Bedingungsloses Grundeinkommen

  • Hallo,

    bin was das Thema "Bedinungsloses Grundeinkommen" angeht nicht wirklich Firm, aber da das Thema kurz in einem Whocast hochkam und man auch immer wieder das ein oder andere Schlagwort an die Oberfläche treiben sieht, wollte ich doch da mal fragen, ob sich wer gut / besser damit auskennt. Denn mir drägen sich da einge Fragen auf, die mir bisher niemand wirklich beantworten konnte (auch mein dad nicht, der sich schon eine lagne Vortrag zu dme Theam anhören durfte).

    Ich fang mal mit den zwei Hauptfragen an, an die sich noch ein paar andere anschließen würde. Aber vielleicht werden sie ja so gut und allumfassend beantwortet, dass das gar nicht mehr nötig ist.

    1) In welcher Höhe soll das Grundeinkommen veranschlagt sein
    2) Wie soll es sich finanzieren?

    R:

  • Der große Experte bin ich zwar auch nicht, kann aber erstmal neben einen Blick auf grundeinkommen.de auch den HR2-Der Tag Podcast zu diesem Thema empfehlen.

    Zu den Fragen; die Höhe ist natürlich das größte Fragezeichen an der ganzen Sache. Die hängt letztendlich davon ab, was nach der Systemumstellung herauskommt und wieviele in Deutschland Anspruch auf dieses Grundeinkommen haben würden. Angepeilt werden ja immer so Beträge von 750€-1000€; also genug, um Miete, Krankenversicherung, Essen, Kleidung und Informationen zu bezahlen, aber eben kein Betrag, mit dem sich die meisten in Deutschland - und das ist der springende Punkt, der gern von Kritikern dieser Idee übersehen wird, zufrieden geben werden. Der Mensch ganz generell, und explizit auch noch mal in unseren Breitengraden will immer mehr, vorallem mehr als sein Nachbar. Und gerade wenn der den selben Grundwohlstand wie man selbst aufweisen kann, dann wird aber Arbeiten gegangen und Geld verdient, bis sich die Balken brechen. - deshalb, um schon mal diesem Gegenargument vorwegzugreifen, muss man wahrscheinlich wenig Angst haben, dass sich bei der Einführung des BLG im Lande dann alle auf die faule Haut legen würden, zumal natürlich auch weiterhin der Wohlstand erarbeitet werden muss, den man sich als Rentner mal gönnen möchte.

    Und wie das finanziert werden soll - da gibt es ja verschiedene Modelle, wie z.B. das Ulmer Modell, oder der Vorschlag des DM-Chefs, eine Waren-Steuer von 50% zu erheben. Grundsätzlich gilt wohl aber immer, dass das Grundeinkommen Arbeitslosengeld, ALG2, Rente, Bafög und alle weiteren Sozialleistungen des Staates ersetzt. Dieser riesige Patzen Geld, und die damit verbundenen Einsparungen in der Bürokratie - denn die ganzen, dafür zuständigen Ämter mit ihrer Millionen-verschlingenden Zettelwirtschaft wären natürlich Geschichte, dieser Mix aus Geld, was der Staat sowieso schon für lau zahlt, und den Einsparungen, würde das Grundeinkommen zu großen Teilen stützen.

    Das heißt natürlich auch, dass das Grundeinkommen Verlierer hätte - neben den Beamten vorallem die Rentner, deren Rente über den Grundeinkommen liegen würde. Nur nachdem ja heutzutage schon klar ist, dass wir alle sowieso vor diesem Problem stehen werden, mal wenig Rente zu bekommen und uns zusätzlich privat darum kümmern sollten, ist das letztendlich dann nur das Vorziehen eines Zustandes, der sowieso kommen wird. - nicht der einzige im übrigen. Denn neben der fallenden Rente wird ja z.B. von vielen Seiten auch darauf gepocht, das ALG2 deutlich zu erhöhen, weil es für die Grundversorgung nicht ausreicht. Und neben der Linken, die das ALG2 durch ein Grundeinkommen ersetzen, spricht sich z.B. auch die FDP für ein Grundeinkommen (wenn auch nicht bedingungslos) und die Pauschalisierung von Sozialleistungen aus, weil es anders bald gar nicht mehr zu finanzieren ist. Wir haben also von verschiedenen politischen Seiten, wie auch ganz generell schon lange den Trend, zumindest den Bereich der Sozialleistungen auf Grundeinkommen umzustrukturieren. Und sollte diese Umstrukturierung irgendwann mal vollzogen sein, wird dann natürlich das Thema, wie auch eine realistische Überprüfung dessen im Raum stehen, ob man diese Sozialleistung nicht auf alle Bürger ausweiten kann. Ich denke erst dann wird man entgültig klären können, wie hoch die Auszahlung und wie sie zu finanzieren ist, und ob es wirklich funktionieren kann.

  • Hallo,

    Zitat

    So sollten wir auf einem Level in die Diskussion starten können.

    Sollte von meiner Seite aus keine Diskussion werden. Wer mag kann das natürlich gerne tun. Ich wollte, wie gesagt, nur 1-2 Frage beantwortet haben.
    Beim Überfliegen der genannte Seiten wurden vieel davon beantwortet - aber auchein paar neue aufgetan. Vielleicht findet sich die Antworten bei genaueren Studien der gleichen, aber wie gesagt - so wichtig war es mir nicht. Viele Probleme wurden ja auch direkt im Text angesprochen.

    Aber vielleicht zwei noch - so jemand die Antwort direkt zur Hand hat - und nicht mit noch mehr Webseiten um sich werfen muss ;)

    Finanzierung durch Einsparung der Bürokratie:

    Hier ist die Rede von 115.000 Mitarbeitern, die unnötigerweise Kosten verursachen. Da frag ich mich jedoch, wie man DA was einsparen will? Will man die Umbringen? Im Text selbst ist die Rede davon, dass man sie anderen (staatlichen) Stellen einsetzen könnte (wo sie ja dann AUCH Gehalt + BGE kriegen würden) und selbst wenn man die alle entlässt, kosten sie ja dann zumindest noch das BGE und wenn man das tatsächlich mit 700-1000 € einsetzt ist das immer noch wesentlich mehr als die Hälfte des Gehaltes vieler angstellten im öffentlichen Dienst.


    Und 2.

    Zitat

    Der Mensch ganz generell, und explizit auch noch mal in unseren Breitengraden will immer mehr, vorallem mehr als sein Nachbar.

    Das ist aber auch Argumentation nach dem Prinzip Hoffung, oder? (Und das Argument gerade von Dir?) Das Argument greift vielleicht bei Leuten die jetzt schon Jobs haben, bei denen man wesentlich MEHR verdient als der Betrag des BGE sein wird. Aber beklagt nicht gerade der linke Flügel immer, dass ein großer Teil des Landes eben NICHT viel verdient, sondern sehr wenig? Ich denke nicht, dass sich jemand, der jetzt mit eine "Scheissjob" Ach und Krach seine 1000 - 1200 im Monat macht, sich noch dazu aufrafft den weiter zumachen, schon gar nicht, wenn ihm nach dem Prinzip der Negativen Einkommensteuer der Stundenlohn immer niedriger wird, je mehr er dazuverdient.

    Jetzt ist das logische Argument vermutlich, dass man "Scheissjobs" dann einfach besser bezahlen sollte, damit überhaupt jemand die macht - und da nicht der große Notstand ausbricht (wenn ich mir gerade vor Augenrufe, wie die Leute schriene wie am Spieß, weil keine Zivis mehr da sind). Aber da frag ich dann wieder (und ich denke nicht zu unrecht) nach der Finanzierung. Betrifft ja auch nicht nur Sachen wie "Altenpflege", etc. sondern auch Putzkräfte, ggf. verschiedene Jobs in der Müllindistrie und Produktion.

    Wie gesagt, vielleicht gabs da ne tatsächliche Lösung auf den Webseiten - beim ersten drüberlesen hab ich leider keine gesehen... aaaaaaaaber vielleicht kann mich da ein Gelehrter auf den richtigen WEg führen :)

    R:

  • vielleicht hilft dir das ja auch weiter:

    http://www.unternimm-die-zukunft.de/index.php?id=56
    das ist die webseite von Prof. Götz W. Werner , dem chef von DM der mehrer bücher zu dem Thema geschrieben hat und auch durch Deutschland mit Vorträgen zu dem Thema reist

    oder du folgst mal http://twitter.com/#!/bgekoeln bzw für Düsseldorf http://twitter.com/#!/BGEDuesseldorf die haben beide meines wissen nach auch offline treffs wo man sich ausfführlicher informieren kann.

  • Hallo,

    danke für den Tipp. Aber google hätte ich das schon selber bemüht, wenn ich tatsächlich viel Zeit in so ein Thema würde investieren wollen.
    Hatte nur gehofft, dass mir jemand (vor allem von den glühenden Befürwortern) ein paar einfach Fragen beantworten könnte.... Naja vielleicht schaffts ja noch jemand :)

    R:

  • Finanzierung durch Einsparung der Bürokratie:
    Hier ist die Rede von 115.000 Mitarbeitern, die unnötigerweise Kosten verursachen. Da frag ich mich jedoch, wie man DA was einsparen will? Will man die Umbringen?


    Das wäre schon mal eine Möglichkeit. Oder aber -was vielleicht noch besser ist- man setzt die Einstellung/Verbeamtung neuer Beamter komplett aus; dann wird die Zahl der Mitarbeiter auf Grund In-Rente-gehens oder aus sonstigen Gründen innerhalb von ein paar Jahren automatisch auf die Zahl schrumpfen, die man gern hätte. In dieser Übergangszeit gibts da natürlich dann noch ein Minus, aber dann eben irgendwann nicht mehr.
    Im übrigen bestehen die Einsparungen im Bereich Bürokratie/Verwaltung ja nicht nur aus den Gehältern, sondern auch aus Einsparungen von Material - Papier, Computer, Gebäude, Strom oder BRIEFE (Wieviel Steuergelder wohl pro Jahr für den Briefverkehr draufgehen, wenn die ARGE z.B. schon an sämtliche ALG2-Bezieher einen Info-Brief schickt, wenn sich der Satz um 1-2 Euro erhöht hat... Dazu 2x pro Jahr ALG2-Fortführungsantrag, dessen Bestätigung, und die darauf folgende Einladung beim Betreuer...usw...) Und das alles im übrigen ja auch z.B. im juristien Bereich, weil sämtliche Klagen gegen ALG2-Leistungen wegfallen, etc.

    Und das wäre nur der Anfang - denn man könnte im nächsten Schritt dann beginnen, Gelder, die sowieso von allen bezahlt werden, gleich automatisch vom Grundeinkommen abzuziehen, wie z.B. die kommende GEZ-Pauschale, oder gar -sollte es sowas mal geben- den einheitlichen Krankenkassenbeitrag. Geldbewegungen im Bankbereich kosten ja auch - und die Kosten würden ja dann wegfallen. Das Einsparungspotential ist also durchaus groß, selbst wenn man erstmal noch 10-20 Jahre braucht, um die Beamten loszuwerden.

    as ist aber auch Argumentation nach dem Prinzip Hoffung, oder? (Und das Argument gerade von Dir?)


    Was heißt denn hier -gerade von Dir?- ? Dass der Mensch gierig ist, hab ich noch nie geleugnet. Und das trifft natürlich auch auf die zu, die zur Zeit noch wenig verdienen. Gerade die haben doch dann ne Menge nachzuholen. Und dazu kommt, dass dann sicherlich auch gewisse Dinge teurer werden, sodaß jemand, der heute mit 1000€ hinkommt, in einem Grundeinkommen-Staat mit Selbigen in einigen Bereichen nicht mehr den Lebensstandard halten kann.

    Was die Scheißjobs angeht, ist das aber tatsächlich ein Problem. - nicht die Finanzierung; um z.B. das doppelte Gehalt der Klofrau zu bezahlen, wird dann eben doppelt soviel Eintritt verlangt. (der von den Klogängern nur erbracht werden kann, wenn sie weiterhin arbeiten. ;) )
    Aber natürlich, die richtig miesen Jobs würde auch beim doppelten Gehalt niemand mehr machen wollen. Da müsste man wohl dann Kräfte aus dem armen Ausland kommen lassen, was aber auch nicht gerade die feine Art ist.

    Ein weiteres Problem sehe ich persönlich darin, dass die Industrie das natürlich maßlos ausnutzen würde. Bei den Leuten ist Geld zu holen ? - also machen wir mal unsere Produkte teurer. Und plötzlich würde das Grundeinkommen nicht mal mehr für einen unteren Lebensstandard reichen. Deshalb wären dann wohl den Schlüsselindustrien vom Staat Vorgaben zu machen. Da darf z.B. der Metzger zwar weiterhin seine Edelwurst verkaufen, muss aber gewährleisten, dass auch ausreichend Billig-Wurst im Regal liegt. Gleiches gilt für Strom, Wasser, Gas, Telefon - wenn man die nicht verstaatlichen will, müsste man denen allen Vorgaben machen.
    Und das ist das wohl Kniffligste an der Angelegenheit - Gefahren vorherzusehen und die richtigen Vorgaben zu treffen, um das Grundeinkommen zu schützen. Da bin ich auch etwas skeptisch, ob man wirklich alle Geier im Vorfeld benennen kann, die sich auf das Geld stürzen werden.

  • Ursprünglich kam das Konzept aus Rudolf Steiners "Dreigliederung des Staates", eine philosophische Ausarbeitung einer gerechteren Gesellschaft und Wirtschaft, die auf einem optimistischen Menschenbild basiert. Götz Werner, Gründer von DM, ist selber Anthroposoph und das Konzept des Grundeinkommens als Konsequenz zu Rudolf Steiners Ausführungen publik gemacht. Daraufhin haben sich auch alle anderen auf das Thema gestürzt, jedoch jeder aus einem anderen Verständnis heraus.

    Es ist sehr sinnig, sich mal mit der DM-Unternehmensphilosophie auseinanderzusetzen. Da haben "stinknormale" Kassiererinnen in ihrer Ausbildung Schauspielunterricht, erlebnispädagogische Kurse, künstlerische und musische Fächer. Dies alles weil Werner davon überzeugt ist, dass im Ungang mit Menschen gerade persönlichkeitsbildende Inhalte von wichtigster Bedeutung sind. Also alles sehr "waldorf"-orientiert.

  • zu dem Thema gibt es heute abend in 3Sat eine Dokumentation

    20:15
    Stereo-Ton16:9 Format
    Sein oder Haben
    Bedingungslos glücklich? - Freiheit und
    Grundeinkommen
    Film von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach

    "Was würden Sie arbeiten, wenn für Ihr Einkommen gesorgt wäre?": Auch in einer Zeit, in der man die großen Utopien ad acta gelegt hat, treiben neue soziale Ideen die Menschen rund um den Globus an. Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle Bürger eines Staates oder sogar für alle Menschen weltweit findet immer mehr Anhänger. Damit wären sie frei, bezahlt nur die Arbeit zu verrichten, die sie wirklich tun möchten, und könnten zugleich wichtige Arbeiten, die kaum oder gar nicht entlohnt werden, zum Wohle des Gemeinwesens umsonst leisten. Das stärkt die individuelle Verantwortung ebenso wie die gesellschaftliche Solidarität, sagen die Befürworter, und könnte auch zur Lösung der kommenden Wirtschafts- und Energiekrisen beitragen. In Deutschland und der Schweiz ist die Bewegung in den letzten Jahren stark gewachsen - das Engagement geht quer durch alle Parteien und Schichten. Im November 2010 beschäftigte sich sogar der Deutsche Bundestag mit einer Petition zum Grundeinkommen. Verschiedene renommierte Institutionen haben bereits Modellrechnungen vorgelegt, die zeigen, dass Grundeinkommen auch finanzierbar ist. Erste Versuche im Ausland verliefen erfolgreich.
    Der Film beleuchtet die aktuelle Diskussion mit prominenten Befürwortern und Gegnern und zeigt, wie aus einer utopischen Idee ein sehr reales, neues Lebensgefühl heranwächst.

    "Bedingungslos glücklich? - Freiheit und Grundeinkommen" ist der Auftakt der Themenwoche "Sein oder Haben", die danach fragt, welche Wirtschaftsordnung wir in Zukunft brauchen. Als nächste Beiträge dieser Themenwoche zeigt 3sat um 22.25 Uhr den französischen Spielfilm "Auszeit" von Laurent Cantet.

  • Der Deutschlandfunk hat eine sendung über das bedingungslose Grundeinkommen ausgestrahlt, welches es jetzt auch als mp3 zur Verfügung stellt: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/20…15_04d49ed2.mp3

  • Ist das hier eigentlich noch ein Thema, was die Leute interessiert? Es wird, denke ich, wieder stärker in den Fokus rücken, wenn und sollten es die ersten Staaten einführen. Wie gesagt, spricht hier noch jemand darüber, oder eher... gnah... lass mal... lieber Doctor Who?

  • Du kannst durchaus darüber sprechen und wenn jemand darauf Antworten will, dann wird er es auch tun, doch die Meisten haben ihre Meinung wohl bereits gepostet.

    Ich persönlich bin übrigens dagegen.
    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das ein Minimum an Geld, das jeder bekommt, egal was, oder ob er überhaupt etwas tut und naja, dafür gibt’s Sozialhilfe und Ähnliches bereits.

  • Der Witz ist ja, dass es "das eine Konzept" nicht gibt. Sondern verschiedene Ansätze und verschiedene Philosophien. Im Idealfall soll es die Menschen von der Erwerbsarbeit unabhängig machen. Dadurch sollen sie dem Beruf nachgehen, der sie interessiert und das soll zu einer höheren Produktivität führen. Ich finde das eine sehr gute Idee und hänge da immer noch der Utopie einer besseren Gesellschaft nach.
    Demgegenüber gibt es da Modell des Ersatzes von Transferleistungen, was dann immer als ein Sparmodell betrachtet wird. Da sehe ich dann nur noch praktisches Denken und nicht mehr eine Weiterentwicklung der Gesellschaft (wie das beispielsweise bei der Sozialversicherung geschehen ist.) Jedoch hat diese Lösung gegenüber den zur Zeit möglichen Transferleistungen einen großen Vorteil. Der oder die Betroffene müssen nicht mehr zur Arge betteln gehen. Und ich drücke mich bewusst so aus, denn obwohl jeder Anrecht auf
    ALG I und II hat, ist der Umgang der Mitarbeiter dort häufig ein Problem (auch weil die überfordert sind).
    Des Weiteren kommt hinzu, dass der ALG II - Empfänger so von einem Stigma befreit wäre. Er muss nicht mehr sagen, dass er Hartzer ist. (Klar, dann wird der Zwang zu arbeiten wieder steigen... alles hat Vor- und Nachteile)
    Grundsätzlich bin ich tatsächlich auf beide Versuche gespannt. Ich hoffe, sie werden umgesetzt und evaluiert. Ich fürchte jedoch, dass, sollten wir das bekommen, wir eher das zweite Modell in Deutschland bekommen, so wie es scheinbar Finnland jetzt ausprobieren will.

  • Ich bin für ein Bedinungsloses Grundeinkommen, aus verschiedenen Gründen, der Hauptgrund allerdings findet sich ganz am Anfang des Grundgesetzes. "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt." Und das Bundesverfassungsgericht hat bereits mehrmals die Regierung dazu gezwungen Hartz IV zu erhöhen, damit Menschen, die von diesem Programm leben, es auch in Würde tun können, da alles andere gegen den ersten Absatz des GG verstoßen würde. Aber wieso sollte dies nur für Leute, die von bestimmten Sozialhilfen leben müssen, gelten? Das ist die moralische Komponete. Die logische wäre die, dass wir eh schon fast da sind durch die vielen Sozialhilfeprogramme, die aber sehr viel mehr Mittel in Anspruch nehmen und sehr viel mehr bürokratische Hürden haben als nötig, da es halt so viele Programme sind. Ein Bedinungsloses Grundeinkommen wäre ein Programm, für das ein Amt unter einem Ministerium verantwortlich wäre. Fertig. Und dann ist da noch die wirtschaftliche/zukunftsorientierte Komponente: In der Zukunft werden immer mehr Jobs von Robotern und Computern durchgeführt werden, selbst Jobs, die viel Intuition und Feingefühl brauchen, werden in wenigen Jahrzehnten wohl oftmals mit AIs besetzt. Damit eine Wirtschaft immer noch funktionieren soll, braucht man Geld und Menschen brauchen Einkommen. Wie soll das also noch gesichert sein, wenn der absolute Großteil der Menschen keinen Job mehr haben? Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder Bedinungsloses Grundeinkommen oder jedem wird ein Roboter/Computer zugeteilt und man bekommt an Geld das, was dieser Roboter oder so erwirtschaftet hat.

    Und dieses Grundeinkommen sollte das absolute Minimum sein, um davon leben zu können, zumindest im derzeitigen Status Quo. Jemand der Vollzeit arbeitet sollte mit einem erhöhten (!) Mindestlohn immer noch mehr verdienen.

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  • Bei SternTV war ja erst vor ein paar Tagen die Chefin oder Pressesprecherin des deutschen Vereins für Bedingungsloses Grundeinkommen zu Gast, der Selbiges jetzt schon per Losverfahren einzelnen Personen ermöglicht. Leider ist diese Frau nicht sonderlich clever und konnte den Argumenten der Gegenseite, verkörpert durch einen bänkischen Anzugträger wenig entgegensetzen. Dabei war das gar kein so schweres Unterfangen, denn auf den Vorwurf, dass es ungerecht ist, wenn das Geld der Reichen einfach so an alle Bürger weitergeleitet wird, könnte man z.B. ganz prima entgegensetzen, dass es doch zur Zeit genau anders herumläuft. Stichwort Bankenrettung, wo alle Bürger ungefragt für die verzockten Milliarden der Highend-Geldschieber aufkommen müssen. Da wäre es doch zumindest mal gerechter, wenn diese Transferleistung umgedreht wird, hin zu den Menschen, die KEIN Geld verzockt haben, und die sich nicht weiterhin millionenschwere Manager- und Bonusgehälter zahlen.
    Angezweifelt wurde auch die Gerechtigkeit darin, dass Menschen Geld bekommen, obwohl sie Arbeiten. Ähm, schon mal was von der Pendlerpauschale gehört ? Von all den anderen Steuervergünstigungen und Abschreibungen, die arbeitende wie eigenständige Menschen bekommen ? Der Staat zahlt doch schon jetzt immer schön Geld an arbeitende Menschen. Und das gehört ja mit zum Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens, dass diese Zahlungen alle durch den einheitlichen Betrag ersetzt werden. Der Arbeiter muss sich nicht mehr durch 1000 ganz legale Steuertricks wühlen oder sich mit Behörden streiten, ob sein Wohnort fünf Meter zu wenig von der Arbeitsstelle entfernt ist, um Geld zu erhalten. Das gibts gleich so, und weil die steuerprüfenden und streitenden Beamten entfallen, die einmal oder gar zweimal im Jahr diese Millionen Anträge bearbeiten und wieder bearbeiten, können gleich noch ein paar Mark mehr gezahlt werden. Unter dem Gesichtspunkt klingt "Geld für Geldverdiener" gar nicht so verrückt, oder ?

    Zwei Kritikpunkte lasse ich aber gern gelten. Der Erste wäre die Frage, ob durch so eine Geldschenkung diverse Drecksjobs dann nicht völlig unattraktiv werden. Warum soll sich der Müllmann noch jeden Tag stinkenden Müll antun, wenn er auch ohne diesen Job über die Runden kommt. Bei SternTV fabulierte Prinzessin Grundeinkommen da etwas von sich selbst reinigenden Mülltonnen - das ist natürlich Quatsch mit Soße ! Die richtige Antwort darauf wäre erst einmal eine Schweigeminute einzulegen, denn das Argument heißt ja nichts anderes, dass unsere Gesellschaft nur deshalb funktioniert, weil es vielen Menschen so dreckig geht, dass sie jeden beschissenen Job machen. Und nach dieser Schweigeminute könnte man dann aber ersthaft mal über die Theorie nachdenken, ob die Attraktivität eines Jobs nicht auch vom Gehalt abhängig ist. Wenn man Drecksjobs endlich angemessen entlohnen würde, nämlich mit Gehältern, die sich von denen der DenGanzenTagDenHinternPlattsitzendenKrawattenträgern nicht unterscheiden würden, vielleicht sogar deren Gehälter übersteigen, weil die Arbeit des Müllmanns deutlich schwerer ist, dann würden sich auch Leute finden, die das machen. Es gibt Menschen, die sind schmerzfrei, und viel Geld verdienen halten tatsächlich sehr viele Menschen jedenzeit für eine sehr gute Idee. Bis es wirklich die selbstreinigenden Mülltonnen gibt, werden sich schon Leute finden, die diese Arbeit übernehmen.

    Der zweite Kritikpunkt ist weitaus problematischer, denn er tut vor allem denen weh, die typischerweise das Bedingungslose Grundeinkommen fordern. In dem Moment, wenn es in Deutschland das BG gäbe, würden alle Menschen der Welt höflich anfragen, ob sie nicht in Deutschland leben können. Und darauf könnte man wohl nur mit einer Maßnahme reagieren: Die Hürden für die deutsche Staatsbürgerschaft sehr, sehr, sehr, seeeeehr hoch ansetzen. Viele Jahre arbeiten und ohne finanzielle Unterstützung des Staates auskommen, erst dann gibts die Staatsbürgerschaft und damit das Grundeinkommen. Da bekommt der handelsübliche Linke natürlich Bauchschmerzen, aber ohne knallhartes Einwanderungsgesetz würde es wohl nicht mehr gehen.

    Ich bin schon sehr gespannt, wie die Länder, die mit diesem Thema experimentieren oder die Umsetzung vielleicht sogar tatsächlich sehr bald starten, mit diesen Problemen umgehen. Was sich aber auf jeden Fall zeigen wird, ist dass der Sprung vom Jetzt-Zustand zum Grundeinkommen gar nicht so weit ist, wie man vielleicht erst einmal denkt, und dass es sich eventuell sogar schon rechnet, wenn man erstmal nur ein paar Schritte in diese Richtung unternimmt; Zahlungen wie Hartz4, Bafög und Co. in eine bedingungslose Pauschale umändert, Steuervergünstigungen abbaut und in Pauschalbeträge zusammenfasst, die Menschen am unteren Ende der Gesellschaft psychisch entlastet. Könnte Deutschland alles innerhalb von 1-2 Jahre problemlos umsetzen und dann immernoch schauen, ob man noch weitere Schritte geht. Die AFD fordert preußische Tugenden für Schüler, ich fordere preußische Tugenden für Politiker. Bismarck hat es vorgemacht - nun sind Merkel und Gabriel an der Reihe, das deutsche Sozialsystem auf die nächste Stufe zu bringen ! ...Ohje, vielleicht warten wir damit doch noch ein bisschen, bis wieder fähigere Leute an der Macht sind...

  • Ohje, vielleicht warten wir damit doch noch ein bisschen, bis wieder fähigere Leute an der Macht sind...

    Das könnte nicht ein wenig dauern, wenn ich mir unsere Politik-Elite derzeit so anschaue. Da kommt wir fast schon wieder mein Frühstück hoch und mir vergeht die Lust aufs Mittagessen.

    In dem Moment, wenn es in Deutschland das BG gäbe, würden alle Menschen der Welt höflich anfragen, ob sie nicht in Deutschland leben können.

    Das hat die CSU bisher immer vor jeder neuen Sozialleistung und vor neuen Beitritten in den Schengen-Raum gesagt. Ist bisher noch nie so passiert. Aber ja, es sollte dann geklärt werden, wer unter welchen Voraussetzungen das BG bekommen würde. Muss man vorher gearbeitet haben oder einfach nur Staatsbürger sein? Oder sollte es für Staatsbürger direkt sein und für hier lebende Ausländer erst dann, wenn sie hier auch längere Zeit lang gearbeitet und Steuern und Sozialhilfeabgaben gezahlt haben? Ich bin eher für letztere Idee.

    Der Erste wäre die Frage, ob durch so eine Geldschenkung diverse Drecksjobs dann nicht völlig unattraktiv werden.

    Das ist Bullshit. Wie du bereits selbst angemerkt hast, sollte man diese Jobs vernünftig entlohnen, dann werden sie gleich automatisch attraktiver. Davon mal abgesehen, sollten arbeitende Leute, die 30 Stunden die Woche für einen Mindestlohn arbeiten immer noch mehr Geld haben als Leute, die vom BG leben. Punkt, da gibt es für mich auch keine vernünftige Argumentation dagegen, wer arbeitet und zwar länger als nur ein paar Stunden die Woche, hat auch mehr Geld verdient. Und als dritten Punkt, möchte ich da aber noch einmal einwerfen, dass viele dieser Drecksjob inzwischen doch sowieso immer weiter automatisiert werden, was für mich ein weiteres Argument für ein BG an sich ist.

    dass es ungerecht ist, wenn das Geld der Reichen einfach so an alle Bürger weitergeleitet wird,

    Ich möchte diese Leute, dann immer fragen, warum sie gegen die Polizei, Feuerwehr, öffentlichen Nahverkehr, öffentliche Straßen und Schienen sowie staatlich unterstützte Krankenhäuser sind. Das ist auch nichts weiter als die Umverteilung von Geld, auch der Reichen, an alle, einschließlich die ganz Armen.

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  • Aber ja, es sollte dann geklärt werden, wer unter welchen Voraussetzungen das BG bekommen würde. Muss man vorher gearbeitet haben oder einfach nur Staatsbürger sein? Oder sollte es für Staatsbürger direkt sein und für hier lebende Ausländer erst dann, wenn sie hier auch längere Zeit lang gearbeitet und Steuern und Sozialhilfeabgaben gezahlt haben? Ich bin eher für letztere Idee.

    Es heißt Bedingungslos, also muss es auch bedingungslos sein. Jeder würde bei diesem Vorhaben also das Geld bekommen, auch die Einwandere, die erst 1 Tag da sind.

    Das ist Bullshit. Wie du bereits selbst angemerkt hast, sollte man diese Jobs vernünftig entlohnen, dann werden sie gleich automatisch attraktiver. Davon mal abgesehen, sollten arbeitende Leute, die 30 Stunden die Woche für einen Mindestlohn arbeiten immer noch mehr Geld haben als Leute, die vom BG leben. Punkt, da gibt es für mich auch keine vernünftige Argumentation dagegen, wer arbeitet und zwar länger als nur ein paar Stunden die Woche, hat auch mehr Geld verdient. Und als dritten Punkt, möchte ich da aber noch einmal einwerfen, dass viele dieser Drecksjob inzwischen doch sowieso immer weiter automatisiert werden, was für mich ein weiteres Argument für ein BG an sich ist.

    Das ist bereits der Fall. Ein Müllmann bekommt im Schnitt 2000 Euro im Monat, das ist dasselbe wie ich mit meiner 40 Stunden Woche.

  • Es heißt Bedingungslos, also muss es auch bedingungslos sein. Jeder würde bei diesem Vorhaben also das Geld bekommen, auch die Einwandere, die erst 1 Tag da sind.

    Der Flächendeckende Mindestlohn heißt auch Flächendeckend und ist es nicht.

    Das ist bereits der Fall. Ein Müllmann bekommt im Schnitt 2000 Euro im Monat, das ist dasselbe wie ich mit meiner 40 Stunden Woche.

    Das ist so nicht ganz richtig. Das Durchschnittliche Monatsgehalt, brutto natürlich, eines Müllmannes liegt derzeit etwas darunter und zwar bei 1.900€, das durchschnittliche Einkommen pro Firma schwankt zwischen 1.600€ und 2.200€. Das ist zwar nicht so weit unter dem deutschen Durchschnittseinkommen im Monat, nämlich genau 2.000€, aber bevor fast sämtliche Müllentsorger privatisiert wurden, lag das Einkommen noch bei 3.500€. Was ist bei einem Scheißjob wie Müllmann wohl attraktivier? Sollte die Bezahlung höher als 3.500€ sein? Ich weiß es nicht, aber sie sollte ganz sicher nicht unter oder auch nur knapp über dem Durchschnitt liegen, da so eine Arbeit wirklich ein Knochenjob ist.
    Ach ja, und 40 Stundenwoche sind medizinisch gesehen nicht vertretbar.

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  • Der Flächendeckende Mindestlohn heißt auch Flächendeckend und ist es nicht.

    Es gibt keinen Mindestlohn. Darüber streiten sich die Politiker doch noch. Sobald es den mal gibt, wofür ich übrigens durchaus bin, sollte der natürlich auch für alle gelten.

    Das ist zwar nicht so weit unter dem deutschen Durchschnittseinkommen im Monat, nämlich genau 2.000€, aber bevor fast sämtliche Müllentsorger privatisiert wurden, lag das Einkommen noch bei 3.500€.

    Wirklich? Das ist ja echt viel, für so eine einfache Arbeit. Das wurde zurecht gekürtzt.

    Beachte, als Müllmann musst du dich lediglich an den Geruch gewöhnen, denn Müll selber siehst du nicht. Du nimmst den geschlossenen Eimer, und packst ihn auf die Rampe des LKWs. Danach geht alles automatisch.

    Ach ja, und 40 Stundenwoche sind medizinisch gesehen nicht vertretbar.

    Dass halte ich für unfug, bzw. für Gewerkschaftspropagande.


    P.S.: Ich werde mich hier jetzt nicht über das Gehalt von Müllmännener streiten, bzw. ob deren Beruf hart ist oder nicht. Darum geht es hier nicht.