Das doofe deutsche Fernsehen

  • Hallo!

    Die Rede von Reich-Ranicki ist schon etwas lange her. Reich-Ranicki hat im Prinzip vollkommen recht gehabt. Das Fernsehen bietet wenig für das anspruchsvolle Publikum. Was hat sich seither im deutschen Fernsehen getan? Hat seine Rede und das anschließende Gespräch mit Thomas Gottschalk, die "Unterhaltungshure" des ZDF, was bewirkt? Es sollte mir rechtlich egal sein, da ich mein Fernseher - seit kurzem wieder - explizit nur für Filmeschauen benutze. Aber interessieren tut es mich doch.

    Ich glaube aber auch eher, dass Reich-Reinicki in seiner eigenen kleinen Welt lebt. Aber seine Rede, die ich jetzt zum ersten Mal in voller Länge gesehen habe, und die Aussage dahinter bezeugt aber nicht, dass nicht unrecht hat.

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    Es geht um das Fernsehen, sprich TV, daher passt es schon, dass das Thema hier hin gehört.

    Gruß

    1.4thdoc3rddoc 2.12thdoc 3.7thdoc 4.2nddoc11thdoc 5.9thdoc 6.6thdoc1stdoc 7.8thdocWardoc 8.5thdoc 9.10thdoc ... (Unwichtig, aber Tennant ist nicht mehr Letzter :P)

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    Ein Kommentar verkneife ich hier. Unbedingt angucken! ;)

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  • Ein Kommentar verkneife ich hier.


    Einen Kommentar verkneife ich mir hier.
    Sorry, aber wenn du schon Videos postest, die sich unter anderem mit der Verwahrlosung der Schriftsprache auseinandersetzen... ;)

    Zum Inhalt des Videos kann ich nur Knorkator zitieren:
    "Jeder Dödel hat was zu melden.
    Und jeder will, dass die Welt es erfährt.
    Alle brüllen durcheinander
    Am Ende bleibt niemand, der zuhört."

  • Ich würde solche Diskussionen auch nicht allzu ernst nehmen, die sind so alt wie die Menschheit. Vor allem nicht, wenn sie von einem alten Mann kommen, der selbst Teil der Fernsehlandschaft ist/war und in einem altersstarrsinnigen Anfall von "Früher war alles besser" alles Neue über einen Kamm scheren musste. Er hätte damals den Preis schon vorher ablehnen oder erst gar nicht zur Veranstaltung auftauchen können, aber er musste sich dort hin stellen und die Wutkeule schwingen. Amüsant fand ich das schon, aber vor allem auch sehr peinlich. In meinen Augen hat er sich damit nur selbst blamiert.

    Übrigens: Kritiker warfen u. a. schon seinerzeit Goethe vor, mit seinem Werther und der daraus resultierenden "Lesewut der Bevölkerung", die Menschen verdummen und moralisch verwahrlosen zu lassen. Heute würde auch niemand mehr sagen, dass ein Buch zu lesen doof macht. Abgesehen davon finde ich, dass das Fernsehprogramm eine gewisse Diversität hat, die jedem etwas bietet. Arte, ZDF Neo und ZDF Kultur zum Beispiel haben ein sehr gutes Programm. Es ist ja nicht so, dass man gezwungen wird schlechte Produktionen sehen zu müssen. Dafür wurde die Fernbedienung erfunden ;)

  • Arte, ZDF Neo und ZDF Kultur


    1.) Sicherlich laufen da durchschnittlich bessere Sachen- aber auch viele gute deutsche Produktionen?
    2.) Wenn man sich die Zuschauerzahlen ansieht, muss man sagen, dass diese Sender gewiss nicht repräsentativ für die deutsche Fernsehlandschaft sind.

  • Ich stimme DoctorDonna da vollkommen zu.

    Ich kann das ewige Gemeckere über den Verfall des deutschen Fernsehen so langsam nicht mehr hören. Meistens kommt es von Leuten die sich noch nie mit dem Fernsehprogramm in anderen Ländern intensiv beschäftigt haben.
    Denn nur weil britische und amerikanische Serien anscheinend weitaus mehr Qualität zu bieten haben als deutsche Produktionen heißt das nicht, dass dort das Fernsehen besser wäre. Guckt man nämlich mal eine Woche lang mal das Nachmittagsprogramm von BBC/ITV und co, dann stellt man auch da fest, dass das alles der selbe Müll ist wie hier auch. Hundeerziehung, Kochshows, abnehmen, sich lächerlich machen, modeln, auswandern alles vorhanden.

    Ja, Serien in der Qualität wie Luther, Doctor Who, Sherlock oder auch wie manche amerikanische Produktion produziert das deutsche Fernsehen nicht. Aber dafür ist es in anderen Dingen gut. Es werde super Dokumentation angeboten, Reiseberichte die einem wirklich etwas über das Land und die Kultur vermitteln, Reportagen die noch Skandale aufdecken, ein Kulturprogramm von Oper bis Rockkonzert, von Theater bis Kurzfilmfestivals.
    Das deutsche Fernsehen hat wirklich noch einiges zu bieten, aber man bekommt es eben nicht auf dem Silbertablett präsentiert. Man muss mal über den Tellerrand des Privatfernsehens gucken und sich etwas mehr umschauen. ZDFNeo hat sich wirklich prächtig entwickelt und beschreitet mit Experimenten wie dem TVLab für Deutschland ganz neue Wege. Arte zeigt Serien wie Breaking Bad, Twin Peaks, The Prisoner und hat auch sonst immer ein tolles Programm auch wenn man nicht auf Malerei, Theater oder Tanz steht. Auf ARD und ZDF kommen häufig geniale Filme und das sogar Werbeunterbrechungsfrei.
    All diese Dinge gibt es im deutschen Fernsehen. Ja, sie werden nicht um 20:15 Uhr ausgestrahlt, man bekommt sie nicht serviert wenn es einem passt. Man muss danach suchen. Sie sich vielleicht aufnehmen und dann am nächste Tag gucken. Aber das ist in der heutigen Zeit doch wohl das geringste Problem.

    Wenn ich nachmittags frei habe, läuft bei mir auch den ganzen Nachmittag der Fernseher. Aber von dem "Unterschichtenprogramm" bekomme ich gar nichts mit. Wer sich verdummen lassen will, dem bieten das deutsche Fernsehen genug aber genauso bietet es auch demjenigen etwas, der noch lernen will.

    Übrigens: (Ironie ein) Bildung kommt von Bildschirm nicht von Buch, sonst müsste es doch Buchung heißen (Ironie aus)

  • @ DoctprDonna: Dem kann ich anschließen. Wir könnten jetzt natürlich noch bis zu Platons Schrifkritik zurückgehen.

    @ Liynka:

    Zitat

    Guckt man nämlich mal eine Woche lang mal das Nachmittagsprogramm von BBC/ITV und co, dann stellt man auch da fest, dass das alles der selbe Müll ist wie hier auch. Hundeerziehung, Kochshows, abnehmen, sich lächerlich machen, modeln, auswandern alles vorhanden.

    Das stimmt schon, auch wenn ich in diesem Punkt dennoch einen Qualitätsunterschied zwischen den Ländern ausmache. Viele Shows werden bei uns ja auch nur aus dem Ausland importiert und gerade das läd zum Vergleich ein. Meine Erkenntnis daraus ist, dass bei vielen Produktionen erst in Deutschland dieser "Fremdschämfaktor" hinzugefügt wird, während das gleiche Showkonzept woanders ohne Peinlichkeiten auskommt. Das macht jetzt die Showkonzepte nicht plötzlich zu Bildungsfernsehen, aber man kann sich die Shows wenigstens ab und zu mal anschaut ohne das Gefühl zu haben, dass irgendwelche Medienlaien von den Profis ausgebeutet und vorgeführt werden.

  • Das stimmt schon, auch wenn ich in diesem Punkt dennoch einen Qualitätsunterschied zwischen den Ländern ausmache. Viele Shows werden bei uns ja auch nur aus dem Ausland importiert und gerade das läd zum Vergleich ein. Meine Erkenntnis daraus ist, dass bei vielen Produktionen erst in Deutschland dieser "Fremdschämfaktor" hinzugefügt wird, während das gleiche Showkonzept woanders ohne Peinlichkeiten auskommt. Das macht jetzt die Showkonzepte nicht plötzlich zu Bildungsfernsehen, aber man kann sich die Shows wenigstens ab und zu mal anschaut ohne das Gefühl zu haben, dass irgendwelche Medienlaien von den Profis ausgebeutet und vorgeführt werden.

    Über den Prozess habe ich auch schon länger nachgedacht bin aber noch unschlüssig woher dieses Phänomen kommt. Ist es wirklich so, dass diese Shows "besser" sind. Oder bekommt man das subjektive Gefühl sie sind besser weil 1. es für einen selber irgendwie neu wirkt 2. in einer anderen Sprache ist 3. man sich in der Kultur des Landes vielleicht gar nicht so auskennt, also vielleicht gar nicht mitbekommt dass sich da jemand gerade lächerlich macht

  • Zitat

    Über den Prozess habe ich auch schon länger nachgedacht bin aber noch unschlüssig woher dieses Phänomen kommt. Ist es wirklich so, dass diese Shows "besser" sind. Oder bekommt man das subjektive Gefühl sie sind besser weil 1. es für einen selber irgendwie neu wirkt 2. in einer anderen Sprache ist 3. man sich in der Kultur des Landes vielleicht gar nicht so auskennt, also vielleicht gar nicht mitbekommt dass sich da jemand gerade lächerlich macht

    Das lässt sich natürlich alles pauschal nicht ausschließen. Und es ist natürlich Ansichtssache was jetzt als besser empfunden wird. Insgesamt finde ich Konzeption und Umsetzung auch hierzulande bekannter Shows in der UK deutlich besser.

    Beispiel wäre die Sendung "Deal Or No Deal": In Deutschland wirkte die Show sehr kühl und distanziert, während es in der UK wesentlich familiärer und damit auch sympathischer ist. Hierzulande werden die Kästchen von irgendwelchen charakterlosen Models gehalten. In UK sind es andere potentielle Kandidaten, die über einen langen Zeitraum der Show erhalten bleiben bevor sie selbst ihre Chance bekommen. Es herrscht also kein Konkurenzdruck und die Atmosphäre ist sehr freundlich, locker und familär. Der Kern der Show ist zwar gleich, aber anders verpackt und das macht für mich zumindest den Unterschied.

    Die richtig üblen Formate im UK-Fernsehen kommen meiner Einschätzung nach sowieso aus den USA und dann meistens auch noch mit einem Hinweis, dass vieles in der Sendung aus dramaturgischen Gründen gestellt ist.
    Es gibt natürlich UK-Produktionen, die ziemlich mistig sind. Diese Shows über diese superreichen Modepüppchen z.B. oder die Jeremy- Kyle Show von ITV.

    Aber generell habe ich das Gefühl, dass viele Shows in den frei empfangbaren Kanälen nicht so sehr auf die Herabwürdigung oder die Ausbeutung von sozial Schwächeren ausgelegt sind.

    Wenn ich in Deutschland eine Sendung sehe, dann werden die Menschen darin häufig vorgeführt und man merkt, dass ich mich entweder über ihr Verhalten lustig machen oder ich mich diesen Personen anderweitig überlegen fühlen soll. Die UK-Shows die ich manchmal sehe zeichnen hingegen eher ein positiveres Bild der darin dargestellten Menschen.

    Wenn sich trotzdem darin über andere Menschen lustig gemacht wird, dann sind die Briten einfach besser darin dies zu verschleiern oder reiben es einem nicht so sehr unter die Nase. ;)

    Das ist aber natürlich auch nur ein selektiver Eindruck von meiner Seite. Ich schaue schließlich auch primär irgendwelche Serien oder Filme im UK TV.

  • Über den Prozess habe ich auch schon länger nachgedacht bin aber noch unschlüssig woher dieses Phänomen kommt. Ist es wirklich so, dass diese Shows "besser" sind. Oder bekommt man das subjektive Gefühl sie sind besser weil 1. es für einen selber irgendwie neu wirkt 2. in einer anderen Sprache ist 3. man sich in der Kultur des Landes vielleicht gar nicht so auskennt, also vielleicht gar nicht mitbekommt dass sich da jemand gerade lächerlich macht

    Wohl aber auch aufgrund des Phänomens, dass der Apfel in Nachbars Garten immer besser schmeckt ;)

    Ich habe mal das britische Pendant zu Rach, der Restauranttester gesehen und das war 1:1 gleich. Szenario: ein britisches Schnellrestaurant, was seine besten Zeiten hinter sich gebracht hat, ein Juniorchef, der von niemanden ernst genommen wurde, lustloses Personal und - wie kann es anders sein - die Köchin mit 40 Jahren Betriebszugehörigkeit, die jede Änderung verweigerte. Untermalt wurde das Ganze mit tragischen Hans-Zimmer-esken Pearl-Harbour-Untergangshymnen und die Slow-Motion, bloß die Slow Motion nicht vergessen! Die wurden alle genauso vorgeführt wie bei RTL & Co. Der Chef als unfähiger Trottel, die Angestellten als ungebildete Lemminge, die Köchin als verbohrte, dumme Alte und der britische Rach als Held der Stunde. Was jetzt daran besser oder schlechter als im deutschen Zwilling sein soll, weiß ich nicht ;)

    Aber es stimmt schon, das Billigprogramm hat teilweise landestypische Unterschiede. Ich habe eine Zeit in Spanien gelebt und da gibt es unter der Woche Gossipshows, die dem Wort "Fremdschämen" ganz ungeahnte Bedeutungen geben.

    Zitat

    Ja, Serien in der Qualität wie Luther, Doctor Who, Sherlock oder auch wie manche amerikanische Produktion produziert das deutsche Fernsehen nicht.

    Spontan fallen mir jetzt Tatort (ja, nicht alle aber einige Teams schaue ich mir wirklich sehr gerne an) und die grandiose Millenium-Trilogie ein, wobei letzteres klar nur eine Co-Produktion war. Trotzdem fand ich meine GEZ-Gebühren dort sehr gut untergebracht.

    Zitat

    @ DoctprDonna: Dem kann ich anschließen. Wir könnten jetzt natürlich noch bis zu Platons Schrifkritik zurückgehen.

    Oha, da kennt sich jemand mit Philosophie aus! Sehr sympathisch. :thumbup:

    Zitat

    2.) Wenn man sich die Zuschauerzahlen ansieht, muss man sagen, dass diese Sender gewiss nicht repräsentativ für die deutsche Fernsehlandschaft sind.


    Aber sie sind TEIL der deutschen Fernsehlandschaft. Wem der Mainstream nicht passt, der muss in die Nische gehen. So einfach ist das im kulturellen Leben.

  • Und im Gegensatz zu Gordon Ramsey, der einem auch gerne mal ins Gesicht sagt, dass er einen für ein Arschloch hält (je nachdem welcher Version ob amerikanisch oder englisch dann mit Piepton oder ohne) oder das man absolut Unfähig ist und ein absolut schlechter Mensch ist, sind da alle deutschen Varianten der Show absolute Lämmer.

  • Also ich würde auch einmal sagen: Die großen TV-Sender, die fünf großen wie ich sie gerne nenne, Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und Pro7 bringen Nachmittags doch so gut wie nichts, was man sich ansehen könnte. Immer wieder nur Kochshows oder Doku Soaps, okay beim Ersten läuft zwischen durch noch immer die "Tagesschau", und ab dem späten Abend dann die wirklich niveaulosen Daily Soaps, bei Vox und RTL 2 ist es nicht besser. Ich schaue nachtmittags eigentlich gar kein Fernsehn mehr, okay ab und zu mal Discovery Channel, History oder National Geographic Channel (und am Wochenende Fussball). Ich will jetzt nicht sagen, dass wir besser oder schlechter sind als das Ausland, gerade im Bezug auf die USA will ich das nicht sagen, aber eine Katastrophe ist es trotzdem. Was gibt es denn schon gutes an deutschen Eigenproduktionen? Ich schaue nur die Tagesschau und die heute show sowie auf Sky Sport, ach ja und auf RTL Crime die "Balko" Wiederholungen. Oh ja und auf KiKa oder dem Ersten "4 gegen Z" und "Allein gegen die Zeit", wobei letzteres von vielen Kritikern als das beste Produkt des deutschen Fernsehens in den letzten zehn Jahren geehrt wurde, und dies tut in sofern weh, da es eine Kinderserie ist. Und ich meine so lange sich die deutschen Sender bei Serien immer direkt an erfolgreichen US-Formaten orientieren und das einzige, was kein Pandon auf der anderen Seite des großen Teichs hat "Alarm für Cobra 11" bleibt, welche als einzige RTL Serie noch ansatzweise erträglich, da sie sich im Gegensatz zum Rest wenigstens nicht ernst nimmt, ist die deutsche Serie verloren; die einzigen Lichtblicke sind da nur "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle", die kein konkrettes US-Vorbild haben. Okay "Lasko" hatte auch keins, aber Action concept und RTL sind ja inzwischen dem Wahn verfallen, dass man nur mit möglichst wenig Story Erfolg haben kann. Ich schreibe mich wieder in Rage, deswegen höre ich jetzt besser einmal auf.

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  • Ich kann das ewige Gemeckere über den Verfall des deutschen Fernsehen so langsam nicht mehr hören. Meistens kommt es von Leuten die sich noch nie mit dem Fernsehprogramm in anderen Ländern intensiv beschäftigt haben.

    Wird irgendetwas besser, weil andere es genauso schlecht oder schlechter machen?


    All diese Dinge gibt es im deutschen Fernsehen. Ja, sie werden nicht um 20:15 Uhr ausgestrahlt, man bekommt sie nicht serviert wenn es einem passt. Man muss danach suchen. Sie sich vielleicht aufnehmen und dann am nächste Tag gucken. Aber das ist in der heutigen Zeit doch wohl das geringste Problem.

    Aber sie sind TEIL der deutschen Fernsehlandschaft. Wem der Mainstream nicht passt, der muss in die Nische gehen. So einfach ist das im kulturellen Leben.

    Wenn gutes Zeug als "Nischenprogramm" vorliegt, dann ist das Fernsehen folglich im großen und ganzen schlecht. Gut wäre es, wenn überwiegend gute Sachen produziert würden- und das ist ganz eindeutig einfach nicht der Fall.

  • Das Nachmittagsprogramm ist deshalb schrottig und vollgestopft mit den unfreiwillig lustigen Scripted-Reality-Sachen und Dailies, weil es einfach spottbillig zu produzieren ist. Serien und Filme für das Abendprogramm, sei es aus Eigenproduktion oder aus dem Ausland gekauft, kosten nämlich richtig Asche. Und die Toleranzgrenze, was die Menge an Werbezeit angeht, scheint mittlerweile auch schon sehr weit ausgereizt zu sein.

    Wenn gutes Zeug als "Nischenprogramm" vorliegt, dann ist das Fernsehen folglich im großen und ganzen schlecht. Gut wäre es, wenn überwiegend gute Sachen produziert würden- und das ist ganz eindeutig einfach nicht der Fall.

    Und wo unterscheidet sich das Fernsehprogramm von allen anderen kulturellen Bereichen? Die Spiegel-Listen sind voll mit Katzenbergers, Guttenbergs und Sarrazins. Trotzdem ist das Angebot an Literatur ist doch weit größer. In den Charts gibt es auch nur noch David Guetta und Pitbull. Und? Dann hörst du eben etwas anderes. Ist deshalb die Musiklandschaft schlecht? "Schlecht" liegt im Übrigen immer im Auge des Betrachters. Supertalent und DSDS wären schon längst vom Bildschirm verschwunden, wenn die Quoten nicht stimmen würden. Eine nicht zu verachtende Menge an Zuschauern findet diese Formate also wohl nicht so schlecht. Wie heißt es doch gleich so schön? Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Solange alle einschalten, wird es sich nicht ändern. Aber wie gesagt, es bleiben genug Alternativen für jeden Anspruch übrig. Deshalb ist das Fernsehen nicht pauschal schlecht.


    Ach so, ja, mir sind noch ein paar Beispiele für gute deutsche Serien eingefallen: Berlin, Berlin, Doctor's Diary, Türkisch für Anfänger, Danni Lowinski. Es gibt sehr gute deutsche Produktionen. Es ist nicht alles Mitten im Leben, Florian Silbereisen und Frauentausch. Aber klar, wenn man sich darauf einschießt partout alles sch*e zu finden, dann ist das eben so.

  • "Schlecht" liegt im Übrigen immer im Auge des Betrachters.

    Ich hoffe du meinst damit bloß, dass es nicht DAS gute Fernsehen gibt. Allerdings wird mit diesem Spruch auch gerne und oft ausgedrückt, das es gar keine Kriterien für gutes oder schlechtes Fernsehen gibt. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Man könnte sich zwar an soziologische Positionen hängen, die besagen, dass Kitsch & Co eben das für den unteren Block ist was die Hochkultur für den oberen Block ist. Jedoch sollte man dabei nicht außer Acht lassen, dass das eine aufwändiger und durchdachter und einen ganzen Rattenschwanz Bezügen auf und Anspielungen an andere Werke hat, wodurch es tief aber reflektiert in der Geschichte verwurzelt ist. Dieser ganze sentimentale, esoterische, kitschige Kram, der 95% des Fernsehens ausmacht, ist damit nicht vergleichbar. Leider bleiben auch die ernsten "Berichterstattungen" in der Regel nicht davon verschont. Emotion statt Argumentation, absichtliche Verfälschung oder Auslassung von Fakten um Politische Geschmäcker und Gelüste zu befriedigen, sozusagen die Pornographisierung der "Information".


    Es folgen einige ungeordnete Bemerkungen zur Qualität der deutschen Film- und TV-Landschaft.

    Nicht umsonst schämt sich der deutsche TV-Zuschauer, wenn er beispielsweise die deutsche Comedy mit der britischen vergleicht. Klar es gibt noch schlechtere als uns, aber unter das Niveau der deutschen Comedy zu geraten ist wahrlich schwierig. Zwar gibt es in Deutschland auch gute Stand-up-Comedy und anspruchsvolles Kabarett, diese aber fristen ihr einsames Dasein im Nachtprogramm der Dritten. Der deutsche gröhlt laut furzend zu Mario Bart und Konsorten. Je mehr Klischees, je mehr plumpe Fäkal- und Koitalkomik, desto besser lautet die Devise. Und das ist KEINE Neuentwicklung, das war im Ansatz auch früher so, es hat sich nur verschlimmert.

    Ganz so schlechtes gibt es im britischen TV anscheinend nicht.


    Außerdem fehlt es mir im deutschen TV an INHALTEN. Es gibt keine, oder fast keine, Sendungen die tatsächlich "über etwas" sind. Und wenn, dann bedient man sich auf plumpe Wiese schlimmster Klischees.

    Nein, ich will kein völlig verkopftes Fernsehen, aber ab und an mal eine gute Story, ein wenig ernsthafte Gedanken, mal ein wenig die eingefahrenen Kategorien überschreiten und etwas neues produzieren.

    Dies fehlt mir im deutschen TV auch. Innovation. Sie fehlt. Komplett.


    Das alles sagt jemand, der sich schon vor 6 Jahren vom deutschen Fernsehen verabschiedet hat. Nur ab und an schaue ich mal rein - und schalte vergrault schnell wieder ab. Seien es "Unterhaltung" oder "Nachrichten", es regt mich nur auf.

    Einmal editiert, zuletzt von witchking (10. Dezember 2011 um 19:52)

  • Also "Doctor's Diary" als gutes Beispiel für deutsches Fernsehen anzuführen? Da könnte ich auch gleich sagen "Alarm für Cobra 11" hat ab und zu mal ein paar ganz gute Storys, die man nur ein wenig weiter ausarbeiten müsste und dann könnte man was daraus machen (wobei dies teilweise sogar der Wahrheit entspricht, beim Großteil der Folgen ist es allerdings das Gegenteil). Auch wenn "Cobra 11" im Vergleich zur Arztserie einen entscheidenen Vorteil hat: Es nimmt sich nicht ernst. Ich habe versucht mir eine Folge von "Doctor's Diary" anzuschauen und bin vor Schahm beinahe im Boden verschwunden, es wirkte auf mich wie eine schlechte Kopie von "Grey's Anatomy", was für mich eh schon ein Mix aus "ER" und "Sex and the City" war, und da ich letzters auch nicht wirklich gut finde, kann man sich ja denken, wie ich Grey's finde.

    Eine Serie habe ich im übrigen vergessen, als gutes Beispiel voran zu stellen: "Großstadtrevier", auch wenn einige der Schauspieler hölzern wirken, allen voran Till Demtroder, der nach 20 Jahren immer noch nicht vernünftig seine Rolle spielen konnte, dafür fehlt der Serie aber meistens dieses große, was deutsche Serien immer suchen, also etwas fast episches. Es gibt keine/kaum Morde, die Verbrechen spielen meistens, eigentlich (fast) immer auf einer kleinen Ebene und die Charaktere sind wenigstens nachvollziehbar. Allerdings hat die ARD ja jetzt den Fehler gemacht, drei "Großstadtrevier"-Klone ins Rennen zu schicken, die alle irgendwie witzig sein sollen, in dem sie es übertreiben, anders als Cobra allerdings bei mir sehr viel Fremdschahm auslösen.

    Und um einmal eine Lanze für die deutsche Comedy zu brechen: Mario Barth bedient vielleicht Klischees, aber funktioniert Comdey nicht genau so? Man nimmt sich einige Klischees, übertreibt diese teilweise auch und präsentiert sie einem Publikum, damit es möglichst viele Leute witzig finden. Kabarret hingegen ist dafür da, intelligente Komik zu betreiben, die auch zum nachdenken anregen soll, während Comdey der einfachen, bloßen Unterhaltung dient. Und hier will ich einmal eine Bresche für Mario Barth schlagen: Klar ist er ein Prolet, aber andere Comedians wie Ingo Apelt oder manchmal auch Kaya Yanar hauen in die selbe Kerbe, aber dann immer Meilen weit unter der Gürtellinie. Und andere Comedians wie Otto sind einfach nur albern, während Mike Krüger und auch Jürgen von der Lippe schon mehr Enternainer sind als Comedians; und mit Dieter Nuhr haben wir auch einen ruhigen, witzigen, teilweise doch etwas sinnvolleren Komiker der der Comedy, der im übrigen einmal Lehrer war, und Michael Mittermeier wird inzwichen sogar im Ausland akzeptiert. Ach ja und nicht zu vergessen Dr. Eckert von Hirschhausen, der die Medizin dazu benutzt sich über Sachen lustig zu machen. Also man kann jetzt nicht sagen, dass alle erfolgreichen Comedians einfach nur anspruchlos sind, auch wenn leider Gottes Leute wie Cindy aus Marzahn oder Bülent Ceylan so viel Erfolg haben.

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  • Also ich kann dazu auch nur sagen, Doctors Diary ist eben einfach eine naive SEndung. Genau wie Greys Anatomy. Und ja, da gibt es immer mal DAS Dramaereignis, dass jemand, zb. niedergeschossen wird, aber das ändert nunmal nichts daran, dass es in der ganzen Serie einfach darum geht, wer mit wem was hat. Und das ist - vor allem in einer Serie über Jungärzte - einfach unglaublich schwach. Da gibt es FOlgen, da sehen die zum ersten Mal jemanden sterben und es juckt die nicht. Nein, es muss erst der "Verlobte" mit dem schwachen Herzen dran glauben, aber dann wird geschluchzt wie ein Schosshund. Und Doctors Diary ist genauso, nur noch rosaner. Also so eine Kopie als gute deutsche Serie zu verkaufen, das halte ich nicht für eine gute Idee. Nicht dass ich sagen will, das sie sich niemand anschauen soll, jedem das seine, aber es ist weder tiefsinnig, noch originell.
    Denn alle duetschen Produktionen sind eben Strohdoof (Cobra 11 für die Männer und Doctors Diary für die Mädels) oder simple Kopien von bereits erfolgreichen Serienformaten. Und wie es Pro7 schaffen konnte, den Humor aus IT Crowd voll zu entfernen, das ist mir schleierhaft.

    Aber vor allem will ich mal bezug nehmen zu etwas, dass oben erwähnt wurde. Nämlich die Einschaltquoten. Die sind tatsächlich, wenn man mal von dem so geliebten Marktanteilen absieht, richtig weit unten. Im internationalen Vergleich. Denn bis auf Trash TV für die "Berieselungswilligen" und Dokus für die "Intelletkuellen" gibt es nichts. Überall auf der Welt gibt es noch lustige Sendungen wie Scrubs oder Coupling etc. Oder aber irgendetwas anderes. In Deutschland gibt es keinerlei Kreativität im Fernsehen. Deshalb sehen meiner Meinung nach auch nur noch die Leute zu, die eh einzig und allein auf Assiformate stehen. Und die Sender streiten sich um die Leute wie Kinder. Aber der große Teil Deutschlands will das gar nciht. Die wollen gute Sachen und schalten immer mehr ab. Oder lassen einfach laufen - bis auch die keine Lust mehr haben und abschalten.

    Ich denke, Ranicki ist vielleicht auch nicht "unschuldig" oder ist eben einfach nur einfach nur ein fürher-war-alles-besser-Mann, aber sowas wie im Beitrag gesagt wurde, "Da sieht der DSDS und den kummulierten Blödsinn und bildet sich nur darauf die Meinung", kann ich nicht bestätigen. Denn es gibt nichts anderes. Und Dokus oder Infosendungen wie C'T oder das von mir geschätzte Nano sind ja schön und gut, aber ich will mein Leben lang nunmal nicht nur Dokus sehen und der Rest ist zu blöd.
    Ich seh da einfach nur die Sender ihren eigenen Markt kaputt machen. Denn irgendwann wird es auch dem Dümmsten zu blöd und dann sind die pleite und jeder fragt sich nur warum.

    Meine Meinung zu Rach ist übrigens eine sehr sehr gute. Unser Dozent für Unternehmensführung hat uns sogar mal eine Folge während der Vorlesung gezeigt. Weil so, wie Rach vorgeht, ist eigentlich ein Lehrbuchbeispiel für Marktanalyse und Unternehmensführung, also nicht immer alles nach dem ersten Blick beurteilen. Der Mann hat nämlich - im Gegensatz zu den neuen und leider auch den alten Kochprofis - wirklich Ahnung, wie man ein Geschäft führt.
    Und auch Barth finde ich jetzt nicht so schlimm. Ja, gut, er hat Stammtisch und uralt Witze. Allerdings hat er nunmal ein Thema, dass an jedem Tag von jemandem neu entdeckt wird, der/die diese Sachen gerade erst frisch entdeckt. Also warum anderen den Spaß verderben, nur weil man selbst "aus dem Alter raus ist"? Ich hab Frau Deutsch das erste Mal so mit 18 vielleicht 19 gesehen und fand es unglaublich witzig. Jetzt verliert es an Reiz, aber dafür entdecken es andere zum ersten Mal. Und das sind nunmal die Kunden von Marion Barth. Wer da einen zweiten Nuhr erwartet, selbst schuld. Und Humor kann man nciht erklären, also soll da auch keiner reinreden.
    Nur Sketchcomedy sollte endlich mal verboten werden! ICh kenne keine einzige gute Show mehr! Da gab es vor Äonen mal ein paar (Wochenshow war immer recht witzig), aber mittlerweile sind die nur noch peinlich oder eh WIederholungen.

  • Zitat

    Also ich kann dazu auch nur sagen, Doctors Diary ist eben einfach eine naive SEndung.

    Da kommt natürlich wieder der persönliche Geschmack zum Tragen. Dass ihr da nicht zur Zielgruppe gehört, ist auf einen Blick offensichtlich. Sicherlich nimmt das Format Anleihen an bestehenden, gut laufenden Sendungen, allerdings ist es kein 1:1 Klon wie beispielsweise Stromberg. Aber trotzdem süß, dass sich alle gerade auf das eine Beispiel eingeschossen haben, wo ich doch noch fünf weitere angeführt habe :D


    Zitat

    Meine Meinung zu Rach ist übrigens eine sehr sehr gute. Unser Dozent für Unternehmensführung hat uns sogar mal eine Folge während der Vorlesung gezeigt.

    Ich streite Rach nicht seine Intelligenz ab, im Gegenteil: es ist ein sehr fähiger und analytischer Geschäftsmann, der es zudem versteht sich selbst zu inszenieren. Aber RdRt ist ein typisches Eyeworks-Billig-Programm, aufgebaut nach Schema F: Unfähige Restaurantleitung, bockiges Personal, dreckige Küche, schlechtes Essen & kurz vor dem Absturz stehend, bis der große Retter auftaucht. Eyeworks, wie es leibt und lebt.

    Mario Barth lasse ich jetzt mal unkommentiert. Zu dem fällt mir wirklich nichts Nettes ein. Kennt jemand "Neues aus der Anstalt"? Das finde ich sehr gut. Hape Kerkeling und Dieter Nuhr, über die kann ich auch noch lachen. (PS: Den internationalen Erfolg von Mittermeier kennen wir auch nur aus seinen Erzählungen. Nur weil jemand im Ausland eine Show spielt, ist er noch lange noch nicht dort erfolgreich. Nicht, dass ich es ihm nicht gönnen würde, aber reden kann jeder.)

    Zitat

    Leider bleiben auch die ernsten "Berichterstattungen" in der Regel nicht davon verschont. Emotion statt Argumentation, absichtliche Verfälschung oder Auslassung von Fakten um Politische Geschmäcker und Gelüste zu befriedigen, sozusagen die Pornographisierung der "Information".

    Ein großes Problem, da gebe ich dir recht. Jedoch leider nicht nur auf das Medium "Fernsehen" beschränkt, sondern auch - um nicht zu sagen vor allem - im Print zu finden. Photoshop ist eine Pest und es gibt genug Beispiele, in denen das vorliegende Bildmaterial nicht emotional ansprechend oder sonstwie verkaufsfördernd war und nachträglich aufgefrischt wurde. Nicht nur in den Boulevard-Blättern, sondern auch in seriösen Zeitungen und Magazinen wie dem Spiegel, Zeit u. a. Außerdem, das kann ich aus eigener Erfahrung berichten, werden "echt wahre" Geschichten häufig gar nicht gefragt. Es wird quasi verlangt, dass das Vorurteil oder das Klischee durch deinen Bericht bestätigt wird. Alles andere wird nicht gekauft oder zu Tode redigiert. Es schadet dem Verstand also nicht unbedingt, jedwede Berichterstattung vernünftig zu reflektieren und zu hinterfragen. Sei es bei ZDF Monitor, Spiegel TV oder in der FAZ.

    Zitat

    dafür fehlt der Serie aber meistens dieses große, was deutsche Serien immer suchen, also etwas fast episches.


    Das "Große" zu suchen, wie du es nennst, ist ein rein deutsches Phänomen? Daraus bestehen doch gefühlte 99 % der US-Kimiserien. (*klugscheiß modus an* Übrigens gelten Kriminalgeschichten ohnehin als Untergattung der Epik und sind deshalb generell schon episch *klugscheiß modus aus* ;) )