Kirche und Politik oder: Warum darf Bischöfin Käßmann nichts und Kardinal Meisner alles?

  • Auch wenn ich persönlich mit Gott und seinem "Bodenpersonal" schon länger nichts mehr zu tun habe, hat mich doch die heftige Reaktion auf die Äußerungen von Frau Käßmann über den Afghanistan-Krieg gewundert.


    Sie hat schließlich zum einen nur ausgesprochen, was vermutlich eine Mehrheit in Deutschland denkt. Zum anderen mischen sich katholische Geistliche auch mit zum Teil erheblich radikaleren Äußerungen in die politische Diskussion ein, ohne dass ein Regierungsvertreter dies überhaupt mit einem Wort würdigt. Die Äußerungen zu den Themen Abtreibung, Verhütung, Stammzellenforschung gerade auch von Meisner sind da nach meiner Auffassung wesentlich bedenklicher.


    Ein Kabarettist, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß (könnte Jürgen Becker gewesen sein) hat das einmal auf den Punkt gebracht: (sinngemäß) Ein Passagierflugzeug abzuschießen, von dem eine Bedrohung für ein ziviles Ziel ausgeht, wäre in Ordnung, solange z.B. nur Pauschaltouristen an Bord seien. Es dürfen nur nicht auch Stammzellen an Bord sein.


    Ich bin äußerst gespannt, was eine Sci-Fi-Community, die ja gedanklich der Gegenwart weit voraus sein sollte, dazu zu sagen hat.

    Things that try to look like things often do look more like things than things.


  • Bezeichnenderweise hat man Frau Käßmann spöttisch eingeladen, sich das in Afghanistan mal persönlich anzuschauen - schließlich soll sich niemand an der Diskussion über die Richtigkeit des Einsatzes beteiligen, der nicht vor Ort gewesen ist, so lassen sich prima 99,9% der Bevölkerung für prinzipiell unmündig erklären. Aus demselben Grund gibt es keine Volksumfragen zu Auslandseinsätzen in kriegsähnlichen Einsätzen. Die Leute wollen einfach nicht einsehen, wie wichtig ein bißchen Krieg ist. "Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?" (Brecht)

  • "Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?" (Brecht)

    Das ist mit Abstand das Zutreffendste, was ich seit langem gehört habe!

    Bezeichnenderweise hat man Frau Käßmann spöttisch eingeladen, sich das in Afghanistan mal persönlich anzuschauen - schließlich soll sich niemand an der Diskussion über die Richtigkeit des Einsatzes beteiligen, der nicht vor Ort gewesen ist, so lassen sich prima 99,9% der Bevölkerung für prinzipiell unmündig erklären.

    Und wie viele der Abgeordneten waren "vor Ort"?


    Aber es ist doch imer schön, wenn man unbequeme Meinungen mit solchen Pseudo-Argumenten abwürgen kann ...

  • Auch wenn ich persönlich mit Gott und seinem "Bodenpersonal" schon länger nichts mehr zu tun habe, hat mich doch die heftige Reaktion auf die Äußerungen von Frau Käßmann über den Afghanistan-Krieg gewundert.

    Mich nicht, sie hat sich in ein Tagespolitisches Thema eingemischt, daß unter den Politikern selbst umstritten ist, da sollte es sie nicht wundern, wenn ihr plötzlich kräftiger Wind um die Ohren bläst.


    Zitat

    Kirche und Politik oder: Warum darf Bischöfin Käßmann nichts und Kardinal Meisner alles?

    Da frage ich mich, welche Zeitung du liest und welche TV-Sender du guckst? Wir leben in einem freien Land und jeder kann tun, sagen und schreiben was er für richtig hält, sofern es nicht kriminell wird. Das heißt allerdings nicht, daß Politiker und Presse dazu verpflichtet sind, zu allem Ja und Amen zu sagen, was andere tun oder denken.


    Die CDU entstand im Kern aus dem Katholischen Zentrum, dem politischen Arm des Vatikans im Deutschen Kaiserreich und hat 1946 lediglich die Reste anderer bürgerlicher Gruppen um sich gescharrt und so ihre Zielgruppe erweitert, ansonsten ist es aber noch die gleiche Partei wie vor 120 Jahren. Die Konservativen Medienkonzerne wie Springer, Murdoch oder Burda (FOCUS) sehen daher in der Katholischen Kirche einen natürlichen Verbündeten.


    Die Evangelische Kirche ist in der Gegenwart eher Linksliberal und hat keinen Rückhalt in der kommerziellen Presse, außer vielleicht die TAZ von den Grünen.


    Bertelsmann gilt m. W. als eher FDP nahe. Den Wirtschaftsliberalen ist der Tanz der Banken um das goldene Kalb Kirche genug. Aber dafür berichtet der Spiegel dann auch über die Meinungsäußerungen beider Seiten.

    Hamburger Science Fiction-Stammtisch


    Jeweils am zweiten Freitag eines Monats freffen sich ab 19 Uhr im Studentenlokal Roxie in der Renzelstraße 6 / Ecke Grindelalle Fans aus Hamburg und Umgebung, um sich über Doctor Who & Co. zu unterhalten. Teilnehmen darf jeder, der an Science Fiction seine Freude hat und sich über diese und andere Dinge mit Gleichgesinnten austauschen möchte...

  • Goettrik:


    Wie schon oft super-umfassende Information, vor allem wenn es um Geschichtsfragen geht. Du bist eine echte Bereicherung dieses Forums :20: (ernst gemeint).


    Meine Eingangsfrage war allerdings eher rhetorisch gemeint. Natürlich darf in Deutschland jeder (fast) alles sagen, von wegen freie Meinungsäußerung. Mir ging es darum, die m.E. völlig unausgewogene Gewichtung in der veröffentlichten Meinung und in der Reaktion der Politik anzusprechen.

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  • Natürlich darf in einer reinen Demokratie jeder und alles sagen, was er will, solange es nicht die Rechte anderer oder der Allgemeinheit verletzt.


    Nun leben wir aber theoretisch in einer parlamentarische Demokratie, da gibt es schon ein paar Leute gegen die man nichts sagen sollte.
    Dann erweitert sich das ganze um eine geld- und machtgebundenen Lobbykratie (sorry, mir fällt kein anderes Wort dafür ein), dass heißt, Du solltest nichts laut gegen bestimmte Gruppen sagen, weil die ganz dicke mit den Parlamentariern sind.
    Das wir mit Zensur und Überwachung auf einem Weg in eine Diktatur sind, ignorieren wir jetzt hier mal, weil anderes Thema.


    Das heisst, unsere Regierung hat sich das ganze eingebrockt, zum einen weil ja der böse Terrorismus bekämpft werden muss und zum anderen weil unser großer Bruder ja seine Cowboys beschäftigt halten muss. Jetzt müssen sie den Eiertanz mit machen, ob sie wollen oder nicht. Und wenn dann noch jemand Salz in diese WUnde streut, naja.
    Dann kommen noch Interessen der Waffenindustrie (da haben fast alle großen Konzerne irgenwie Ihre Finger mit drin), einer schon immer starken Lobby (Oder fragt Euch mal, warum man bei Amokläufern immer "Killerspiele" und so was verantwortlich machen will und die Frage, warum Leute so ein Waffenarsenal zu Hause haben und ihre Kinder da rankommen irgenwie immer untergeht). Rein spekulativ könnte man auch darüber nachdenken, dass das ganze der Bundeswehr einen Sinn geben könnte (Landesverteidigung ist inmitten von Europa naja, etwas fragwürdig, Polizeieinsätze im Inland darf die BW nicht machen, was gut ist und Katastrophen gibt es bei uns zum Glück recht selten).


    Und um den Kreis zum Thema wieder zu schließen: Kardinal Meisner ist a: männlich und b: katholisch. Da haben wir das leider immer noch den sehr weit verbreiteten Unsinn, dass Frauen lieber nichts in der Öffentlichkeit sagen sollten und er gehört einer leider immer noch sehr mächtigen Gruppierung an.
    Frau Käßmann ist a: weiblich (siehe oben) und b: evangelisch.


    Leider sind dann wie schon Goettrik sagte unsere großen Medien alles andere als neutrale Berichterstatter, weil die alle irgendwo mit dran hängen und Lobbyisten und Politiker im Aufsichtsrat haben. Leider schaffen es auch unsere öffentlich-rechtlichen Medien, die mit der Begründung, unabhängige Berichterstattung zu liefern, uns dafür fröhlich Geld abzapfen, dazu nicht in der Lage.


    Gruss
    Mycroby

  • Aus aktuellem Anlass hole ich das Thema noch mal vor.


    Was ist wohl schlimmer: Der -zigfache Missbrauch von Schutzbefohlenen oder eine Autofahrt unter Alkohol?


    Wobei ich letztere nicht bagatellisieren will. Ich kann da leider aus eigener Erfahrung sprechen. Deswegen verstehe ich die erste Reaktion des Rückzugs von Frau Käßmann nur zu gut. Sobald man wieder klar denken kann, ist man zutiefst entsetzt über das eigene Handeln (zumindest ging mir das so) und will keinen sehen, hören oder braucht irgendwelche klugen Ratschläge oder Besserwissereien.

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  • Aus aktuellem Anlass hole ich das Thema noch mal vor.


    Was ist wohl schlimmer: Der -zigfache Missbrauch von Schutzbefohlenen oder eine Autofahrt unter Alkohol?


    Gerade in diesem Moment im TV (ZDF Heute): "Auch in der katholischen Kirche gab es einen Rücktritt"... wohl der bisherige Abt des Klosters Ettal, weil er vertuschen geholfen hat (Vorfälle nicht weitergemeldet hat).


    und ansonsten: wessen Rücktritt aufgrund der (nicht ersten) Missbrauchsaffäre hättest du denn gerne? Anders als Fr Käßmann wäre Papst Benedict nach unserer Kenntnislage hier kein Schuldiger, also wieso sollte er die Tiara nehmen?


    Das traurige ist in dem Fall nur, dass obwohl ich keine Zweifel habe, dass letztlich irgendwer auch für diese Geschehnisse die Verantwortung übernehmen und sein Amt aufgeben wird, das nicht das letzte sein wird, was wir in dieser Hinsicht von der Katholischen Hirtenschar gehört haben werden, immerhin gibt es diese Art Skandal seit mindestens 20 Jahren "regelmässig" (also gefühlt öfter als einmal pro Jahr irgendwo auf der Welt) an wechselnden Orten und in wechselndem Ausmaß (ich erinnere mich schon allein an zwei Vorfälle in Österreich und den USA die wirklich enorme Ausmaße hatten, 40, 50 Beteiligte Seelsorger etc). Konsequenzen daraus hat es bisher nicht wirklich gegeben (also erfolgreiche Maßnahmen um es abzustellen oder Prävention zu betreiben). Es ist leider nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Schlagzeile uns wieder darüber informiert, dass es an einem neuen Ort aufgefallen sein wird.

  • Das traurige ist in dem Fall nur, dass obwohl ich keine Zweifel habe, dass letztlich irgendwer auch für diese Geschehnisse die Verantwortung übernehmen und sein Amt aufgeben wird, das nicht das letzte sein wird, was wir in dieser Hinsicht von der Katholischen Hirtenschar gehört haben werden, immerhin gibt es diese Art Skandal seit mindestens 20 Jahren "regelmässig" (also gefühlt öfter als einmal pro Jahr irgendwo auf der Welt) an wechselnden Orten und in wechselndem Ausmaß (ich erinnere mich schon allein an zwei Vorfälle in Österreich und den USA die wirklich enorme Ausmaße hatten, 40, 50 Beteiligte Seelsorger etc). Konsequenzen daraus hat es bisher nicht wirklich gegeben (also erfolgreiche Maßnahmen um es abzustellen oder Prävention zu betreiben). Es ist leider nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Schlagzeile uns wieder darüber informiert, dass es an einem neuen Ort aufgefallen sein wird.


    Sicherlich ist dies schlimm und sollte geahndet werden, aber anscheinend ist die Lobby der so mißbrauchten genau so klein wie diejenige der minderjährigen Mädchen, die in (zumeist) islamischen Ländern mit z.T. deutlich älteren Männer in Form eines Geschäfts zwangsverheiratet werden und dort wird auch nicht auf die Volljährigkeit bis zum Ehevollzug gewartet. Obwohl die "Zahlen" dann doch gewaltig größer sind als die durch die katholische Kirche in der Jetztzeit mißbrauchten Kinder, scheint sich hierbei auch niemand wirklich groß aktiv um eine Unterbindung zu kümmern bzw. wird das Thema weitestgehend in der Presse totgeschwiegen bzw. "kleingeschrieben".

    Dies ist kein Kuschelforum. Dies ist DrWho.de


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    "Dann nehmt ihn mit, sperrt ihn ins Hinterzimmer und lasst ihn da bloß nie wieder raus!"

  • Ich habe nicht den Eindruck, dass das Thema unterpresent ist.
    Ich vermute jeder Erwachsene Mensch "weiß" - sprich: geht davon aus, dass täglich vergewaltigt wird. Streng genommen weiß man es natürlich nicht. Zumindest ich selbst kenne jetzt keine Statisktiken, aber ein Eindruck ist da.


    Und das Bischhöfe es mit Ministranten treiben gilt doch als so "normal", dass es schon für Witze gut ist.

  • Zitat

    Was ist wohl schlimmer: Der -zigfache Missbrauch von Schutzbefohlenen oder eine Autofahrt unter Alkohol?


    Das erwischt werden?


    Wenn Frau Käßmann besoffen wie noch was Auto faehrt und sich dabei schnappen laesst kriegt sie halt die entsprechende Medien Aufmerksamkeit und Schelte (und muss zurueck treten).


    Wenn sich ein katholischer Priester an einem Schutzbefohlenen vergeht und man ihn erwischt kriegt er halt die entsprechende Medien Aufmersamkeit und Schelte (und muss zurueck treten).


    Ich sehe da keinen Unterschied in der Behandlung katholischer oder evangelischer Wuerdentraeger.
    Hoechstens das man den katholischen unterstellt sie wuerden sich permanent an Schutzbefohlenen vergehen und es bei einem Uebertritt eines evangelischen heisst das es ein einmaliger ausrutscher war der nicht wieder vorkommt.
    Dabei kriegen sogar juedische Nicht-Wuerdentraeger eins auf den Deckel wenn sie koksend umher huren.


    Ausserdem liefert Käßmann damit eine Steilvorlage fuer allerlei gehaessige Witze ueber das besoffene Autofahren von geistlichen unter Gottesschutz,.. ^^;



    Zuletzt, in wie weit ist die Frage relevant?
    Was waere denn nun wenn der Missbrauch um den Faktor tausend schlimmer waere?
    Waere es dann weniger schlimm oder irgendetwas anders?

  • Sicherlich ist dies schlimm und sollte geahndet werden, aber anscheinend ist die Lobby der so mißbrauchten genau so klein wie diejenige der minderjährigen Mädchen, die in (zumeist) islamischen Ländern mit z.T. deutlich älteren Männer in Form eines Geschäfts zwangsverheiratet werden und dort wird auch nicht auf die Volljährigkeit bis zum Ehevollzug gewartet.


    Wieso schränkst du das auf Islamische Länder ein? Soll(te) in Indien auch Gang und Gebe sein und damit die Zahl der Nichtmuslime mindestens so hoch sein wie die der Muslime die es praktizieren.
    Und ja, auch das sind moralisch nicht verantwortbare Zustände, es wäre schön wenn das aufhören würde und alle Menschen einsehen könnten dass Kinder eine sorgenfreie und unbelastete Entwicklung verdient haben und nicht zB mit 6 Jahren schon Fussbälle nähen oder eben heiraten müssen sollten.
    Ich sehe aber bei aller Entrüstung schon den Unterschied zwischen Dingen, die in anderen Kulturen und Rechtsräumen teilweise mit staatlicher Sanktion als legales Vorgehen gelten und Zuständen hier bei uns - wo man es besser wissen sollte ! - , wo es illegal und bar jeglicher Grundlage, sei es traditioneller oder logischer Art (Priester kriegen bei aller Strenge des Zölibates ja nicht nur die bekannte Haushälterin bezahlt sondern auch bis zu 3 oder 4 Kinder alimentiert, wenn es denn mal passieren sollte).


    Ich sehe da schon himmelweite Unterschiede zwischen verarmten afrikanischen Großfamilien, die jedes Interesse daran haben überzählige Mäuler irgendwie aus dem Haus zu bekommen (früh zu verheiraten, damit ihr Mann sie ernähren muss) und einem wohlgenährten deutschen, österreichischen oder US-amerikanischen Priester der einfach mal die Sonntagsschule als Selbstbedienungstheke benutzt und den Kindern dann zu nahe tritt. Zudem wir HIER bei uns eben die gesetzliche und gesellschaftliche Handhabe besitzen, um da wirkungsvoll einschreiten zu können. Mehr oder weniger jedenfalls.


    Zitat

    Obwohl die "Zahlen" dann doch gewaltig größer sind als die durch die katholische Kirche in der Jetztzeit mißbrauchten Kinder, scheint sich hierbei auch niemand wirklich groß aktiv um eine Unterbindung zu kümmern bzw. wird das Thema weitestgehend in der Presse totgeschwiegen bzw. "kleingeschrieben".


    Ich finde nicht, dass das Thema totgeschwiegen wird, nur hat man da durchaus das Problem, dass man hier weit über die Grenzen von Recht, Kultur und Religion hinweg handeln müsste, was nun einmal von den meisten Völkern dieser Welt nicht gerade gern gesehen wird, wenn man es IHNEN angedeihen lässt.


    Wenn irgendeine Südseeinsel uns das Autofahren zwecks CO2 Vermeidung verbieten würde oder eine indische Glaubensgemeinschaft die UNO auffordert unsere Kühe die ja bekanntlich heilig sind, vor dem Gefressen werden gefälligst zu schützen, wären die Deutschen ja auch nicht begeistert. Diese anderen Länder sehen teilweise diese Fragen empfindlich anders wie Europäer das tun und fühlen sich zu Unrecht in ihrer Kultur beschränkt, wenn dann aus unserer Sicht schreckliche Verhaltensweisen wie FGM oder Kinderheiraten angeprangert werden. Und dass bei sowas oft gerade die Betroffenen die schlimmsten Verfechter der Unsitten sind ist auch nichts neues (Frauen als Hauptdurchführerinnen und Befürworterinnen der FGM, als Kinder selbst fremdverheiratete jetzige Eltern bei den Kinderhochzeiten oder als Kinder ausgebeutete Erwachsene bei Kinderarbeit...)


    Da gibt es wie bei den meisten "Entwicklungshilfe"problemen eigentlich nur zwei Mittel, die wirklich auf lange Sicht Wunder wirken können: den Leuten ausreichend zu Essen bieten, damit sie die traditionellen Wege verlassen können (zB viele Nachkommen damit im Alter überhaupt jemand da ist der für einen sorgt, angesichts von Kindersterblichkeit, Kriegen und Hungersnöten) und die dann satten Menschen mit freiem Zugang zu Bildung versorgen. Wer sich nicht ums Überleben sorgen muss und seine Zukunftschancen dank mehr Wissen besser gestalten kann, wird eher bereit sein Dinge wie ein Mindestalter für Ehen oder die Schutzbedürftigkeit minderjähriger zu akzeptieren, das sind genau die Wege auf denen diese Weisheit auch den Weg zu uns ins verwöhnte Mitteleuropa und Nordamerika gefunden hat. Vor 150 Jahren sah das noch ganz anders aus mit der moralischen Denkweise.

  • Infinity bringts auf den Punkt: erst kommt das Fressen und dann die Moral.


    Außerdem ist auch die protestantische Kirche keine Insel der Seligen bezüglich Missbrauchsfällen. In meiner Jugend kannte ich da einen Jugendwart (oder wie das hieß), mit dem ich auch nur ungern allein geblieben wäre.


    Mich hat vor allem die Selbstgerechtigkeit und die Unverfrorenheit entsetzt, mit der sich Zollitsch selbst noch eine Opferrolle zuschreibt und der Justizministerin ein Ultimatum stellt.

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