Farbrekonstruktion für Schwarz-Weiß-Filme erfolgreich, es gibt Hoffnung für den dritten Doctor

  • Als einiger Zeit ein BBC-Mitarbeiter, James Insell, eine glänzende Idee hatte, glaubte kaum jemand an die Verwirklichung. Die Schwarz-Weiß-Filmkopien der ursprünglichen Farbfilme enthalten Relikte der Farben.

    Bei der Umsetzung des PAL-Signals in Schwarz-Weiß-Bilder entstehen typische Muster aus Punkten, die die ursprüngliche Farbinformation enthalten.
    Wenn man diese Information auswertet, kann man dem Film die ursprüngliche originale Farbe wiedergeben.

    Soweit die Theorie. Zunächst glaubten nur wenige Enthusiasten daran.

    Aber es entstand eine Arbeitsgruppe, die erstaunliche Erfolge erzielte. So konnte sie einer der Folgen von "Dad's Army" die Farbe zurückgeben, von der nur eine Schwarz-Weiß-Kopie übrig ist. Diese ist am 13. Dezember bei BBC zu sehen.

    http://www.bbc.co.uk/pressoffice/pr…/dadsarmy.shtml
    http://www.guardian.co.uk/technology/200…tion-dad-s-army

    Es ist eine Frage der Zeit, das auf die Doctor-Who-Episoden zu übertragen, wobei im Moment einige Schwierigkeiten auftauchen und eine Reihe von Anpassungen nötig sind.

    Aber ich bin Optimist.

    Es existiert eine Arbeitsgruppe, die sich mit diesen Fragen beschäftigt. http://colour-recovery.wikispaces.com/
    Das Forum ist Englisch, man findet Angaben zum Prozess und zum gegenwärtigen Stand.

  • Da aber zu den meisten verlorenen Episoden von Doctor Who nichteinmal schwarz/weiß Versionen existiern (was übrigens eh alles ist, dass es je gab) ist da kaum was zu machen.
    Oder sind damit existierende Folgen gemeint, nein, die brauch nich echt nicht in Farbe. s/w reicht mir völlig.

  • Es geht um einige Episoden mit Pertwee, von denen nur noch s/w-Kopien der ursprünglich in Farbe gedrehten Folgen existieren.

    In the beginning, there was darkness.
    And the darkness was without form, and void.
    And in addition to the darkness there was also me.
    And I moved upon the face of the darkness.
    And I saw that I was alone.

    Let there be light.

    Bomb#20
    in Dark Star

  • Es geht nicht um Nachkolorieren. Es geht tatsächlich um die Rekonstruktion der ursprünglichen Farben von Farbfilmen, bei denen nur Schwarz-Weiß-Kopien übrig sind. Farbinformationen sind in einigen der Schwarz-Weiß-Kopien noch vorhanden.

    Nachkolorieren von ursprünglich Schwarz-Weiß-gedrehten Filmen halte ich für keine gute Idee.


    Es gibt drei Methoden, von denen zwei bisher bei den Doctor-Who-Folgen verwendet wurden:

    1. Nachkolorieren: Die Farbe wird zugefügt. Originale Farbinformationen sind nicht vorhanden oder nur auf Fotos oder FIlmen, die unabhängig von der Serie aufgenommen wurden. Die Ergebnisse sind recht unterschiedlich, der Prozess ist sehr aufwendig. Man wendet das bei ursprünglich schwarz-weiß-gedrehten Filmen am.

    2. Zusammenfügen von Farb- und Schwarz-Weiß-Informationen aus unterschiedlichen Quellen.
    Das wird gemacht, weil die Schwarz-Weiß- und die Farbquellen unterschiedliche QUalität haben. Man verwendet zum Beispiel Filmaufzeichnungen in Schwarz-Weiß und Video-Aufzeichnungen (die eine geringere AUflösung haben als der Film)
    für die Farbinformation.

    3. Die oben beschriebene Methode: Entschlüsseln der Farbinformationen (die als "Geist" auf dem Schwarz-Weiß-Bild weiterhin vorhanden sind)

    die 1. und 2. Methode wurde bei einigen FIlmen aus der Pertwee-Ära angewendet, bei denen ein Schwarz-Weiß-Film und Videokopien in Farbe existieren. Dabei wurde hauptsächlich die zweite Methode verwendet und in einigen wenigen Szenen die erste, weil entweder Farbinformationen fehlten oder von besonders schlechter Qualität waren.

    Die dritte Methode gibt, wenn es klappt, die Möglichkeit, auch von einigen anderen der Pertwee-Episoden die Farbe zu rekonstruieren. Es ist (im Gegensatz zu der ersten Methode) ein weitgehend automatischer Prozess mit manueller Nacharbeit.

    Morgen wird zum ersten Mal so ein Film gezeigt, allerdings aus der Serie "Dad's Army" - wo die Farboriginale vernichtet wurden.

    http://colour-recovery.wikispaces.com/Richard+Russell%27s+experiments
    zeigt das Prinzip (Englisch, aber mit entsprechenden Bildern). Richard Russell hat die entsprechende Software geschrieben.

    Auf dieser Seite in der Mitte ist ein Filmausschnitt aus Top of the Pops zu sehen, der mit der Methode rekonstruiert wurde.

    http://colour-recovery.wikispaces.com/Full+gamut+colour+recovery

    Noch mal: Es geht nicht um nachträgliche Kolorierung von Schwarz-Weiß-Filmen.


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    PS:
    Der erste komplette Film, bei dem das Verfahren erfolgreich angewendet wurde, wurde letztes Wochenende von der BBC gesendet. (Ob es auch Doctor-Who-Folgen geben wird, ist noch unsicher.)

    Einmal editiert, zuletzt von Hutschi (15. Dezember 2008 um 10:01)

  • Ich habe den Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Koloriere…_gedreht_wurden mit Bildern ergänzt, die das Prinzip der Farbrekonstruktion zeigen.

    Als Ausgangspunkt dient ein Farbbild von mir, das mit Richard Russels Software bearbeitet wurde.

    Zunächst generierte er ein Schwarz-Weiß-Bild daraus, das den Schwarz-Weiß-Filmen entspricht, die die Farbinformationen enthalten.

    Aus diesem Schwarz-Weiß-Bild erzeugte er dann mit seiner Software ein rekonstruiertes Farbbild. Dieses Pinzip wird für "Planet of the Dalek " erfolgreich mit dem "normalen" Kolorieren verbunden.


    Die Originalbilder von BBC konnte ich aus Urheberrechtsgründen nicht verwenden.

  • Richard Russel hat auf seiner Seite angegeben, dass die Teile 2 - 6 von "The Mind of Evil" erfolgreich rekonstruiert wurden. Sie sind aber noch nicht publiziert.

    http://colourrecovery.wikispaces.com/Processed+programmes


    "The Ambassadors of Death" ist nun auch rekonstruiert.
    http://wipednews.com/2011/01/05/the…h-recolourised/

    Einmal editiert, zuletzt von Hutschi (23. Februar 2011 um 12:28)

  • Invasion of the Dinosaurs, 1. Episode ist rekonstruiert. Leider war die Quelle schlechter, als bei anderen Episoden, sie enthielt nur zwei Farben, deshalb wurde die dritte Farbe (blau) aufwendiger rekonstruiert und die Gesamtfarbqualität ist schlechter, aber immer noch beeindruckend. Die DVD enthält die Schwarz-Weiß-Fassung und die Farbfassung.

    Quelle: DVD, englische Wikipedia.

  • Ambassadors of Death ist nun in rekonstruierter Form erschienen.
    Ich gehe hier nur auf die Farben ein, inhaltlich gibt es andere Beiträge.

    Die Rekonstruktion kann gut verglichen werden, weil der erste Teil vom Originalband stammt und nur die anderen Teile rekonstruiert wurden.
    Die anderen Teile lagen nur Schwarz-Weiß und als teilweise Video-Farbaufnahmen in sehr schlechter Qualität vor.
    Man merkt einen deutlichen Abfall der Qualität der rekonstruierten Teile gegenüber dem Band, das war aber zu erwarten. Es gibt einen wesentlichen Fortschritt gegenüber dem früher herausgegebenen Videoband, das ja bekanntlich die letzten Teile nur teilweise in Farbe beinhaltete.

    Die rekonstruierten Farben sind im Wesentlichen gut.
    Man kann nicht unbedingt bemerken, was von der Russel-Reko stammt und was von Video-Rekos der älteren Art.
    Ich vermute, dass leichte Regenbogeneffekte an einigen wenigen Stellen von der älteren Reko stammen, weiß es aber nicht genau.

    Die Farben haben gegenüber dem Original folgende Veränderungen, nach meinem Gefühl:

    1. leicht instabiler (Leichte Fluktuationen).
    2. leicht unschärfer (das war zu erwarten). Unklar ist, ob das bereits im Original war. Man merkt ja sehr deutliche Unterschiede von original-Film- und Original-Videoaufnahmen in der Schärfe.

    Insgesamt empfinde ich die Rekonstruktion als sehr gelungen.