Diskussionsthread zur FDP

  • Verordnete Medikamente und vorhandene Allergien, um eventuelle unvertraeglichkeiten abzudecken.
    Wenn es so etwas gibt wie ein Narkose Verbot.

    Bei meinem (schweren) Auto Unfall ist meine Erinnerung fragmentarisch [blutiger Airbag & Panik, Krankenwagen & Panik, Krankenhaus - ich weiss nicht wie die die Tuer meines Auto weg geschnitten haben, mich aus dem Auto holten, in den Krankenwagen oder aus den Krankenwagen raus]. Wenn ich die Daten richtig interpretiere wurde ich dort zweimal mehr oder weniger narkotisiert.
    Was fuer mich in Ordnung ist da ich ausser Nickel keine Allergie hab und "narkotisierbar" bin.
    Mein juengerer Bruder waere aber aufgrund einer Narkose-Unvertraeglichkeit wohl aus einer solchen nicht wieder aufgewacht.

    Man hat mir auch bereits bevor ich im Krankenhaus lag die Jacke sowie das Shirt aufgeschnitten und wohl auch meine Krankenkarte benutzt. Zumindest hatten die Infos die ich ihnen nicht sagte und ich musste ihnen nicht erklaeren wo meine Karte ist.

    "Fahren wir mit dem Zweisitzer oder dem Combi?"
    "Ach Schatz, nehmen wir doch das General Utility Non-Discontinuity Augmented Maneuvering System."

    .. Virtuelle Ameisen züchten ..

  • Ok gut es wäre in dem Fall also sinnvoll wenn das Krankenhaus diese Informationen hätte. Dann frage ich Dich wieso es nicht möglich ist diese Informationen, ähnlich wie bei einem Organspendeausweis, in Papierform bei sich zu tragen? Wozu muss da eine zentralistische Datenbank her halten die die Datensicherheit von 80 Millionen Bundesbürgern gefährdet?
    Im übrigen könnte das Krankenhaus sich ja trotzdem nicht bedenkenlos auf die dort gespeicherten Daten stützen, da Du als PAtient ja immernoch nicht in der Lage bist die Daten zu kontrollieren oder upzudaten.

  • Gegen die Papierform spricht m.E. die Handlichkeit, Stabilitaet und Aufbewahrung. Eine Chipkarte ist m.E. wesentlich praktikabler. Zumal sich damit auch eine multilingualitaet bewerkstelligen liesse. In Deutschland weniger akut als in Belgien, aber ich wuerde es schaetzen bei einem Unfall in der Wallonie meine Informationen auf der Karte in franzoesisch zu haben.

    Ein weiterer Vorteil der Karten, abseits der Krankeninformationen, ist das sie die Kommunikation wesentlich vereinfachen und die Abwicklung beschleuningen.
    Heisst ich finde es einfacher meine SIS Karte vorzuzeigen, als einen kleinen Papierkrieg zu haben. [Daneben habe ich noch eine Karte meiner Krankenhaus-Krankenkasse]

    Einem zuvor geposteten Link nach hat der Patient in Deutschland durchaus das Recht zu kontrollieren welche Daten auf der Karte verfuegbar gestellt werden, und ueber Arzt Besuche auch die Option die aktuell zu halten.

    Letztlich sehe ich derzeit keine grundlegende Gefaehrdung der Datensicherheit welche ueber die bisherigen Verhaeltnisse hinaus geht.

    "Fahren wir mit dem Zweisitzer oder dem Combi?"
    "Ach Schatz, nehmen wir doch das General Utility Non-Discontinuity Augmented Maneuvering System."

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  • Zuerst mal geht es hier ja nicht um eine SIS Karte, sondern um einen Ersatz der Krankenkarte, also wäre beides auf einer KArte vereint.

    Deine Argumente für die Chipkarte kann ich keineswegs nachvollziehen. Die WHO hat unlängst einen Internationalen Notfallpass vorgeschlagen. Diese wäre in den Sprachen Englisch, Französisch und der jeweiligen Landessprache gehalten. Die Vorteile liegen eigentlich auf der Hand. Die GEsundheitskarte kann beschädigt durch Magnetfelder gelöscht oder sonstwie unbrauchbar gemacht worden sein ohne das Du es mitbekommen hast. MIt Papier geht das nicht. Papier ist international einsetzbar, die eGK wird das niemals sein, denn die Länder einigen sich auf keine Standards sondern jeder lässt zur Förderung der eigenen IT Wirtschaft ein eigenes System entwickeln. Somit ist keine Interoperabilität gegeben und imho wüsste ich auch nicht das angedacht wäre da zig Sprachen drauf gespeichert werden und meines Wissens nach ist es auch kaum möglich da der Kartenspeicher bereits mit dem was drauf ist so gut wie voll ist. Papier hat noch einen weiteren Vorteil, es ist in Extremsituationen besser handhabbar. Bei einer Überlastung der Krankenhausaufnahme dürfte es wesentlich schneller gehen eine Hand voll Ausweise vor sich auszulegen als einige KArten durch den Leser zu ziehen, zu warten bis die Datensätze da sind und sie wieder zu schließen. Im übrigen setzt die Funktionsfähigkeit der Karten voraus das die Internetanbindung funktioniert, das Strom vorhanden ist, das der Server erreichbar ist und natürlich das der Rechner nicht abstürzt. All das sind Dinge die heute nicht gegeben sind. All das kommt in der Praxis vor.

    Ich weiß jetzt nicht welchen Link Du meinst, aber ich weiß das nicht angedacht ist das für PAtienten die Datensätze nicht einsehbar sind. Warum das?
    Das Aktualitätsproblem sprichst Du ja selber aus, ich habe die Option das ganze über Arztbesuche aktuell zu halten. Ich muss es aber nicht und selbst kann ich es nicht. Auf der anderen Seite wird sich aktuell auch beschwert das die Deutschen zu oft zum Arzt gehen, wie geht das zusammen? Du kannst nicht vorraussetzen das jeder regelmäßig zum Arzt geht wenn sich etwas an seiner Medikamentierung verändert. Der Arzt kann genauso einen Fehler im Datensatz machen und ich kann es nicht kontrollieren.

    Ich halte es übrigens auch für schwierig z.B. einem behinderten oder alten Menschen zuzumuten da irgendwelche Pinnummern in kleine Tastenfeldern zu fieseln um die Datensätze schreibbar zu machen.

    Letztendlich macht die Karte auch den Praxisalltag komplizierter weil es mehr Zeit kosten wird mit der Karte umzugehen als derzeit erforderlich (Berichte der Pilotpraxen). Ärzte bekommen von den Peripheriekosten nichts erstattet was vor allem kleine Praxen treffen wird.

    Naja und letztendlich bleibt auch die Frage nach der Dauerhaftigkeit dieser Lösung. Wie oft werden wir neue Karten brauchen weil entweder die Krypto gebrochen oder einfach die Technik so veraltet ist das die Geräte von modernen Betriebssystemen nicht mehr unterstütze werden bzw. die Medien nicht mehr erhältlich sind (Stichwort Diskette)?

    Das Du keine Gefährdung der Datensicherheit siehst finde ich bei den Datenskandalen der letzten Jahre von z.B. der Telekom schwer überraschend. Was macht Dich so sicher das nicht bald jemand wie es z.B. in UK öfter passiert mal eine DVD mit 20 Millionen Krankendatensätzen auf nem Flughafen verliert? Ich möchte meine Krankenakte nicht im Umlauf von Datenhändlern haben.
    Vielleicht wird auch den USA oder einem anderen Land mal einfallen am Beispiel des SWIFT Abkommens doch mal die Gesundheitsdatensätze von bestimmten Bürgern (z.B. bei der Einreise) abfragen zu wollen.

    Nein ganz ehrlich das birgt alles zu viele Gefahren und zu wenig Nutzen, aber in meinen Augen geht es hier um gezielte Datensammelei und nicht zuletzt Wirtschaftsförderung auf Kosten der Bürger.
    Im übrigen bliebe ja auch abzuwarten ob das System dann überhaupt einer VErfassungsbeschwerde stand hielte.

  • Also mein Eindeutiges Pro für eine solche Karte beruht auf meiner Erfahrung von vor drei Jahren.
    Da gings mir ziemlich dreckig und ich wurde von Hinz zu Kunz zu Pilatus geschickt. Und praktisch jedes mal (es waren locker an die 9-10 mal) dürfte ich wieder
    meine gesamt krankengeschichte runterbeten und dürfte auch bloß nicht vergessen, was Arzt X mir verschrieben und Arzt Y mit mir gemacht hat. Wäre das Alles zentral, schnellabrufbar gespeichert gewesen,
    hätte MIR das viel Mühe erspart und den Ärzten die ein oder andere Fehlentscheidung...

    R:

  • Zitat

    Zuerst mal geht es hier ja nicht um eine SIS Karte, sondern um einen Ersatz der Krankenkarte, also wäre beides auf einer KArte vereint.


    Die SIS Karte entspricht dem Sozialversicherungsausweis in Deutschland und enthaelt den Versicherungsstatus.

    Insofern ist es mir durchaus klar das es nicht um die SIS Karte geht.
    Es wuerde aber nicht schaden, wuerde auf die SIS Karte auch die Kranken Information geladen.

    Zitat

    Die GEsundheitskarte kann beschädigt durch Magnetfelder gelöscht oder sonstwie unbrauchbar gemacht worden sein ohne das Du es mitbekommen hast. MIt Papier geht das nicht.


    Papier altert ebenso und ist anfaelliger fuer Schaden.
    Mein belgischer Verblijfsbewijs, sieht nach kaum 5 Jahren zerschmoddert wie noch was aus und beginnt zum Altpapier zu werden.
    Im Vergleich dazu sieht mein Bank Kaertchen, Kredit Karte, SIS Karte, Medi-Karte und selbst die billigen Kundenkarten aus wie geleckt und funktionieren ueber dies hinaus auch noch. Zudem passen die in meine Geldboerse, der Ausweis nicht.

    Mir wuerde es gefallen wenn auch mein Reisepass, Fuehrerschein oder andersweitige Ausweise Karten waere.

    Zitat

    Papier ist international einsetzbar, die eGK wird das niemals sein, denn die Länder einigen sich auf keine Standards sondern jeder lässt zur Förderung der eigenen IT Wirtschaft ein eigenes System entwickeln.


    Die Aussage halte ich fuer unhaltbaren Unsinn.
    Wenn sie wollen kriegen sie einen Standard hin.
    Egal ob es eine Gesundheitskarte ist oder der europaeische Fuehrerschein.

    Zitat

    Somit ist keine Interoperabilität gegeben und imho wüsste ich auch nicht das angedacht wäre da zig Sprachen drauf gespeichert werden


    Nein, muss es nicht.
    Anstelle das man darauf speichert Allergie: "Nickel" hat man einen Bereich fuer Allergien, dort steht dann nicht Nickel sondern der medizinische Fachbegriff oder eine Referenz. Die Referenz gibt dann an was angezeigt wird.

    So aehnlich wie die Tankstellen Anzeige erkennt das ich deutsch spreche obwohl meine Bankkarte belgisch ist.

    Zitat

    Papier hat noch einen weiteren Vorteil, es ist in Extremsituationen besser handhabbar.


    Nein, die Leute studieren meinen Pass und Verblijfsbewjis als waeren das Aliens.
    Dann dauert es selbst beim Verblijfsbewijs bis sie die richtige Nummer gefunden haben.
    Waehrend saemtliche Daten wie Heimatland und Geburtsstadt offen liegen ("Oh, sie kommen aus Koblenz" am Post Schalter beim abholen eines Pakets ist schon irgendwo ungewoehnlich.).

    Auch ist es einfacher wenn ich meine Karte durch den Scanner ziehen lass, als mich mit den Stickern abzuplagen. [Die auch vom Alter angefetzt sind]

    Zitat

    Im übrigen setzt die Funktionsfähigkeit der Karten voraus das die Internetanbindung funktioniert, das Strom vorhanden ist, das der Server erreichbar ist und natürlich das der Rechner nicht abstürzt. All das sind Dinge die heute nicht gegeben sind.


    Selbst das funktioniert in der Praxis.
    Von Polizisten die per Geraet direkt Strafen abbuchen, Zustellern die ein Geraet zum abzeichnen haben, Restaurants mit Karten Option, Tankstellen und sogar dummen Parkuhren.

    Hinzukommt das so eine Karte auch offensichtliche Informationen hat.

    Zitat

    Ich muss es aber nicht und selbst kann ich es nicht.


    Was auch gut ist.
    Schliesslich bist du kein Arzt.
    Nun und wenn man nicht zum Arzt geht dann sind Karten, Papiere und der Rest egal.

    Zitat

    Ich halte es übrigens auch für schwierig z.B. einem behinderten oder alten Menschen zuzumuten da irgendwelche Pinnummern in kleine Tastenfeldern zu fieseln um die Datensätze schreibbar zu machen.


    Die schaffen das auch mit Bankkarten.
    Und man kann es so gestalten das sie die Nummer selbst waehlen duerfen. Wie bei meiner Bankkarte.

    Zitat

    Letztendlich macht die Karte auch den Praxisalltag komplizierter weil es mehr Zeit kosten wird mit der Karte umzugehen als derzeit erforderlich (Berichte der Pilotpraxen).


    Bericht aus der Praxis:
    Es macht die Abwicklung einfacher und uebersichtlicher.
    Meine Aertzte haben kein Problem die Karte durch den Scanner zu ziehen, und weil sie ihren Befund gleich in ein PC System hacken, macht es auch nichts wenn ein Arzt mal im Urlaub ist oder ich zu nem anderen muss.

    Zitat

    Naja und letztendlich bleibt auch die Frage nach der Dauerhaftigkeit dieser Lösung.


    Wie oft hast du bisher neue Bank oder Kreditkarten gebraucht weil der Krypto gebrochen oder die Technik veraltet ist?

    Zitat

    Was macht Dich so sicher das nicht bald jemand wie es z.B. in UK öfter passiert mal eine DVD mit 20 Millionen Krankendatensätzen auf nem Flughafen verliert?


    Die kann er auch jetzt schon verlieren.

    "Fahren wir mit dem Zweisitzer oder dem Combi?"
    "Ach Schatz, nehmen wir doch das General Utility Non-Discontinuity Augmented Maneuvering System."

    .. Virtuelle Ameisen züchten ..

  • Da ich selbst auch des öfteren, als Patient, mit Ärzten zu tun hatte kann ich mir durchaus vorstellen daß eine Karte auf den ersten Blick viele Vorteile bringt - die "Abwicklung" könnte durchaus schneller vonstatten gehen & man müßte tatsächlich nicht ständig seine Krankengeschichte erzählen.
    Nur glaube ich nicht daß es um eine wirkliche Verbesserung der Situation der Patienten geht, sondern eben vielmehr um die Erhebung von Daten.
    Die zentrale Speicherung der Daten ist, meiner Meinung nach, das Hauptproblem bei der ganzen Sache.
    Man kann sich gern darüber streiten ob Dokumente, bzw. Ausweise und dergleichen, nun in Papierform oder als Chipkarten sinnvoller sind.
    Ich halte aber das Sammeln von Daten für höchstproblematisch - man weiß ja nie was mit all diesen Daten wirklich passiert & wer sie wofür benutzt. Nach den diversen Datenskandalen, bei denen Daten ja auch an den meistbietenden verschachert wurden (wahrscheinlich immer noch werden...) ist mir ein wenig mulmig zumute, wenn ich daran denke daß man die medizinischen Daten aller Bundesbürger irgendwo zentral speichert, ohne das wirklich gewährleistet ist daß sie nicht mißbraucht werden können.
    Und ich glaube kaum daß ausgerechnet die FDP sich der Wirtschaft in den Weg stellen wird, falls diese einen begehrlichen Blick auf die Daten riskiert. Immerhin ist die FDP ja im Grunde nichts weiter als die parlamentarische Vertretung der Großkonzerne & im Zweifelsfall immer auf deren Seite - also z.B. auf seiten der Pharmaindustrie (und nicht des Patienten).

  • Also ich seh das mit Chipkarte ähnlich wie Teylen.

    Letztendlich ist es für den Arzt einfacher die Krankendaten digital in seinen Rechner zu ziehen und sie dort lesbar(!) zu haben als sich durch Papierakten durchzuwälzen. (Sehr spannend wenn er dann die Schrift des Kollegen nicht entziffern kann)

    Was die Technik und die Sicherheit angeht, so zeigen uns Kreditkarten mit denen man schliesslich an jedem(!) ATM weltweit Geld abheben kann, dass es technisch machbar ist und zumindest so sicher, wie der User sich mit seiner Karte verhält.

    Papier ist definitiv die schlechtere Wahl, weil:

    - schneller unleserlich oder zerstört
    - diese Daten können schon gelesen werden wenn jemand nur den Geldbeutel findet in dem sie sind
    - nicht immer übersichtlicher und damit leicht zu handhaben
    - Daten müßen wieder händisch vom Papier in den Rechner übertragen werden.

    Definitiv Pro Karte!

    :) Erik

  • Trotz aller Bedenken haben Karten einen Vorteil: Man kann drauf speichern, wer was schon verschrieben gekriegt hat!
    Die Sache ist die, daß viele Medikamente komisch miteinander wirken. Heath Ledger hat sich ja damit sogar ein Ticket in den Himmel gezogen, dabei hätte z.B. Terry Gilliam ihn hier auf der Erde noch dringend gebraucht.....
    Außerdem ist es schon ein Problem, daß viele Sachen doppelt und dreifach verschrieben werden.
    Ich gebe zu, ich bin auch so ein Held, ich kann mir Medikamentennamen nicht merken und HASSE es generell, zum Arzt zu gehen, deswegen bringe ich beim Arzt auch nur schwer raus, was mir irgendein anderer schon verschrieben hat.
    Und wenn man im Beipackzettel liest, daß man das nicht mit dem nehmen darf, ist es kostentechnisch schon zu spät: Man hat das Medikament ja schon aus der Apotheke geholt...

  • Ich habe leider im Moment wenig Zeit, aber ich empfehle wirklich jedem sich mal folgenden Podcast dazu anzuhören http://chaosradio.ccc.de/cr115.html . Zu gast ist dort Security Experte Thomas Maus der sich lange mit dem Thema beschäftigt hat. Er ist auch unter den Ärzteverbänden anerkannt und kann als Sachverständiger angesehen werden. Wer nach diesem Podcast noch dafür ist dem ist aus meiner Sicht nicht mehr zu helfen.

  • Er ist aber immerhin noch die charismatischste Personalie der FDP, und es wäre wahrscheinlich rein PR-technisch klüger für die Partei gewesen, ihm den Posten des Gesunheitsministers zu geben. (Qualifikation und der darausresultierende Nutzen für das Volk spielt bei der Ministervergabe ja anscheinend sowieo keine Rolle mehr, wenn ein Dr.Med. einfach mal so aus Prestigegründen zum Wirtschaft-Resort wechselt). Und das eigentliche Probem der FDP, genannt Außenminister Westerwelle, gibt es immernoch. Aber das ist wahrscheinlich schon Vorbereitung für den Wahlkampf - in den 2013 zu gehen, mit dem Versprechen dass Guido seinen Posten nicht weiterführen wird, könnte das Ergebnis wieder in ungeahnte Höhen treiben. 4% oder so.

  • Christian Lindner nutzt das Sommerloch und versucht, dem 'Mitfühlenden Liberalismus' Konturen zu geben: klick

    Im Grund macht er dabei noch nicht einmal viel falsch. In einer Zeit, in der sich die anderen Parteien bedeckt halten, nutzt er die relativ große Vakuum aus und positioniert seine Partei dort, wo man sie vermutet und unterstreicht die Ausrichtung: Selbe Ziele unter neuem Namen. Ich glaube, das ist im Moment auch das einzige, was die FDP bis zur nächsten Wahl auch wirklich machen kann. Versuchen, das Kernklientel soweit in Bewegung zu versetzen und dort das Vertrauen zu stärken in der Hoffnung, dass potentieller Wählerschaften die Summe von fünf Prozent überschreiten. Etwas Anderes ist auch gar nicht mehr möglich.

    Die überstarke CDU/CSU hat keine Chance verpasst, ihrem Koalitionspartner intern wie auch medial abzuwatschen. Wie schon in der großen Koalition erscheinen alle positiven Entscheidungen als Verdienst der CDU, alle Mängel werden auf die Partner geschoben. Die Kernwählöerschaft der CDU hat sich Mengenmäßig nur marginal verändert, immer leiden die Partner unter der übermäßig stark erscheinenden Mutterpartei. Man muss aber auch sagen, dass die FDP daran nicht unschuldig ist. Im Grunde war die Aussage: Die Einzige mögliche Option ist die CDU. Geht man mit einer solchen Ausrichtung in Verhandlungen, ist es kein Wunder, dass man über den Tisch gezogen wird. 'Nur mit Uns? Dann nur nach unseren Regeln!'. Hier wäre klüger gewesen, vor zwei Jahren mehr Spielräume offen zu lassen.
    Das scheint die FDP ja auch langsam verstanden zu haben, in welche Sackgasse sie sich manövriert hat. Vor ein paar Wochen wurde bereits mit der SPD geliebäugelt, worauf sich Mama-CDU wieder einmal aufplusterte und diese Impertinenz deutlich rüffelte. FDP, know your role and shut your mouth... Während sich Schwarz ohne größere Probleme Richtung Grün öffnen durfte.

    Ohnehin finde ich Lindner als Westerwelle-Nachfolger aus mehreren Gründen verfehlt. Zum Einen ist klar, dass es eine wirkliche Neuausrichtung der FDP mit ihm, Rössler usw nicht geben wird, wurde er doch schon im Vorfeld als Guido-Ziehkind/Klon/wahtever dragestellt. Und das scheint sich ja auch durchaus zu bestätigen. Daraus resultiert ein anderes Problem: Sollte es ihm nicht gelingen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen (wonach es gerade überhaupt nicht aussieht), hat man durchaus großes Potential verbrannt, denn es wird eventuell SEINE Partei sein, die unmögliches schaffen könnte: Aus der Regierung unter die fünf Prozent. Damit hätte seine Karriere ein doch sehr schnelles Ende gefunden.

    Für wen steht die FDP? Man kann es zur Zeit nicht anders sagen: Für den Neoliberalismus und seine davon profitierenden Anhänger. Bisher konnte aber das offensichtliche Scheitern dieser Wirtschattheorie nicht erklärt werden. 2005 wurde postuliert, Irland, Portugal und Griechenland hätten DAS Wirtschaftsmodell der Zukunft, heute steht der finanzielle Kollaps vor der Tür. Leider hat das nicht unbedingt zur Selbstreflektion geführt, und man versucht die Mechanismen immer noch zu kopieren. Das Problem ist: Die wirkliche davon profitierende Schicht tendiert zur Zeit wirklich gegen fünf Prozent. Diese verlieren aber immer weiter das Vertrauen in ihre Partei, da diese sich als nicht Durchsetzungsfähig erweist. Nicht einmal gegen ihren eigenen Kaolitionspartner. Ob sich das ändert wird man erst im Herbst sehen können.

    Was würde ich mir wünschen? Ich will eigentlich nicht, dass die FDP im Orkus der Unwichtigkeit verschwindet. Bis vor einigen Jahren war die FDP immer eine wählbare Alternative, und ich bin der Meinung, dass so etwas auch benötigt wird. Das hätte aber auch eine aufwendige Umstrukturierung zur Folge, für die ich im Moment nur eine Lösung sehe: Leutheuser-Schnarrenberger. Sie macht eigentlich immer einen verdammt guten Job, hat sich als Liberale etabliert und könnte, wenn man die FDP um sie, ihren Flügel und ihre Politik herum neu aufbaut, die Partei wieder aus dem Loch heraus holen. Oder, um es simplifizierter auszudrücken: Das 'Neo' streichen und wieder 'Liberal' werden. Ich denke aber, sie ist auch gleichzeitig klug genug, damit bis nach der Wahl 2013 zu warten. Sie sollte schließlich nicht die Person sein, die die FDP an die Wand gefahren hat.