Terry Pratchett ist tot

  • Das Unfassbare ist passiert! Tod hat sich auf Binkys Sattel geschwungen um Pterry auf die Scheibe zu holen.

    NOLI TIMERE MESSOREM

    Einer der scharfsinnigsten Beobachter und erfolgreichsten Autoren der letzten Jahrzehnte ist gestorben. Ein Mann, der uns mit philosophischen Sinnsprüchen wie Echte Dummheit ist künstlicher Intelligenz immer überlegen bereichert hat.

    Es ist traurig: erst Spock, und jetzt Sir Terry. Möge er auf Tods Anwesen mit Douglas Adams um die Wette kalauern.


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  • Ich habe immer noch vor Augen, wie ich 1992 im Kaufhaus auf mein erstes Buch von ihm gestoßen bin. Ich war kein großer Leser, weder in der Schule noch privat, hatte aber schon einige Fantasy Romane gelesen,hauptsächlich um Inspiration für unsere Rollenspielrunden zu finden. Plötzlich stand da dieses seltsame Buch im Regal, mit dieser wunderbaren Josh Kirby Illustration und diesem seltsam skurril klingenden Klappentext. Der Tod nimmt sich einen Azubi und eine Prinzessin wird von der Realität ignoriert? Da ich selbst Azubi und, um es milde auszudrücken so etwas wie ein Außenseiter und Querkopf war, sprach mich das natürlich an und ich kaufte das Buch.

    Noch in der U-Bahn las ich die ersten Seiten. Anfangs etwas zögerlich, aber nach drei vier
    Seiten, als Pratchett begann Mort zu beschreiben, war ich gefangen. Ich las das Buch noch am selben Tag aus, etwas was ich noch nie getan hatte, und ging am nächsten Tag wieder ins Kaufhaus um mir das nächste von ihm zu kaufen.

    Nur meine schmale Ausbildungsvergütung verhinderte, dass ich alle neun bis dahin auf Deutsch erhältlichen Scheibenweltromane in einem Monat las.

    Als ich diese nach ein paar Monaten dann tatsächlich durch hatte, stand ich vor einem Dilemma. Es gab noch einige bisher nicht übersetzte Bücher, aber mein Englisch
    war damals ziemlich schwach. Auch waren die Import-Bücher, in Zeiten in denen es noch kein Amazon oder ähnliches gab, wesentlich teurer, aber mein Rollenspielladen hatte einige vorrätig und ich war süchtig. So wurde Moving Pictures mein erstes Buch das ich unübersetzt in der original Sprache las.

    Das war nicht der einzige Einfluss den Pratchett auf mein Leben hatte. Sein Schreibstil, und ja, auch der des oft gescholtenen Übersetzers Andreas Brandhorst, faszinierte mich
    einfach. Seine Beschreibungen und Dialoge harmonierten hervorragend mit meiner inneren Stimme. Ich lernte dass Lesen Spaß machen konnte und dass man mit den Protagonisten lachen und weinen konnte. Ich lernte was die Aufgabe eines Autors war, nämlich den Leser zu unterhalten und/oder zum Nachdenken zu bringen. Ich wollte das auch. Und so inspirierte mich Pratchett auch dazu Spaß am Schreiben zu finden.

    Im Jahr 2000 hatte ich das Vergnügen Pratchett live in der Passionskirche in Berlin zu erleben. Einen unkonventionellen Mann, der sich nicht darum scherte, dass sein Auftritt als Lesung zu seinem neuen Buch The Fifth Elephant angekündigt war, sondern lieber einige Anekdoten aus seinem Leben zum besten gab. Ich habe im meinem Leben viele Autoren
    kennengelernt, aber keiner besaß eine solch Ausstrahlung wie Terry Pratchett. Es ist schwer zu beschreiben, aber ihm dabei zuzuhören, wie er über Orang-Utans oder das Leben als Pressesprecher eines Stromkonzerns redete war einer der faszinierendsten Auftritte denen ich jemals beiwohnen durfte.

    Das war lange bevor seine Krankheit bekannt wurde und als diese 2007 der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde, wurde mir schmerzhaft bewusst, dass die Welt bald ohne Sir Terry
    Pratchett leben müssen würde.

    Der 12. März 2015 war ein traurigerTag für mich und ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich bei der Nachricht seines Todes mehr als nur eine Träne vergossen habe.

    Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob mein Leben anders verlaufen wäre, wenn ich Pratchett nie kennengelernt hätte, aber seine Geschichten waren es, die mich dazu inspirierten mehr zu werden, lernen zu wollen und zu versuchen die Welt mit anderen Augen zu sehen.

    Danke!

    WHAT CAN THE HARVEST HOPE FOR, IF NOT FOR THE CARE OF THE REAPER MAN?

    2 Mal editiert, zuletzt von yttox (13. März 2015 um 12:37)


  • Der 12. März 2015 war ein traurigerTag für mich und ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich bei der Nachricht seines Todes mehr als nur eine Träne vergossen habe.


    Da bist Du bei Weitem nicht der einzige. Das dürfte den meisten so gegangen sein, die in den letzten 30 Jahren mit seinen Lebensweisheiten aufgewachsen sind. Und es ist keine Schande, wenn selbst Leute weinen, die normalerweise nicht so nah am Wasser gebaut haben.
    Tod mag Pterrys Lebensfaden durchtrennt haben. Aber seine Bücher bleiben hier. Auch wenn es leider gefühlte 50 zu wenig sind.


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  • Leider kenne ich nur die früheren Romane von Pratchett, bei denen ihm meist zur Hälfte die Luft ausging. Vielleicht sollte ich ihm bei Gelegenheit mal wieder eine Chance geben. Gibt es irgendwelche Vorschläge für (neuere) Romane?

  • Leider kenne ich nur die früheren Romane von Pratchett, bei denen ihm meist zur Hälfte die Luft ausging. Vielleicht sollte ich ihm bei Gelegenheit mal wieder eine Chance geben. Gibt es irgendwelche Vorschläge für (neuere) Romane?


    Der fünfte Elefant
    Die volle Wahrheit
    Der Zeitdieb
    Die Nachtwächter
    Ab die Post

    Die späteren Romane unterscheiden sich deutlich von den Frühwerken. Während die Scheibenwelt am Anfang eher aus Fantasy-Persiflagen bestand, bekamen die späteren Romane deutlich satirischere Züge. Auf einmal wurde die Scheibenwelt der Spiegel unserer realen Welt und solche Dinge wie Pressefreiheit, Turbokapitalismus etc. ziemlich entlarvend dargestellt.
    Beispiel Reacher Gilt: "Es kommt nicht darauf an, den besten Service zu bieten, sondern den einzigen Service." Und den Kunden neue technische Errungenschaften schmackhaft zu präsentieren ist besser, als Geld auszugeben, um diese Dinge tatsächlich zu realisieren.
    Und da liegt die große Stärke Pratchetts: er hat immer erkannt, was auf dieser Welt so alles schief läuft und dann mit reiner Logik auf der Scheibenwelt fortgeführt.


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