Leute, ernsthaft?
Habe gerade die Durchschnittsnote der Episode errechnet und komme auf 2,39.
Für sowas mieses habe ich nicht Mal eine Vorlage.
Love & Monsters (2,98) und Daleks in Manhattan (2,96) wirken dagegen geradezu wie Meisterwerke.
Finde ich auch erstaunlich.
Dass das nicht die beste Folge ist, will ich nicht bestreiten. Dieses riesige Maß an Ablehnung finde ich allerdings auch erstaunlich. Ich möchte nicht von Gruppendynamik oder Rudelverhalten sprechen, zumindest nicht in diesem Forum, wo schließlich eigene fundierte und begründete Meinungen immer noch die Regel sind (wie ja gerade in diesem Thread bewiesen worden ist), aber es war, zugegeben, ein Gedanke, der mir schon mal kam.
Nun ja, die Ansprüche und Geschmäcker sind verschieden.
Ich habe mir am Sonntag die Folge noch mal angeschaut. Ich wollte einfach wissen, wie ich sie mit etwas Abstand, etwas wacher und etwas aufmerksamer beurteile - und war selber überrascht, dass die Folge bei mir beim zweiten mal deutlich besser wegkam als beim ersten mal. (Ich fand sie aber auch beim ersten mal nicht schlecht, sondern nur durchschnittlich.)
Beim ersten Sehen war ich noch sehr viel mehr gegen die Folge voreingenommen, weil ich eine prinzipielle Abneigung gegen Found Footage habe, beim zweiten Sehen wusste ich zumindest schon, dass sich diese Befürchtung nicht erfüllen wird, weil mir schon klar war, dass die Folge trotz Found Footage (was sonst immer eher ein Zeichen für Lowest Budget ist) nicht billig aussah, und dass sogar das Found Footage hier sogar thematisch in die Handlung eingebaut worden ist - wodurch es tatsächlich Sinn ergibt.
Es ist nach wie vor keine Super Folge, dafür gab es immer noch zu viele Mängel. Die Charactere fand ich z.T. mal besser, mal schlechter. Das Ende kam etwas zu abrupt und konnte bei der Hektik beim ersten Sehen tatsächlich übersehen werden. Das Thema "Monster auf ___-Station, das die Besatzung killt" hatten wir gerade erst gehabt.
Aber viel mehr schlimme, unverzeihliche Sünden, die die Folge so viel schlechter als andere macht, sind mir beim zweiten mal wirklich nicht aufgefallen.
Die Story dagegen kam beim zweiten Sehen sehr viel stimmiger rüber, als ich den Eindruck beim ersten mal hatte.
Das ist natürlich ein großer Schwachpunkt der Folge, dass man sie sich zwei mal anschauen muss, um bei all der Hektik und der Unruhe, die der Found Footage Stil mit sich bringt, der Handlung richtig folgen zu können - ich möchte die Folge da durchaus nicht besser machen, als sie ist. Aber die Story funktioniert, wenn man ihr eine Chance gibt.
Dass die Monster wissenschaftlicher Blödsinn sind, bestreite ich nicht. Auch wenn ich oft eine gewisse Schwäche für Hard Science Fiction habe (hauptsächlich aber in der Literatur) - Doctor Who muss für mich wirklich nicht Hard Science Fiction sein, um zu funktionieren.
Im Gegenteil, meistens sind es für meinen Geschmack sogar eher die absurden Elemente, die abstrusen Monster, die mir persönlich besser gefallen. Es gibt natürlich Grenzen ("Der Mond ist ein Ei."), aber da liegen die Sandmen für mein Empfinden noch deutlich drunter. Da müsste ich sonst eine ganze Reihe anderer absurder DW-Aliens auch mit fällen.
Was für mich persönlich diese Serie so besonders macht (und sie damit von anderen Science Fiction Franchises wie z-B. Star Trek abhebt) ist, dass sie mit solchen absurden Konzepten durchkommen kann. Andere Serien wären sich selbst viel zu ernsthaft, um auch nur in Erwägung zu ziehen, das Raumschiff der Serie anders als ein Raumschiff aussehen zu lassen, mal ganz abgesehen von absurden Aliens und Ideen wie Hummeln und Ameisen, Plastik-Aliens, Klonkrieger, die wie Kartoffeln aussehen, Weltraumwespen, Nessie, trägen Echsen-Kriegern, faschistoiden Hausmeistern, Geistern, furzenden Aliens, barocken Robotern, Raumschiffen mit menschlichen Ersatzteilen und Pferd an Bord, Absorbaloffs, kleinen Mädchen, die Leute in Zeichnungen bannen, Katzen-Aliens, Nashorn-Aliens, Fett-Aliens, Fernseh-Aliens, gefährlichen Engel-Statuen, feigen Nagetier-Aliens in billigen Anzügen, die ihren Lebenssinn darin sehen, erobert zu werden, Cyber-Affen, Aliens bei Vincent van Gogh, Daleks bei Winston Churchill, Wildwest-Cyborgs, einem weiblichen Reptilien-Sherlock Holmes, der Mond ein Ei usw. usw. ...oder eben Monstern, die mit Hilfe von Technobabbel aus den Krümeln im Auge entstehen.
Nicht alle diese Ideen sind brillant oder auch nur halbwegs gut gelungen. Einige sind brillant, einige nicht, einige sind grottenschlecht. Aber sie alle sind herrlich absurd und funktionieren in einer Serie, die absurde Ideen nicht von vornherein als Konzept ablehnt, sondern darin immer eine Möglichkeit sieht, etwas besonderes zu machen. Das bedeutet, dass man auch Totalausfälle wie den Absorbaloff oder das Mond-Ei kriegt, aber eben auch geniale Monster wie die Weeping Angels.
Das wird jetzt niemanden, der die Folge schlecht findet, überzeugen, dass diese Folge gut ist, das ist mir klar. Das war auch nicht beabsichtigt. Ich wollte nur darstellen, warum ich persönlich die Sandmen nicht für schlechte, sondern prinzipielle eher für gute, vor allem für DW-typische Monster halte.
Sicher, die technisch-wissenschaftlichen Erklärungen, wie und warum die Sandmen entstanden sind, sind alles andere als wasserfest. Aber sie sind für meinen Geschmack ausreichend und stimmig genug, um zu funktionieren.
Mein ganz persönliches, absurdes Highlight sind die Cordetts mit "Mr. Sandman" - die ganze Idee mit dem Song (bis hin dazu, den Song sogar noch ins Sicherheitsprotokoll dieses großartigen Bordcomputers einzubauen!) ist so herrlich absurd, das ist für einfach das, was Doctor Who für mich ausmacht: solche herrlichen, kleinen Details. Allein, dass ich nach der Folge jedes mal diesen schönen Ohrwurm hatte, macht sie mir ja schon sympathisch.
Alles in allem finde ich, eine Folge, die mMn deutlich besser ist als ihr schlechter Ruf, den sie so explosionsartig abgekriegt hat.