Ist Doctor Who rassistisch?

  • Die ganze "Diskussion" entstammt einem Artikel in der Daily Mail, der rechts-konservativen Zeitung schlechthin. Das Buch wird auf oberflächlicher, anti-Intellektueller Weise von einer Zeitung seziert, die normalerweise den Niedergang des Abendlandes heraufschwört. Alle andere Artikeln im Netz basieren auf diesem. Das Buch wurde von Doctor Who-Kenner bzw. Fans geschrieben und hat durchaus was zu sagen. Wer der Daily Mail was abnimmt, dem ist nicht zu helfen.


    Mehr zur Verteidigung ist beim TARDIS Eruditorium zu lesen.

  • Ohne das Buch gelesen zu haben, denke ich ist eine Diskussion sowieso nicht wirklich zweckvoll. Man kann nur spekulieren, ohne die Fakten zu kennen. Wenn ich den Bezug auf DW-Classics lese, dann muss man halt auch im Auge behalten, das die Serie mittlerweile 50 Jahre als ist und Darstellungen, die uns heute "rassistisch" vorkommen (zB schlecht verkleidetete Europäer, die Asiaten spielen , übertriebene Akzente etc) kamen in den 50er und 60er Jahren leider in vielen Serien vor. Das man das wissenschaftlich analysiert, steht jedem zu, das heutige Format der Serie deswegen zu verteufeln, meiner Meinung nach nicht.

  • Zitat

    ehr zur Verteidigung ist beim TARDIS Eruditorium zu lesen.

    Oh, das ist der Blog, den ich meinte. Und bei aller Übertreibung, die die Presse so an den Tag legt, kann ich durchaus unterschreiben, dass der gute sich dort nicht selten einen ziemlichen Käse zurechtschreibt. Wobei die Garnitur um den Käse herum a) sehr interessant und b) meist auch recht gut distanziert geschrieben ist.


    R:

  • Es wird ja behauptet, es wäre rassistich, dass ein Asiatischer Charakter von einem Weissen gespielt wird.
    Nun... ich halte es eher so: Es ist rassistisch, "Ausländische" Charaktere nur von "Ausländern" spielen zu lassen.
    Immerhin ist es Schauspiel... ein Beruf in dem der Schauspieler jemand anderen darstellt.
    Wenn jetzt aber jemand ankommt und sagt: Nein, nur der Asiate darf den Asiaten spielen und es währe diskriminierend, wenn dies jemand anderer macht, dann geht ja das ganze Schauspiel verloren.
    Da können wir ja gleich sagen: Nur ein Verbrecher darf einen Verbrecher spielen, nur eine Frau darf eine Frau spielen, nur ein Mann einen Mann, nur ein Christ einen Christen und zu guter letzt: Nur ein Timelord darf einen Timelord spielen.


    Wozu dann noch spielen? Lasst uns diese rassistische Kunst doch einfach abschaffen. Keine Filme mehr, kein Theater mehr, keine Musicals mehr.

  • Zu dem Thema (nicht in Bezug auf Doctor Who, sondern an sich) fällt mir noch was ein.
    Richard Dawkins hat vor ein paar Tagen bei Twitter einen Shitstorm abgekriegt, weil er eigentlich um fair zu sein in einem Nebensatz meinte, dass es Rassismus ja auch gegen weiße Menschen geben könnte. Danach ging es dann los, dass irgendwelche (übrigens weiße) Deppen den Begriff so herumdefiniert haben, dass er auf alles außer Weiße zutrifft und Dawkins selber ja definitiv ein Rassist sei, weil er den Begriff auch auf Weiße anwenden würde.


    Ich fand das ganze großartig, gerade weil der arme Dawkins bei diesen Gelegenheiten nie versteht, wann er das Internet ausmachen und die Idioten ignorieren sollte. Kostet ihn Nerven, macht das ganze aber spannend. :D

  • Genau darüber wurde ich kürzlich auch belehrt, gleiche Ausgangsfrage 8)


    so ähnlich wurde dann argumentiert:


    "So... all of time and space, everything that ever happened or ever will - where do you want to start?"


    "There's no point in being grown up if you can't be childish sometimes."

  • Es wird ja behauptet, es wäre rassistich, dass ein Asiatischer Charakter von einem Weissen gespielt wird.
    Nun... ich halte es eher so: Es ist rassistisch, "Ausländische" Charaktere nur von "Ausländern" spielen zu lassen.
    Immerhin ist es Schauspiel... ein Beruf in dem der Schauspieler jemand anderen darstellt.
    Wenn jetzt aber jemand ankommt und sagt: Nein, nur der Asiate darf den Asiaten spielen und es währe diskriminierend, wenn dies jemand anderer macht, dann geht ja das ganze Schauspiel verloren.
    Da können wir ja gleich sagen: Nur ein Verbrecher darf einen Verbrecher spielen, nur eine Frau darf eine Frau spielen, nur ein Mann einen Mann, nur ein Christ einen Christen und zu guter letzt: Nur ein Timelord darf einen Timelord spielen.


    Wozu dann noch spielen? Lasst uns diese rassistische Kunst doch einfach abschaffen. Keine Filme mehr, kein Theater mehr, keine Musicals mehr.


    Damit wären wir aber ganz schnell bei einer ,in meinen Augen, sehr dummen Vorstufe zum Colorblind Casting. Natürlich würde der Begriff Rassismus in dem Fall viel zu weit führen, aber seit wann sollte man den eine "ausländisch" angelegte Rolle nicht mit einem Schauspieler entsprechender Herkunft besetzen. Das wäre nicht nur wesentlich einfacher, obwohl ich auch der Meinung bin das sich die Spielweise eher vom geschriebenen Charakter unterscheidet als jemanden russisch, asiatisch oder türkisch gehen und gestikulieren zu lassen, sondern würde auch zu einer wesentlich realistischeren Diversität im jeweiligen Film/Theaterstück führen.


    Man muss solche Sachen jetzt nicht auf die Goldwaage legen, aber gerade so manche Doctor Who Folge muss sich zumindest den Vorwurf gefallen lassen, ein wenig hirnverbrannt gecastet zu haben. Was bei "Talons of Weng-Chiang" noch funktioniert hat [das Warum wäre trotzdem interessant], muss sich die Venedigfolge da für ihr fragwürdiges Casting schon richtig feieren lassen.


    Und gerade was deine letzten beiden Sätze angeht, find ich das sehr Apfel und Birne und etwas weltfremd.

  • Ich kann da Baldwin nur zustimmen und will mal die Legende von Aang als Beispiel einwerfen. Bei dem Film hat man auf drei Kilometer gesehen, dass die Leute nicht miteinander verwand sein können. Zumal die Unterschiede in der Herkunft von den Machern eigentlich gewollt sind (Stichwort: Vier Nationen). Und das hat die "Illusion" des Films schon visuell komplett zerstört.

  • Ich denke, da hat Utopia eine sehr guten Punkt getroffen. Und zwar die Illusion einer Realität, die der Film mir vermitteln will. Und diese Realtität leidet leider unter gewissen Umständen, wenn man farbenblind castet. In allen "utopischen" Settings mag das ziemlich wurscht sein, aber in dem Moment wo man etwas real-historisches aufgreift, sollte mansich doch dann um Authentizität bemühen.


    Ich will auch keinen Film über die Entdeckung Amerikas sehen, in der die Indianerstämme von schwarzen, weißen und Arabern gespielt werden und keine Abhandlung über die Sklavenbefreiung in der 60% der Sklaven in Amerika von Schweden gespielt werden...


    R.

  • Ich kann da Baldwin nur zustimmen und will mal die Legende von Aang als Beispiel einwerfen.


    Das Beispiel lag mir auch schon auf der Zunge...Ich find nur leider einen Blogartikel dazu nicht mehr der das Castingsystem sehr schön zerpflückt hat.


    Was ist an dieser Polemik den bitte Weltfremd.


    Vielleicht seh ich die Ironie jetzt nicht, aber du kannst mir echt nicht erzählen, dass wenn Moffat jetzt eine Story über die Yakuza und oder den Bushido der Samurai erzählen wöllte und trotz allem alles nur mit Engländern besetzt, er für seine Weltoffenheit und Mutigkeit gefeiert werden würde.

  • Zitat

    Vielleicht seh ich die Ironie jetzt nicht, aber du kannst mir echt nicht
    erzählen, dass wenn Moffat jetzt eine Story über die Yakuza und oder
    den Bushido der Samurai erzählen wöllte und trotz allem alles nur mit
    Engländern besetzt, er für seine Weltoffenheit und Mutigkeit gefeiert
    werden würde.

    Kriegt Last Samurai nicht gerade aus diesen Gründen Vorwürfe gemacht (es ist unrealistisch, dass ein Gaijin so leicht Samurai wird etc.).

  • Beispiel auch Cloud Atlas: Aufgrund des Reinkarnationsthema spielen dort die Schauspieler in unterschiedlichen Epochen mehrere Figuren und teilweise spielt ein Weißer einen Asiaten und eine Asiatin eine Weiße. Und so gut der Film ist, die Schauspieler sind und wieviel Mühe sich die Maskenbildner gemacht haben: Es sieht Panne aus.

    P.S.: Sollten Sie Dr. Allen sehen, erschießen Sie ihn und lösen

    Sie den Körper in Säure auf. Verbrennen Sie ihn auf keinen Fall.

  • Bei Talons geht es nicht nur um John Bennett und seine "Yellow Face" Schminke, sondern auch um die Darstellung der Chinesen an sich (nichts besseres als böse Intrigen im Sinn), so wie die Art, wie sie beschrieben werden ("little man", "yellow one") usw.


    Manche Aussagen lassen sich anhand des viktorianischen Milieus erklären, manche sind jedoch definitiv dem latenten Rassismus der 70er Jahren entsprungen. Man kann vielleicht akzeptieren, dass ein Werk von seinem Zeitalter geprägt wird und darüberhinwegsehen, aber Rassismus ist Rassismus und man soll es nicht verleugnen.

  • Als ich gerade die Überschrift des Threads gelesen habe und danach den Artikel von Serienjunkies, ist mir echt die Kinnlade runtergefallen. ?(


    Doctor Who rassistisch??


    Selten so einen Schwachsinn gelesen!! Der Doctor mag ja immer ein Weißer gewesen sein, aber er hilft jeden, egal ob schwarz, weiß, Mensch oder Alien! Und wenn ihm das mal nicht gelingt, sieht man überdeutlich, wie sehr ihn das trifft.


    Und, was schon im Artikel erwähnt wurde, seine Companions sind nicht alle weiß. Manchmal sind es nicht einmal Menschen. ;)


    Was mich mehr wundert, ist dass der Doctor immer wie ein Mensch aussieht. Hat er nicht einmal zu Rose gesagt, es könnte sein, dass er zwei Köpfe bekommt, oder gar keinen?


    Also, DAS hätte mal was! :03: