Bewertung der Folge 30
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Super (9) 30%
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Gut (15) 50%
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Durchschnitt (5) 17%
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Ausreichend (1) 3%
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Schlecht (0) 0%
Ein Planet, dessen Meere aus reiner Säure bestehen - kein Wunder, dass die TARDIS-Crew sich am liebsten sofort wieder von Marinus verabschieden würde. Leider nicht so einfach, denn Arbitan, der letzte Hüter einer fantastischen Wundermaschine zwingt unsere Helden, für ihn die am ganzen Planeten verstreuten Schlüssel des Marinus zu sammeln, um eine Herrschaft der schrecklichen Voord zu verhindern. Und so müssen sich der erste Doctor, Ian, Barbara und Susan auf eine abenteuerliche Jagd begeben - Tempel der Wünsche, flüsternde Dschungel, Eishöllen mit hungrigen Wölfen, Hinrichtungen und vieles mehr warten auf sie.
Keys ist keine sehr angesehene Folge (im DWM-Poll auf Platz 160 gelandet), und tatsächlich ist das Ding wirklich nach allen denkbaren sachlichen Kriterien einfach mies. Die Handlung ist klobig, meist völlig unzusammenhängend, ein Klischeefest und teilweise schlicht haarsträubend. Die Gaststars werden wohl noch nie eine Schauspielschule von innen gesehen haben, insbesondere Sabetha war einfach faszinierend. Man muss das erstmal schaffen, wenn ein angestrenger Gesichtsausdruck unmissverständlich darauf hindeutet, dass man kotzen muss, obwohl das Skript zweifellos eine geringfügig andere Reaktion auf "He is so in love with you" vorsieht. Für die Kulissen gab´s offenbar auch kein Geld mehr und die Stammbesatzung verhält sich ziemlich konsequent so, als ob sie einen kollektiven IQ von 60 hätten. (Nein, wir sollten dem Doctor keinesfalls sagen, dass Susan gekidnapped wurde und getötet werden soll, das könnte ihn nur aufregen...Hm, ich weiß auch nicht, warum die Typen hier uns wie Könige behandeln, aber bitte, solange sie Orangensaft haben .... Eine Schweinerei, dass ich hier des Mordes angeklagt werde! Nur weil ich in einen hermetisch abgeriegelten Raum teleportiert bin und die Mordwaffe in Händen halte, verdächtigen die mich!)
Aber...aber...ich sag´s mal mit Ian:
"I think there was something funny going on there."
Das Ding ist so schlecht, dass ich einen Lachanfall nach dem anderen bekommen und mich wirklich königlich amüsiert habe. Das meiste ist so bizarr, dass man es einfach mögen muss. Die Prämisse der Folge ist ja nichts anderes wie in der Key to Time-Staffel, wobei hier meist Ian Indiana Jones spielen darf. Ich fand einfach herrlich, als Barbara in Teil 2 mit einem Hammer die Gläser mit den Schneckenmäßigen Alienhirnen zertrümmert hat und dadurch alles gerettet hat. Oh, und als sich meine beiden Lieblingscompanions im Mittelteil gegen lebenden Efeu, Fangnetze, Götzenstatuen, Fallgitter durchschlagen und dabei noch mysteriöse Codes knacken mussten - göttlich. Auch nicht zu verachten waren die höchst eleganten Einblendungen der reißenden Bestie namens Wolf (fiel kaum auf, dass das höchst professionell reingeschnitten wurde ) und Ians heroischer Kampf gegen die Eisdämonen. Den er trotz des erschreckend hohen Tempos seiner flinken Gegner natürlich mit links gewonnen hat. Ein Chesterton hat eben kein Problem damit, gleichzeitig gegen fünf Dämonen anzukommen.
Kurz gesagt ist die Folge also völliger Trash, aber wenn man ein Herz für sowas hat, dann wird einem keine einzige Minute langweilig, vor allem weil die Stars mit tödlich ernstem Blick spielen, was den Humorfaktor noch deutlich erhöht. Der Doctor selbst hat noch am wenigsten zu tun, weil Hartnell sich offenbar gleich zwei Folgen Urlaub genommen hat. So sind die Teile 3 und 4 eigentlich nicht Doctor Who, sondern The Amazing Adventures of Ian Chesterton and Barbara Wright. Und das wäre eine Serie, die ich auch bedenkenlos staffelweise verschlingen würde. Ich weiß nicht, warum ich die Beiden so mag, sie sind als Figuren nicht mal besonders interessant, aber wenn ich William Russel und Jacqueline Hill im Kampf gegen das Böse sehe, freue ich mich einfach und bekomme gute Laune. Auch wenn ich Ians Kleidergeschmack hinterfragen muss, ich war etwas irritiert, warum er hier in einem eigenartigen chinesischen Rock unterwegs war. Immerhin hat er es noch besser erwischt als der Adhoc-Companion Altos, der ununterbrochen in Unterhosen rumlaufen musste (sogar in der Eishölle). Irgendjemand hätte ihm schon was zum anziehen geben können, aber wer weiß, vielleicht hätte sich Sametha nicht so schrecklich in ihn verliebt, wenn er mehr angehabt hätte.
Nicht mal Susan konnte mir diese Folge verderben. Ja, sie ist hier wieder in Hochform, will in Säurebädern planschen, rennt bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit davon, fällt durch Türen, schluchzt "Grandfather" und wimmert "Must I?" und kreischt "Stop it, stop it, stop it" und schreit - aber in diesem Umfeld hat mich das nicht gestört, es passt zum allgemeinen Niveau der Folge.
"A pity you don´t have coloured television", wie Barbara sich beim Doctor beschwerte, habe ich mir übrigens nicht gedacht. Nachdem sogar in s/w überdeutlich klar war, dass alles nur aus Plastik und Styropor besteht, glaube ich, dass eine Colorierung dieser Folge so ziemlich das unklügste wäre, was man uns antun könnte.
Bei manchen Szenen war ich schon gar nicht mehr sicher, ob das Ganze nicht eine bewusste Verarschung ist, ansonsten sind Sätze wie "Last year I broke the back of a wolf with my bare hands" kaum erklärbar. Ich befürchte aber, dass Terry Nation das alles doch ernst genommen hat.
Jeder, der hier mit "Schlecht" abstimmt, hat völlig recht - aber vom Unterhaltungsfaktor her muss ich Keys of Marinus einfach ein "Super" geben. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal über Fernsehen so gelacht habe.
Edit: Die Extras sind diesmal äußerst spärlich, eigentlich gibt´s an lohnenden Featurettes nur ein Interview mit dem damaligen Set-Gestalter. Armer Kerl..."Am I proud of anything I did on Keys of Marinus? ... I can really say ... NO!"