmt. Mit dir zu diskutieren macht, wie ich bereits einmal gesagt habe, ansonsten so viel Sinn wie mit einer Taube Schach zu spielen. Ist dir eigentlich schon einmal aufgefallen, dass viele hier nur noch in Form von Eomjis und direkten Beleidigungen mit dir interagieren? Und das liegt nicht daran, dass das alles Idioten oder Arschlöcher sind.

    Wie die satte Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus als Folge der gekippten Stimmung gegenüber den Progressiven infolge der Krawalle im Umfeld der George Floyd Demonstrationen bei der Wahl im November zusammengeschrumpft ist, hat er nicht mehr mitbekommen. Das bleibt unsere Aufgabe, die richtigen Lehren daraus zu ziehen.

    Zwölf der dreizehn Demokraten, die 2020 ihre Sitzen verloren, waren erst 2018 gewählt worden. Während den Midterms gewinnt die Oppositionspartei normalerweise Sitze, die sie dann bald darauf wieder verliert. Das ist erst einmal nichts ungewöhnliches. Des Weiteren waren es auch nicht die linken Abgeordneten, die ihre Wahlen verloren. Die sog. Squad als Vereinigung von linken Abgeordneten im Repräsentantenhaus bekam sogar Zuwachs. Und nur einmal zur Erinnerung: Biden gewann zwar bundesweit mit sieben Millionen Stimmen, in den wichtigen Swing States aber nur bei insgesamt 300.000, mit nur etwa 50.000 im Schnitt pro den sechs Staaten, die Biden im Vergleich zu 2016 gewendet hatte. Das war kein Erdrutschsieg, der irgendwie die demokratische Basis in Massen aktivieren konnte. Gleichzeitig wurde auch die republikanische Basis so aktiviert wie niemals zuvor. Trotzdem konnten die Demokraten den Senat für sich gewinnen. Mit anderen Worten, auch wenn es knapp war, haben die Demokraten gewonnen.


    Es ist auch fragwürdig inwiefern die George Floyd Demonstrationen etwas dazu beigetragen haben, dass die Demokraten Sitze im Repräsentantenhaus verloren haben. Aber selbst wenn - hätte es nach diesem Mord keine großen Demonstrationen geben sollen? Und es waren bei weitem nicht die ersten landesweiten Proteste gegen Polizeigewalt nach einem glasklaren Fall von genau jener mit tödlichem Ausgang, wobei diese mal wieder einen Schwarzen erwischt hatte. Es war immer nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es einen Fall gab, der das Fass so zum Überlaufen brachte. Und im Übrigen hat Michael in diesem Zusammenhang den Begriff der "performative wokeness" verwendet und zwar für Demokraten wie Nancy Pelosi, die sich mit Kantha und kniend haben fotografieren lassen, ohne irgendwelche Lösungen für das Problem der Polizeigewalt in den USA zu präsentieren.


    Ich schließe ja nicht einmal aus, dass jene Proteste konservativere Wähler noch mehr zu den Wahlurnen getrieben haben als sonst, was zu dem hohen Wahlergebnis für Trump führte. Aber sie taten auch ihr Übriges, um Wähler für Biden an die Urnen zu treiben. Mal ganz abgesehen davon, dass eine große Protestbewegung, die nicht einmal einen Sommer anhielt, garantiert nicht für den langfristigen Wandel sorgt, der nötig wäre, um die grundlegenden Probleme anzugehen. Dafür braucht es zumeist langfristigen Druck. Etwas, was Du als angeblicher Veteran früherer Bewegungen wissen solltest. Und was Du als solcher auch wissen solltest ist, dass so etwas immer Gegenreaktionen von rechts hervorruft. Die Idee, dass ein Aufstehen von links sofort zu einem gesellschaftlichen Umdenken führen würde und jedwede Gegenbewegung von rechts an den Wahlurnen landesweit übermannen würde, ist so etwas von weltfremd. Ich weiß ehrlich nicht, was weltfremder sein soll: Das oder die Vorstellung, Doctor Who würde 2024 auf einmal wieder Zuschauerzahlen einfahren wie 2008.

    Und, da wir gerade vom Kapitalismus geredet haben, bei Doctor Who wurde uns die Geschichtsschreibung präsentiert, dass der Kapitalismus irgendwann überwunden wird, aber dann die Ood als Sklaven die Arbeit verrichten müssen.

    Das wäre mir neu. In vielen Zukunftsvision von DW zeigt die Serie das genaue Gegenteil. Eine Menschheit, die immer noch Profiten strebt und dies zumeist im Namen eines Unternehmens. Das Franchise, welches die Überwindung des Kapitalismus propagiert ist Star Trek, nicht Doctor Who, wobei letzteres auch nicht mit Kritik an jenem System zurückhält. Oder zumindest hielt, während Chibnall verschwand diese Kritik und RTD hat sie bisher nicht wiedergebracht.


    PS: Was ist eigentlich an der Zitatfunktion so schwer?


    PPS: Und wie sieht es eigentlich mit deiner Idee aus, wie rechte Parteien bekämpft werden können? Gibt es da irgendetwas, was linke Parteien können, außer zu sagen "Rassism bad, m'kay"?


    PPPS:

    den linken Autokraten Lula da Silva

    Ich hatte zunächst das mit dem "Autokraten" überlesen. Du hast wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Was ist bitte schön deine Definition von Autokrat? Meine Fresse.

  • Das Produktionsteam hat sich viel Mühe gegeben,

    für "Dot and Bubble" wurden zig Personen individuell hergerichtet. Es war in der Geschichte der Serie wohl der größte Aufwand, der je für die Ausgestaltung von Nebenrollen betrieben wurde, die teilweise nur für Sekundenbruchteile im Bild waren. Und von der Vielfalt der Styles her war es wohl auch die größte Diversität, die je in der Serie dargestellt wurde. Und wozu der ganze Aufwand? Damit wir diese bunte Ansammlung von Leuten als "nicht divers" wahrnehmen?


    RTD hat ziemlich krasse Mittel eingesetzt, um seine Botschaft vom Rassismus ganz "subtil" in der Episode unterzubringen.


    Mario,

    das hast Du sehr richtig erkannt, dass die Neue Linke und auch die Critical Studies - wenn auch auf unterschiedliche Weise - aus dem Marxismus hervorgegangen sind. Deshalb habe ich Michael Brooks als traditionellen Marxisten bezeichnet, im Gegensatz zu den woken Marxisten, die für die Critical Studies stehen und bei denen Frauen, Ethnien, LGBTQ die Funktion der Arbeiterklasse übernommen haben.


    Und u.a. denen wirft Michael Brooks vor, dass sie nur moralisierend argumentieren und historische Entwicklungen nicht berücksichtigen würden und wenn sie das tun würden, würden sie auf den Kapitalismus als Ursache kommen.


    Da steht dann also zugespitzt eine marxistische Ideologie gegen die andere. Was man getrost ignorieren könnte, würde es nicht immer wieder auch die sozialen Bewegungen beeinträchtigen. Michael Brooks und andere, die den Begriff verwenden, unterstellen Menschen, die sich engagieren, dass deren Wokeness nur "performative", also Fassade sei, damit wir uns dann stattdessen hinter ihrer Fassade versammeln. Wir sollen also die eine Ideologie gegen die andere austauschen.


    Du magst das auf Nanci Pelosi beziehen, aber der Begriff der "performative wokeness" dient in erster Linie der Diffamierung konkurrierender Teile der Bewegung, bzw. der Einschüchterung, damit Leute sich schuldig fühlen und die vorgegebenen Parolen eilfertig übernehmen, nur um nicht als "performative" zu gelten.


    Von denen in diesem Forum, mit denen Du Dich in der Verunglimpfung des Radioactive Man auf eine Stufe stellst, sind nicht alle "Idioten oder Arschlöcher"? Ich verrate Dir noch etwas, sie sind außerdem nicht "woke", nicht einmal "performative". Und, ach ja, Antirassismus beginnt mit Respekt. Wenn es unsere Fan-Treffen noch gäbe, könnten wir das üben. Ich treffe übrigens "Emma" häufiger bei Demonstrationen. Ich werde bei Gelegenheit fragen, ob ich Grüße ausrichten soll.


    Ich hatte darauf hingewiesen, dass ich selbst zur Hippebewegung gehöre, die in Opposition zur Neuen Linken stand. Statt Marx haben wir Kerouac gelesen, dann gab es Abbie Hoffmann und die Musik von unzähligen Bands aus dem Movement, vor allem von den Fugs. Und wenn es um die Klassiker geht, wäre da u.a. Kropotkin zu nennen. Und dann war da vor allem die Bürgerrechtsbewegung und die Reden von Martin Luther King.


    Was Lula da Silva betrifft, ja, es gab ein paar Verbesserungen, aber jemand, der in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen in Venezuela von einem "konstruierten Narrativ" spricht, sollte schnellstens zu Bolsonaro ins Exil verjagt werden. Der Regenwald wird durch einen Highway zerpflügt, die Polizeigewalt gegen den schwarzen Bevölkerungsanteil in Brasilien hat zugenommen ->


    Optimism dries up in Amazon as Lula drifts from climate priorities
    Brazil’s president inspired hope a year ago but approval of a new highway shows he remains a concrete-and-oil state builder
    www.theguardian.com


    Brazil: Mixed Rights Record for Lula’s First Year
    The administration led by Brazil’s President Luiz Inácio Lula da Silva has made important progress in the protection of the Amazon, women’s rights, and other…
    www.hrw.org


    Radioactive Man


    ps: "Don't follow leaders", es gibt da ein schönes Video mit Allen Ginsberg.

  • Michael Brooks und andere, die den Begriff verwenden, unterstellen Menschen, die sich engagieren, dass deren Wokeness nur "performative", also Fassade sei, damit wir uns dann stattdessen hinter ihrer Fassade versammeln.

    Was einfach nicht stimmt. Du bist komplett verblendet in einer aus deiner Jugend stammenden Überzeugung, dass traditionelle Marxisten alle sich nicht für die Rechte von Minderheiten interessieren oder diese immer hinter der Arbeit hin zum Ende des Kapitalismus anstellen. Michael hatte sowohl 2016 als auch 2020 für die Wahl des jeweiligen demokratischen Kandidaten/innen argumentiert, weil Trump eben auch Minderheitenrechte bedrohte, u.a. das Recht auf Abtreibung. Und dieses wurde dann ja auch durch die Richter*innen, die Trump an den Supreme Court berief, abgeschafft. Michael hat außerdem immer wieder Rechte dafür angegriffen, die Rechte von Minderheiten anzugreifen und abschaffen zu wollen. Er gehörte zu den ersten, die den New Atheists zurecht vorwarf, sich hinter ihrem Atheismus zu verstecken, um Islamophobie zu verbreiten. Die Liste ließe sich fortsetzen. Du attackierst hier einen Mann, von dessen Politik Du nichts weißt, aber trotzdem deine Rückschlüsse gezogen hast, weil Du weiß, dass er Marxist ist und ihm dein Bild eines Marxisten aufgezwungen.

    Du magst das auf Nanci Pelosi beziehen, aber der Begriff der "performative wokeness" dient in erster Linie der Diffamierung konkurrierender Teile der Bewegung, bzw. der Einschüchterung, damit Leute sich schuldig fühlen und die vorgegebenen Parolen eilfertig übernehmen, nur um nicht als "performative" zu gelten.

    Was für ein ausgemachter Schwachsinn.

    Von denen in diesem Forum, mit denen Du Dich in der Verunglimpfung des Radioactive Man auf eine Stufe stellst,

    Wer bist Du, Trump? Oder warum musst Du ständig von dir in dritter Person reden?

    Antirassismus beginnt mit Respekt

    Stimmt, aber wenn sich jemand daneben verhält, sollte er oder sie damit rechnen, dass dies Konsequenzen dafür haben könnte, wie andere Leute mit einem umgehen. Außerdem hört Antirassismus da nicht damit auf, anderen Leuten Respekt gegenüber zu haben. Und wo wir bei dem Thema sind, weil die Bekämpfung einer Partei wie der AfD für mich zum Antirassismus dazu gehört, noch einmal meine Frage, die Du immer noch nicht beantwortet hast: Wie sollen die anderen Parteien gegen die AfD vorgehen und dieser den Nährboden entziehen?

    Ich treffe übrigens "Emma" häufiger bei Demonstrationen. Ich werde bei Gelegenheit fragen, ob ich Grüße ausrichten soll.

    Du kannst sie gerne von mir grüßen. Und wozu sind eigentlich die Gänsefüßchen?

    Und dann war da vor allem die Bürgerrechtsbewegung und die Reden von Martin Luther King.

    Martin Luther King Jr. war Sozialist und massiver Kapitalismuskritiker, der ermordet wurde, als er sich für die Zusammenarbeit weißer und schwarzer Arbeiter ausgesprochen hatte. Und ihn hier anzubringen zeigt, dass Du keinen Plan davon hast, wer Michael Brooks war, weil dieser ein großer Fan von MLK gewesen war.

    Was Lula da Silva betrifft, ja, es gab ein paar Verbesserungen, aber jemand, der in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen in Venezuela von einem "konstruierten Narrativ" spricht, sollte schnellstens zu Bolsonaro ins Exil verjagt werden. Der Regenwald wird durch einen Highway zerpflügt, die Polizeigewalt gegen den schwarzen Bevölkerungsanteil in Brasilien hat zugenommen

    Ich bin kein Überfan von Lulas aktueller Amtsperiode. Hier sieht man auch Beispiele warum, aber diese machen ihn noch nicht zum Autokraten. Als den hast Du ihn aber bezeichnet und bleibst Beweise schuldig, was mich im Übrigen kein Stück überrascht.

  • Mario,

    bereits vor vielen Jahren habe ich von Dir regelmäßig Dislikes bekommen, damals wegen der Länge meiner Posts, und die Dislikes kamen so schnell, dass Du gar keine Gelegenheit hattest, es vorher zu lesen. Also wem willst Du hier weismachen, Deine Respektlosigkeit sei eine Reaktion auf das, was ich hier inhaltlich schreibe? Inzwischen sind Deine Posts übrigens häufig länger als alles, was je von mir kam. Danach müsstest Du Dir konsequenterweise jetzt selbst ständig Dislikes geben.


    Warum ich überhaupt auf das eingehe, was Du hier verbreitest? Weil es hier vielleicht Leute gibt, die das für bare Münze nehmen. Weil der Anschein erweckt wird, dass auf der einen Seite die stehen, die anti-woke sind, auf der anderen Seite aber nur Besserwisser, die genau dem Vorurteil entsprechen, die gar keine Chance lassen, sich einfach so aus einem Gefühl von Menschlichkeit heraus gegen Rassismus einzusetzen, weil sowas als "performative wokeness" abgetan wird und verlangt wird, dass man zusätzlich eine Ideologie übernimmt. Du machst es den Leuten schwerer, gegen Rassismus zu sein, ich will, dass es leichter wird.


    Welchen Standpunkt vertritt Michael Brooks? Er beruft sich auf einen marxistischen Rahmen, die Welt zu verstehen.


    "If you're on the left you will look at things and you say what are the historical material reasons why that is happening. If you're on the right you say that is what it is. Paradoxically this is actually the reason why right now is a lot of conflict between people who are more socialistic and people who are more like 'woke'."


    In einer der Shows von Michael Brooks wurde das ungefähr so ausgeführt, dass es Rassismus immer irgendwie geben wird, weil Menschen für alles, was sie in ihrem Leben nicht erreichen, irgend jemandem die Schuld geben müssen. Die Rechten seien sehr geschickt darin, die Unzufriedenheit, die sich aus ökonomischer Ungleichheit ergibt, auszunutzen. Wenn man die ökonomische Ungleichheit beseitigt, würde man den Rechten und dem von ihnen geschürten Rassismus die Grundlage entziehen.


    Klar, kann man versuchen. Aber es ist eben nur eine Position von vielen im linken Spektrum, die man einnehmen kann. Michael Brooks stellt das aber gegeneinander.


    "In my view there's some project that might appear very 'woke' and 'progressive' that actually are quite conservative."


    Zu jedem Satz, in dem Michael Brooks die Methoden der Rechten anprangert, fügt er einen weiteren Satz hinzu, dass die "Linken", die "Woken", zwar mit einer besseren Moral aber im Grunde genauso sind, weil sie nach dem gleichen Schema argumentieren, immer nur moralisch, dass es ist, was es ist.


    "The right had answers and the 'left' had a lot of moralism and condemnation."


    Und Michael Brooks sah sich als jemanden, der im Namen der Linken nun auch endlich Antworten gegeben hätte, mit denen man die Rechten hätte zurückdrängen können. Wenn er nicht gestorben wäre. Wenn Bernie Sanders Präsident geworden wäre...


    Das grundsätzliche Problem beim Marxismus ist, dass der Anspruch einer wissenschaftlichen Wahrheit damit verbunden ist. Was dann immer wieder dazu führt, dass andere Meinungen nicht als gleichberechtigt anerkannt werden, es ist ja so, als würde man das Gesetz der Schwerkraft anzweifeln.


    Marxisten haben ein großes Talent darin, soziale Probleme aufzugreifen und sich als deren Lösung anzubieten. Bis sie an die Macht kommen. Bei Michael Brooks wird das erkennbar an seiner Zuneigung zu linken Machthabern in Südamerika, die sich zwar wählen, aber nicht wieder abwählen lassen. Wie sich gerade wieder einmal bestätigt hat.


    Was verstehe ich unter Cancel Culture? Es gab da einen Vorfall mit einem taz-Redakteur, der wurde 2013 bei einem Vortrag von einer Gruppe von Aktivisten niedergeschrien, weil er es gewagt hatte, aus einer Rede von Martin Luther King den Begriff "negro" historisch korrekt mit "Neger" zu übersetzen, statt es mit "N-Wort" zu umschreiben. Inzwischen wird das Konstrukt "N-Wort" durchgehend im öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehen und von Tageszeitungen einschließlich der taz verwendet. Hat der Aufruhr also etwas erreicht, wurde etwas gegen den Rassismus in unserer Gesellschaft bewirkt?


    Im gleichen Zeitraum ist der Zuspruch zu den Rechten, einschließlich erklärter Faschisten, dramatisch angewachsen. Michael Brooks hat die Cancel Culture als Geschenk an die Rechten bezeichnet. Eine Machtübernahme von denen, wie in Italien, ist in Deutschland über die nächsten zehn Jahre hinweg nicht auszuschließen.


    Mein Einwand gegen die Cancel Culture ist etwas anders, dass es nicht dazu geeignet ist, die Überzeugungen von Menschen zu ändern. Der Konditor, der nach Protesten die Mohrentorte umbenennt, wird es in gleicher Weise unterlassen, für den Verkauf jemanden mit dunkler Hautfarbe einzustellen, weil es dafür den Shitstorm von einer anderen Gruppe der Kundschaft geben würde.


    Hinzu kommen grundsätzliche Erwägungen, ich stamme aus einer Generation, die unter anderem auch gegen die Existenz von Tabuwörtern rebelliert und sich immer sehr für die freie Rede eingesetzt hat. Eine veränderte Sprache muss sich auf der Grundlage von veränderten Einstellungen entwickeln. Wenn wir darauf vertrauen, dass etwas richtig ist, dann können wir auch darauf vertrauen, dass es sich ohne Gewalt durchsetzen wird. Die Cancel Culture hat daran aber kein Interesse, weil es stattdessen um die Kontrolle von sozialen Bewegungen geht, um Definitionsmacht und Einflussnahme.


    Was soll man gegen die AFD tun? Da gibt es doch schon reichlich Vorschläge. Das Problem ist, dass nichts davon bisher ausgereicht hat. Es gibt immer wieder Anlässe für Demonstrationen, die man wahrnehmen sollte. Es gibt auch - leider - zunehmend Situationen im Alltag mit denen man konfrontiert wird, wo Leute irgendwelche Sprüche über Ausländer machen, die angeblich nur hierher kommen, um Sozialhilfe zu kassieren. Da gilt die Regel, kurz zeigen, dass das nicht unwidersprochen bleibt, aber nicht auf sinnlose Diskussionen einlassen. Falls es sich um jemanden im engeren Bekanntenkreis handelt, zeigen, dass man deren Besorgnis/Ärger/Frust ernst nimmt, dass man aber nicht auf der Grundlage der Propagandalügen der Nazis darüber reden möchte, sondern dass man der Gegenseite hilft auch ein paar solidere Fakten zur Untermauerung von deren Position zu finden, was zunächst einmal ein Zugeständnis ist, das gegen den Strich geht, aber die Möglichkeit eröffnet, dass eine zementierte Meinung allmählich relativiert wird und sich auch wieder ändern kann.


    Gegen die AFD zu sein ist - auch bei unzufriedenstellenden Erfolgsaussichten - noch relativ einfach. Aber was können wir gegen BSW und FDP tun? Und eigentlich auch gegen alle anderen Parteien...


    Wie kommst Du darauf, ich wäre nicht gegen Kapitalismus? In den 1970ern habe ich mit ein paar anderen Leuten zusammen die FAU gegründet, die sich ganz gut entwickelt hat. Wenn alle sich anschließen, schaffen wir den Kapitalismus ab. Einstweilen können wir immerhin für Menschen mit marginalisierten Jobs eintreten, die sonst niemanden haben. Auf der Webseite werden einige der Aktionen beschrieben.


    Bei Doctor Who wurde der Kapitalismus in "Oxygen" abgeschafft und der Hinweis auf den neuen Fehler, der danach begangen wurde, war offensichtlich eine Anspielung auf die Versklavung der Ood:


    "But as far as I remember,

    there's a successful rebellion six months later.

    Corporate dominance in space is history,

    and that about wraps it for capitalism. Yay!

    Then the human race finds a whole new mistake..."


    Als Gleichnis zum heutigen Alltagsrassismus funktioniert "Dot and Bubble" sehr gut. Würde das den Maßstäben von Michael Brooks genügen? Nein. Es wird ja kein Zusammenhang hergestellt zu der historischen Entwicklung, die diesen Rassismus hervorgebracht hat. Wir erfahren auch nichts über die ökonomischen Hintergründe. Uns bleibt nur die Möglichkeit, uns moralisch zu empören, also genau das, was Michael Brooks bemängelt hat. Während es für mich genau in dieser Weise in "Dot and Bubble" ebenso wie in "Rosa" gut und richtig genug ist, weil es sich um eine reine Unterhaltungsserie handelt, deren Aufgabe nicht darin besteht, stellvertretend für uns den Widerstand gegen Rassismus zu organisieren. Das müssen wir in unserem Alltagsleben gefälligst selbst tun.


    Auf der Ebene der Science Fiction werden in "Dot and Bubble" die Maßstäbe von Michael Brooks ebenfalls nicht erfüllt. Eine historische Entwicklung wird uns für die Finetimer nicht beschrieben. Sie sind so, weil sie so sind. Auch auf dieser Ebene bleibt für uns nur die moralische Empörung, eine Wokeness die rein "performative" ist, weil sie keine Konsequenzen hat und nichts dadurch verändert wird.


    Auf der Ebene der Science Fiction von "Dot and Bubble" haben wir hier bisher vor allem die Plotlöcher diskutiert. Ich will noch auf einen weiteren sehr problematischen Aspekt hinweisen. Was würden wir von einem Spielfilm halten, der zeigt, wie am Ende des 2. Weltkrieges schwarze US-Soldaten eine Gruppe Juden aus aus einem KZ befreien. Und dann bekommen wir mit, wie einige von denen Bemerkungen machen, die als abwertend gegenüber der Hautfarbe ihrer Retter gewertet werden können. Und der Regisseur bestätigt dann in einem Interview, dass diese Interpretation von ihm beabsichtigt war.


    Die Finetimer sind Opfer eines gigantischen Holocaust geworden. Die Künstliche Intelligenz, die die technischen Anlagen steuert, hat aus rassistischen Motiven heraus ethnische Säuberungen gegen die gesamte humanoide Bevölkerung durchgeführt. Aber damit sollen wir uns nicht auseinandersetzen, alles, was wir nach Wunsch von RTD bemerken sollen, ist, dass die Finetimer Vorbehalte gegen die Hautfarbe des Doctors haben.


    Und ganz dazu passend vergießt der Doctor ein paar Tränen, weil er von den Finetimern zurückgewiesen wird. Nicht etwa, weil gerade Milliarden Lebewesen umgebracht wurden.


    Radioactive Man


    ps: Warum "Emma" in Gänsefüßchen? Das war lediglich eine Bezeichnung, die ausschließlich in einer bestimmten Phase für dieses Forum gewählt wurde und die nicht mehr aktuell ist. Er/sie definiert sich nicht mehr über Queerness sondern nur noch über die politische Einstellung. Welches Pronomen jetzt bevorzugt wird, habe ich nicht gefragt, weil das ihre/seine Privatsache ist. Dem optischen Eindsruck nach ist sie wieder er.


    pps: Es gibt vom Kapitalismus kein Entkommen, im Internet für nur 31,35 das Michael Brooks "Sei rücksichtslos, sei freundlich"-Funktionsshirt für Wanderungen, Fitness und vieles mehr.


    ppps: Ein Zufallstreffer, Michael Brooks - "The Anarchy of Science".

  • Warum ich überhaupt auf das eingehe, was Du hier verbreitest? Weil es hier vielleicht Leute gibt, die das für bare Münze nehmen

    Das ist ja witzig. Das ist umgekehrt nämlich genauso.

    "If you're on the left you will look at things and you say what are the historical material reasons why that is happening. If you're on the right you say that is what it is. Paradoxically this is actually the reason why right now is a lot of conflict between people who are more socialistic and people who are more like 'woke'."

    Es würde helfen, wenn Du das Video verlinkst, damit der Kontext bekannt ist. Aus Erfahrung mit Brooks und seinen Aussagen, würde ich erst einmal sagen, dass er sich auf neoliberale Politiker und Persönlichkeiten der demokratischen Partei oder irgendwelche MSNBC Moderatoren bezieht. Diese fordern eine bessere Behandlung für Minderheiten ein, ohne etwas an den materiellen Realitäten zu ändern, die zu der schlechten Behandlung geführt haben. Und dies läuft am Ende hinaus auf:

    "The right had answers and the 'left' had a lot of moralism and condemnation."

    Seit der neoliberalen Revolution unter Reagan verarmt in den USA die Arbeiterschicht und die Mittelschicht erodiert seit spätestens 2008 weg. Obama wurde mit dem Motto "hope and change" gewählt und es hofften viele darauf, dass er dies ändern würde. Diese Hoffnung hatte er massiv enttäuscht, was auch einer der Hauptgründe dafür war, dass viele Arbeiterklassenwähler, die ihn gewählt hatten, 2016 dann auf einmal den Rassisten Trump wählten. Sie sahen sich von den Demokraten, vom System, verarscht und das auch zurecht. Sie wollten Antworten und Lösungen auf anscheinend immer größer werdende Probleme. Trump hat ihnen welche präsentiert. Antworten, die nicht stimmten, und Lösungen, die nicht funktionierten, aber er hat ihnen etwas präsentiert. Selbiges galt für Sanders in den Vorwahlen bei den Demokraten, aber eben nicht für Clinton in der Hauptwahl. Sie wurde als Fortsetzung von Obama gesehen und das, was als Antwort vom demokratischen Establishment kam, war genau das: Moralismus und Verurteilung. Dies hat nur dazu geführt, dass sich Protestwähler noch mehr Trump und den Republikanern zugewandt haben.


    Ähnliches kann man im Übrigen auch in Deutschland in Bezug auf die AfD sehen. Daher:

    Was soll man gegen die AFD tun? Da gibt es doch schon reichlich Vorschläge. Das Problem ist, dass nichts davon bisher ausgereicht hat. Es gibt immer wieder Anlässe für Demonstrationen, die man wahrnehmen sollte. Es gibt auch - leider - zunehmend Situationen im Alltag mit denen man konfrontiert wird, wo Leute irgendwelche Sprüche über Ausländer machen, die angeblich nur hierher kommen, um Sozialhilfe zu kassieren. Da gilt die Regel, kurz zeigen, dass das nicht unwidersprochen bleibt, aber nicht auf sinnlose Diskussionen einlassen. Falls es sich um jemanden im engeren Bekanntenkreis handelt, zeigen, dass man deren Besorgnis/Ärger/Frust ernst nimmt, dass man aber nicht auf der Grundlage der Propagandalügen der Nazis darüber reden möchte, sondern dass man der Gegenseite hilft auch ein paar solidere Fakten zur Untermauerung von deren Position zu finden, was zunächst einmal ein Zugeständnis ist, das gegen den Strich geht, aber die Möglichkeit eröffnet, dass eine zementierte Meinung allmählich relativiert wird und sich auch wieder ändern kann.


    Gegen die AFD zu sein ist - auch bei unzufriedenstellenden Erfolgsaussichten - noch relativ einfach. Aber was können wir gegen BSW und FDP tun? Und eigentlich auch gegen alle anderen Parteien...

    hast Du hier recht, aber ich hatte dich nicht gefragt, was das einzelne Individuum tun kann, sondern was die anderen Parteien tun können bzw. sollten, um die AfD zu bekämpfen. Klar kann man immer wieder in Einzelgesprächen betonen, dass z.B. der Wohnungsmangel zwar 2015/16 explodiert ist, das Probleme aber bereits zuvor existierte und nichts mit dem Zuzug von Flüchtlingen zu tun hat. Ich habe diese Gespräche bereits häufiger geführt, aber diejenigen, die AfD wählen, sind diese Argumente egal, selbst wenn sie ihnen zustimmen. Einzelne AfD Wähler bekommst Du so vielleicht auch dazu, nicht die AfD zu wählen, aber es gibt dann immer noch Millionen, die es trotzdem tun. Du bekämpfst damit auch nicht die Grundlagen für den Erfolg einer Partei wie der AfD, denn diese wurden nicht in erster Linie durch Fehlinformationen geschaffen, sondern durch Jahrzehnte von Neoliberalismus, auch wenn dieser bei uns nicht so stark ausgeprägt ist wie bei den Amis.

    Wie kommst Du darauf, ich wäre nicht gegen Kapitalismus? In den 1970ern habe ich mit ein paar anderen Leuten zusammen die FAU gegründet, die sich ganz gut entwickelt hat. Wenn alle sich anschließen, schaffen wir den Kapitalismus ab. Einstweilen können wir immerhin für Menschen mit marginalisierten Jobs eintreten, die sonst niemanden haben. Auf der Webseite werden einige der Aktionen beschrieben.

    Ich weiß zwar nicht, wo ich geschrieben haben soll, Du wärst nicht gegen den Kapitalismus und ich habe großen Respekt davor, dass Du die FAU mitbegründest hast. Aber die Aussage "wenn alle sich anschließen" zeigt den großen Streitpunkt: Es beruht auf individueller Aktion. Klar, das wäre toll, wenn alle oder zumindest die meisten das Richtige tun würden, aber dazu müssten alle erst einmal darin übereinstimmen, was das ist. Und außerdem muss dem Einzelnen auch klar sein, dass dies für ihn oder sie keinen Nachteile mit sich bringt. Solange aber die strukturellen Anreize so sind, dass sich die überwältigende Mehrheit bei Dingen, die direkt ihren Alltag betreffen, immer für x anstatt y entscheidet, ist es utopisch darauf zu hoffen, dass es irgendwann bei genügend Leuten klick macht und diese dann doch die Wahl y treffen. Dieses System zu ändern, damit andere Anreize geschaffen werden, wird daher nicht durch individuellen Aktionismus geschehen sondern durch kollektive Aktionen. Von wem diese ausgehen und zu wessen nutzen sie organisiert sind, das steht wieder auf einem anderen Blatt. Aktuell ist die politische Rechte wesentlich organisierter und geschickter damit, die Wut auf den Status Quo für sich zu gewinnen. Dem muss etwas entgegen gesetzt werden und das kann nicht nur durch vereinzelte Protestaktionen und individuellen Gesprächsangeboten geschehen.

    Warum "Emma" in Gänsefüßchen? Das war lediglich eine Bezeichnung, die ausschließlich in einer bestimmten Phase für dieses Forum gewählt wurde und die nicht mehr aktuell ist. Er/sie definiert sich nicht mehr über Queerness sondern nur noch über die politische Einstellung. Welches Pronomen jetzt bevorzugt wird, habe ich nicht gefragt, weil das ihre/seine Privatsache ist. Dem optischen Eindsruck nach ist sie wieder er.

    Gut, das wusste ich nicht, da ich keinen Kontakt mehr zu ihr/ihm habe, seit ich nicht mehr auf Twitter bin.

  • Mario,

    Glückwunsch, Du hast es geschafft, endlich einmal annähernd sachlich zu argumentieren. Aber dann wieder Deine typischen Aussetzer. Ich nenne Dir mit der FAU eine Gruppierung, in der Menschen sich organisieren und gemeinsam handeln können, und Du machst daraus "individuellen Aktionismus", weil solche Ziele wie die Abschaffung des Kaitalismus nunmal voraussetzen, dass sich alle anschließen.


    Und was ist das für eine Obsession, ich solle Dir beantworten, was die anderen Parteien tun könnten bzw. sollten, um die AFD zu bekämpfen? Das solltest Du dann doch wohl diese Parteien fragen. Ich kann Dir zumindest ein offenes Geheimnis verraten: was die Parteien tun könnten unterscheidet sich erheblich von dem, was die Parteien tatsächlich tun. Und das besteht leider darin, dass Politiker immer wieder die Narrative der Rechten bestätigen, indem sie deren Forderungen umsetzen, zuletzt beispielsweise bei der FDP die Forderung, die Namen von Tatverdächtigen zu veröffentlichen, damit Nazis die gewünschten Stichworte für Randale, wie jetzt in UK, dadurch erhalten.


    "Echte Veränderungen kommen nur von Bewegungen an der Basis der Gesellschaft", hatte ich neulich bereits geschrieben. Und Du bestätigst, dass man "langfristigen Druck" braucht. Dazu tragen Michael Brooks und die von ihm unterstützte Webseite "Jacobin" allerdings überhaupt nichts bei. Keine Aufrufe, sich an Aktionen zu beteiligen, keine Gruppen, denen man sich anschließen könnte. Und über soziale Bewegungen erfahren wir dort immer wieder nur, was die alles falsch machen und dass sie scheitern müssen, weil sie nicht das verantwortliche System benennen.


    Es entspricht diesem Typus von Zuschauern beim Fußballspiel, die immer genau wissen, was Mittelstürmer, Torwart und Schiedsrichter falsch gemacht haben. Und es liegt ganz auf der Linie gewisser Fans bei einer Serie, die uns genau sagen, was Autor und Showrunner falsch machen.


    Was den Marxismus von Michael Brooks betrifft, so ist dieser in der Geschichte immer wieder gescheitert und in den paar Fällen, wo er Erfolg hatte, ist eine Diktatur daraus entstanden. Deshalb gibt es in den sozialen Bewegungen aus guten Gründen viele Menschen, die sich bewusst gegen den Marxismus entschieden haben.


    In "Dot and Bubble" wird die gesamte Bevölkerung eines Planetensystems von einer durchgedrehten Künstlichen Intelligenz umgebracht. Die Dreharbeiten für "Dot and Bubble" waren im Januar 2023. Im Mai 2023 warnten Experten, die Risiken durch Künstliche Intelligenz seien ähnlich hoch wie bei Pandemien oder durch einen Atomkrieg.


    Von Mai bis November 2023 gab es dann in Hollywood die erfolgreichen Streiks von Autoren und Darstellern dagegen, dass sie durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden sollten. Im März 2024 wurde bekannt, dass die BBC eine Künstliche Intelligenz eingesetzt hatte, um Werbetexte für Doctor Who zu entwerfen. Nach Protesten erklärte die BBC, dass sie das nicht wiederholen werde.


    Währenddessen benutzt die israelische Armee eine Künstliche Intelligenz mit dem Namen "Gospel", um bei den Bombardierungen in Gaza die Ziele auszuwählen.


    Und währenddessen lassen sich immer mehr Jugendliche ihre Hausaufgaben durch ChatGPT schreiben...


    Da rollt ein Problem auf uns zu, dass wir noch gar nicht richtig abschätzen können. Und das ist dann wohl auch die Lehre, die wir aus der Episode ziehen sollten.


    Ich gehe jetzt - wie jedes Jahr - zur Hiroshima-Gedenkaktion.


    Radioactive Man

  • Ich nenne Dir mit der FAU eine Gruppierung, in der Menschen sich organisieren und gemeinsam handeln können, und Du machst daraus "individuellen Aktionismus", weil solche Ziele wie die Abschaffung des Kaitalismus nunmal voraussetzen, dass sich alle anschließen.

    Du warst derjenige, der daraus gemacht hat: "wenn alle sich anschließen". Das ist der individuelle Aktionismus, den ich kritisiert habe, nicht die FAU.

    Und was ist das für eine Obsession, ich solle Dir beantworten, was die anderen Parteien tun könnten bzw. sollten, um die AFD zu bekämpfen? Das solltest Du dann doch wohl diese Parteien fragen.

    Die "Obsession" entstand eben daraus, dass ich dir die Frage gestellt hatte, was linke Parteien tun könnten - was Du erst einmal gekonnt ignoriert hast, und nachdem ich dich erneut gefragt hatte, hattest Du eine Antwort parat, in der es darum ging, was man selbst innerhalb seines Bekanntenkreises tun könne, indem man eben mit AfD-Wähler*innen in diesem rede. Kann ich machen, habe ich auch schon gemacht. Aber das ist teilweise schon so, als ob man mit einer Wand diskutieren würde, bei Unions-Wählern ist es im Übrigen ähnlich. Gerade die AfD-Wähler*innen sind oftmals wütend und suchen einen Sündenbock. Den liefert ihnen ihre Medienblase und in die gehen sie sofort wieder zurück, nachdem ich mit ihnen gesprochen habe, in der die Vorurteile gegen Minderheiten wieder verstärkt werden. Und gegen die Ursachen dieser Wut, die meist in den materiellen und gesellschaftlichen Lebensumständen dieser Menschen zu finden sind, kann ich nichts ändern. Diejenigen, die dies aber in vielen Fällen für Massen auf einmal tun könnten, sind die Parteien, wenn sie entsprechende Politik machen würden.

    was die Parteien tun könnten unterscheidet sich erheblich von dem, was die Parteien tatsächlich tun. Und das besteht leider darin, dass Politiker immer wieder die Narrative der Rechten bestätigen, indem sie deren Forderungen umsetzen, zuletzt beispielsweise bei der FDP die Forderung, die Namen von Tatverdächtigen zu veröffentlichen, damit Nazis die gewünschten Stichworte für Randale, wie jetzt in UK, dadurch erhalten.

    Da stimmen wir überein, wobei das wahrscheinlich nicht weit genug geht. Ja, Rhetorik spielt eine Rolle und diese zu verändern bringt definitiv etwas. Aber diese zu ändern, sorgt ja nicht dafür, dass es auf einmal keine realen Probleme mehr gibt, weshalb Menschen wütend werden und dann anfällig für plumpe, populistische Rhetorik, die die Schuld für diese Probleme auf bestimmte Menschengruppen lenkt, die damit gar nichts zu tun haben. Und genau darum ging es mir. Das Soziale und das Ökonomische lassen sich nicht auseinanderdividieren. Wir leben nun einmal in einer neoliberalen Ellenbogengesellschaft, in der der Kuchen immer größer wird, aber immer weniger davon unter dem Großteil der Bevölkerung verteilt wird. Dies führt zwangsläufig zu Ressentiments, die von der AfD und den meisten anderen Parteien durch Rhetorik befeuert werden, klar, aber, wie gesagt, verschwinden die ja nicht, wenn die Rhetorik sich abkühlt.

    Dazu tragen Michael Brooks und die von ihm unterstützte Webseite "Jacobin" allerdings überhaupt nichts bei. Keine Aufrufe, sich an Aktionen zu beteiligen, keine Gruppen, denen man sich anschließen könnte.

    Michael hat sich durchaus dafür eingesetzt, dass Menschen in bestimmte Gruppen oder Vereine eintreten. Allerdings hat er wenig Werbung dafür gemacht, dass man unbedingt in Vereinigung x oder y eintreten müsse. Wenn es eine größere politische Gruppe gab, die er unterstützt hat, dann war es die DSA. Die Art von Vereinigung, der Menschen beitreten sollten, für die sich Michael immer eingesetzt hatte, waren aber Gewerkschaften.

  • Können diese Grundsatzdiskussionen vielleicht ins Politikforum ausgelagert werden (zumal das was der Radioactiveman verzapft von Anfang an nicht viel mit der Folge zu tun hatte)?

    Injustice is the rule, but I want justice. Suffering is the rule, but I want to end it. Despair accords with reality, but I insist on hope. I don't accept it because it is unacceptable. I say no.

    - der achte Doctor, Camera Obscura

  • Würde ich gerne, allerdings will ich die Bibeln, die hier verfasst werden nicht lesen, daher kann ich nicht sagen, wie weit die Beiträge nicht vielleicht doch Themenbezogen sind und müsste daher einen harten Schnitt setzen.

  • Eigentlich kannst Du die Posts von mir und dem Radioactiveman ab Post #71 (das war meiner) verschieben, da die vorherigen noch etwas mit dem Thema zu tun hatten. In zwei Posts hat Radioactiveman sich teilweise auf die Folge bezogen, aber der Großteil der jeweiligen Postings war es eben nicht.

  • Schlaubi,

    ich für meinen Teil habe mich bemüht, auch immer wieder auf die Episode einzugehen, aber Du hast recht, dass es für niemandem zumutbar wäre, das alles zu lesen...


    Mario,

    und Du wiederholst es dann auch noch: "wenn alle sich anschließen", wird bei Dir zu "individuellem Aktionismus" abgewertet, wohl ganz im Gegensatz zu Deinem höchstpersönlichen Kollektivismus.


    Michael Brooks hat sich dafür eingesetzt, dass Menschen sich in Gewerkschaften organisieren? Bei dem, was von ihm selbst im Internet verfügbar ist, war davon nichts zu finden, aber bei Jacobin wird das so formuliert, dass Gewerkschaften "gut - aber nicht gut genug" sind. Das entspricht genau der Einstellung die Michael Brooks und Jacobin auch zu den Bewegungen zu Rassismus, Femininismus und Umweltschutz vertreten, dass es natürlich besser ist, wenn Menschen sich da einsetzen, als wenn sie gar nichts tun würden, aber letztlich alles nutzlos ist, weil denen genau jene marxistische Ideologie fehlt, die Michael Brooks und Jacobin vertreten.


    Und was ich dann besonders dreist fand, da gab es ein paar Artikel, wo von den Aktionen der Wobblies vor 100 Jahren vorgeschwärmt und uns als leuchtendes Beispiel vorgehalten wird, aber die sind bei Jacobin dann nicht auf die Idee gekommen, mal einen Link zur IWW hinzuzufügen. Die IWW hat inzwischen übrigens auch ein paar Gruppen in Deutschland, es bestehen freundschaftliche Kontakte zur FAU. Und das ist der Unterschied, das sind reale soziale Bewegungen, die Mitglieder suchen und die sich im echten Leben treffen, um gemeinsam zu handeln. Web-Portale wie Jacobin suchen dagegen lediglich Abonnenten für ihre eigene Bubble und halten mit ihren überzogenen Maßstäben letztlich Menschen nur davon ab, sich zu engagieren.


    Und wir sind immer noch bei der Episode "Dot and Bubble". RTD hat für Gegner von Waffen die Serie "Sarah Jane Adventures" produziert. Gleichzeitig hat er aber auch "Torchwood" erschaffen, wo ständig mit Waffen hantiert wurde, extra für ein Publikum, das den Anblick von Waffen geil findet. RTD ist folglich ein Opportunist, den man nicht als Kronzeugen für die eigenen politischen Anschauungen missverstehen sollte, schon gar nicht für eine Ideologie wie die von Michael Brooks.


    In seiner zweiten Amtszeit schreibt RTD Drehbücher, deren politischer Rahmen durch BBC und Disney+ vorgegeben ist. Diversität, Antirassismus, Umweltschutz, das mag alles mit seiner eigenen Einstellung übereinstimmen, aber wieviel jeweils im Detail ist ungewiss, wäre im Zweifel auch seine Privatsache. Entscheidend ist, dass Episoden wie "Dot and Bubble" nicht gezeigt werden, weil jemand eine antirassistische Überzeugung hat und diese mitteilen möchte. Es ist vielmehr so, dass es sich um eine Nische handelt, mit der der Kapitalismus zur Zeit Geld verdienen kann. "Dot and Bubble" orientiert sich an den Erwartungen eines aufgeklärten jungen Publikums und ist speziell darauf zugeschnitten, um eine möglichst hohe Quote zu erzielen. Es ist nicht beabsichtigt, dass irgendetwas jemals gesellschaftlich daraus folgt.


    Und so sollte man die Episode auch nehmen, als pure Unterhaltung, die von der realen Welt losgelöst ist. Obwohl es sicher eine interessante Entwicklung wäre, wenn bei der Demo vor ein paar Tagen in London auch Transparente von "Whovians Against Racism" dabeigewesen wären.


    Radioactive Man

  • und Du wiederholst es dann auch noch: "wenn alle sich anschließen", wird bei Dir zu "individuellem Aktionismus" abgewertet, wohl ganz im Gegensatz zu Deinem höchstpersönlichen Kollektivismus.

    Dann versuche ich es noch einmal: Eine Gruppe zu organisieren, ist kein individueller Aktionismus. Sich dieser Gruppe anzuschließen ist es ebenfalls nicht. Was ich als "individuellen Aktionismus" kritisiert habe, ist die Implikation deiner Aussage, dass eine Organisation wie die FAU solange die Hände gebunden sind, bis "alle" die individuelle Entscheidung getroffen haben, sich dieser anzuschließen. Damit liegt die Aufgabe, etwas zu tun, nicht mehr bei der Organisation, deren Ziel das Ende des Kapitalismus ist, sondern bei den Individuen. Aber es sollte die Aufgabe dieser Organisation sein, auf ihr Ziel hinzuarbeiten, auch wenn eben nicht "alle" möglichen Mitglieder, sich dazu entschieden haben, Mitglieder zu werden.


    Ich weiß ganz ehrlich nicht, ob Du wirklich glaubst, dass dieses 100% Ziel erreicht werden muss, damit Organisationen wie die FAU wirklich aktiv werden können oder nicht. Die Letzte Generation - und ja, ich weiß, die reden nicht darüber den Kapitalismus abzuschaffen - gibt als ihr Ziel aus, zwischen 0,1% und 1% zum gemeinschaftlichen (oder auch kollektiven) Aktivismus zu mobilisieren. Sagst Du denen, dass sie wesentlich mehr Menschen als bundesweit 800.000 mobilisieren müssten, damit sie sich auch wirklich anschicken können, etwas auf der Systemebene zu bewegen? Die Letzte Generation weiß, dass sie nicht darauf bauen kann, dass sich "alle", die von dem, was sie fordern, auch langfristig profitieren würden, auch beteiligen werden. Sie unternimmt trotzdem etwas. Ob einem ihre Aktionen dabei im Einzelnen zusagen, steht dann wieder auf einem anderen Blatt, aber genau das meinte ich. Nicht darauf abwarten, dass "alle" anfangen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, sondern schon vorher aktiv werden. Denn viele werden erst dann anfangen, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten, wenn sich im System bereits etwas geändert hat, was es für sie einfacher macht, dies zu tun.

    Michael Brooks hat sich dafür eingesetzt, dass Menschen sich in Gewerkschaften organisieren? Bei dem, was von ihm selbst im Internet verfügbar ist, war davon nichts zu finden, aber bei Jacobin wird das so formuliert, dass Gewerkschaften "gut - aber nicht gut genug" sind.

    Also von ihm selbst ist auch sein Podcast "The Michael Brooks Show" im Internet verfügbar, da gibt es einige Segmente über die Bedeutung von Gewerkschaften. Aber bzgl. der Aussage, dass Gewerkschaften gut seien, aber nicht gut genug - Michael hat durchaus häufiger darauf verwiesen, dass nur eine Art von Bewegung nicht genug ist. Gewerkschaften sind wichtig, aber solange die Hebel der politischen Macht in der Hand neoliberaler Politiker sind, werden diese jene strukturelle Macht dazu verwenden, die Organisation in Gewerkschaften zu erschweren. Gleichzeitig werden sozialdemokratische Politiker zu neoliberalen durch die Einflüsse der Macht, die vom Kapital ausgeht, solange es keine aktive Arbeiterbewegung gibt, die diese stützt. Gewerkschaftliche und politische Organisation gehen daher Hand in Hand. Und dies muss international erfolgen und darf nicht an Landesgrenzen halt machen.

    Und was ich dann besonders dreist fand, da gab es ein paar Artikel, wo von den Aktionen der Wobblies vor 100 Jahren vorgeschwärmt und uns als leuchtendes Beispiel vorgehalten wird, aber die sind bei Jacobin dann nicht auf die Idee gekommen, mal einen Link zur IWW hinzuzufügen. Die IWW hat inzwischen übrigens auch ein paar Gruppen in Deutschland, es bestehen freundschaftliche Kontakte zur FAU. Und das ist der Unterschied, das sind reale soziale Bewegungen, die Mitglieder suchen und die sich im echten Leben treffen, um gemeinsam zu handeln. Web-Portale wie Jacobin suchen dagegen lediglich Abonnenten für ihre eigene Bubble und halten mit ihren überzogenen Maßstäben letztlich Menschen nur davon ab, sich zu engagieren.

    Erst einmal etwas sarkastisch angemerkt: Hättest ja auch mit gutem Beispiel hier vorangehen können und einen Link zur FAU oder den IWW einfügen können, wenn dich dies beim Jacobin so gestört hat ;) Und nun ernsthafter: Ja, sie hätten da Links einfügen sollen. Habe jetzt aber auch keine Artikel vom Jacobin gefunden, die über die Wobblies sind und von Michael Brooks geschrieben worden waren. Daher weiß ich nicht, was dies mit der Thematik Michael Brooks zu tun hat? Zum Jacobin kann ich nicht viel sagen, weil ich das Magazin eben nicht lese.

    Und wir sind immer noch bei der Episode "Dot and Bubble".

    Nein, das hier ist ein ausgelagerter Thread, in dem es um unsere Diskussion bzgl. was auch immer genau geht. Michael Brooks? Moderner Marxismus / kosmopolitischer Sozialismus / demokratischer Sozialismus /whatever gegen Hippietum / Anarchosyndikalismus / whatever. Keine Ahnung.

    RTD ist folglich ein Opportunist, den man nicht als Kronzeugen für die eigenen politischen Anschauungen missverstehen sollte, schon gar nicht für eine Ideologie wie die von Michael Brooks.

    Weder ich noch irgendjemand anderes im Forum hier hat je behauptet, dass RTD etwas anderes wäre. Allerdings haben einige von uns, doch gedacht, dass RTD durchaus dazu in der Lage ist, seine eigenen Anschauungen in die Serie einzubauen und Gesellschaftskritik üben zu können, auf eine Art und Weise, die wesentlich besser funktioniert als es Chibnall getan hatte. Genau aus meiner Bemerkung dazu, wo ich Michael eingebracht hatte, ist ja diese "Diskussion" geworden.

    In seiner zweiten Amtszeit schreibt RTD Drehbücher, deren politischer Rahmen durch BBC und Disney+ vorgegeben ist. Diversität, Antirassismus, Umweltschutz, das mag alles mit seiner eigenen Einstellung übereinstimmen, aber wieviel jeweils im Detail ist ungewiss, wäre im Zweifel auch seine Privatsache. Entscheidend ist, dass Episoden wie "Dot and Bubble" nicht gezeigt werden, weil jemand eine antirassistische Überzeugung hat und diese mitteilen möchte. Es ist vielmehr so, dass es sich um eine Nische handelt, mit der der Kapitalismus zur Zeit Geld verdienen kann. "Dot and Bubble" orientiert sich an den Erwartungen eines aufgeklärten jungen Publikums und ist speziell darauf zugeschnitten, um eine möglichst hohe Quote zu erzielen. Es ist nicht beabsichtigt, dass irgendetwas jemals gesellschaftlich daraus folgt.

    Ich würde ja gerne wissen, woher die Gewissheit kommt, dass RTD bestimmte Dinge wie diese einbaut, weil sie ihm vorgegeben werden, nicht weil er etwas zu den Themen zu sagen habe. Das gerade Disney wesentlich mehr damit anfangen kann, wenn das, was da gezeigt wird, nicht Kapitalismuskritisch ist, sollte klar sein. Gleichzeitig hat RTD ja auch eine Kritik an "rich kids" und damit eine Klassenkritik in die Folge eingebaut, da einem Unternehmen wie Disney dann am Ende doch recht egal ist, ob das Produkt, welches es vertreibt, Kritik am Kapitalismus oder direkten Auswirkungen von eben diesem übt, solange man mit dem Vertrieb Geld verdienen kann.