@Kaoru Ich stimme zwar nicht mit allem überein, besonders nicht mit dem zweiten Teil deines Beitrages, aber dies ist einer der besten artikulierten und geschriebenen Beiträge, die ich hier jemals gelesen habe.
Um mal etwas mehr auf den Inhalt einzugehen:
ansonsten wäre Jodie Whittaker schon wieder meinen Hirnlappen entwichen.
Ging mir, als ich neulich noch einmal die erste Staffel gesehen habe, genauso. Nicht nur kann ich deiner Auffassung über die Rolle und der Schauspielerin zustimmen, sondern auch deinem Kommentar bezüglich Arthur Darville. Der hatte echt wenig zu tun, aber irgendwie bleibt er einem im Gedächtnis. Das liegt nicht nur an senem Charisma als Schauspieler, sondern auch daran, dass er nicht wie eine graue Maus wirkt. Sagen wir es einmal so: Klar sieht Jodie Whittaker gut aus, aber sie hat auch nichts besonders, nichts was sie irgendwie markant oder extrem gutaussehend macht. Sie sieht aus wie eine gutaussehende Durchschnittsfrau. Das passt super zu ihrer Rolle in Broadchurch, aber für mich nicht wirklich zum Doctor. Gerade wenn man sie mit Olivia Colman vergleicht, fällt genau dies wieder auf, da Colman genau deswegen, und wegen eines meiner Auffassung nach ausgeprägteren schauspielerischen Könnes, eher im Gedächtnis bleibt. Und wo ich gerade bei Who-relevanten Darstellern bin, ich liebe David Tennant in dieser Serie und ich möchte alleine schon seinetwegen die zweite Staffel gucken, aber so sehr ich seine Darstellung hier liebe, desto sehr graut es mir auch davor Eve Myles anti-Schauspielerei in der zweiten Staffel ertragen zu müssen.
Das war so ne typische Netflix-Serie die man passiv an nem verregneten Wochenende wegguckt.
Hätte ITV das mal gewusst, als sie die Serie wöchentlich ausgestrahlt haben
Nicht herrausragend, aber immerhin interessant genug um sie nicht mittendrin abzubrechen. Es dümpelt ein bisschen vor sich hin – und es ist völlig okay für das was es ist. Man könnte also durchaus sagen dass es ein vielversprechender Einstieg eines Serienautors ist der jetzt, wo er Doctor Who übernimmt, die Chance hat richtig durchzustarten und kreative Türen in seinem Hirn öffnet die ihn zu absoluten Höhenflügen bringt. Nur… wir haben ja bereits schon eine handvoll Who-Episoden von ihm. Und die waren leider Gottes alles andere als Höhenflüge. Teilweise sogar enorme Gurken. Selbst „The Power of Three“, eine Folge die als eine der besseren späten Smith-Folgen gilt, ist nicht sonderlich knülle wenn man anfängt sie Szene für Szene zu sezieren.
Irgendjemand, ich weiß leider nicht mehr wer (und entschuldige mich hier mal bei dieser Person), meinte auf der Timelash zu mir, dass ein gewisser Autor, der bereits mit alle drei bisherigen Showrunner gearbeitet hat, RTD und Moffat als Autoren gelobt habe, Chibnall nicht so sehr. Daraus kann man jetzt machen, was man will, aber ich wollte es hier einfach mal an dieser Stelle einwerfen.
Vielleicht wird’s ja trotz allem großartig, entgegen allen niedrigen Erwartungen.
Mit der Hoffnung habe ich inzwischen abgeschlossen. Ich befürchte das Niveau von Staffel 4 und den Specials wird wieder erreicht, und meine einzige Hoffnung ist es, dass es nicht noch schlimmer wird, dann haben wir wenigstens noch bunte bewegte Bilder und ein paar nette Szene, vielleicht sogar die ein oder andere gute Folge. Wenn es noch schlechter werden sollte, na dann gute Nacht. Die Befürchtung liegt bei mir weniger an Whittaker als Doctor sondern an Chibnall als Chefautoren und dem hier:
drei Companions auf einem Schlag angekündigt werden und der Main Cast sich nur schwer von dem unbestimmten BBC-Büroflur im Hintergrund abheben kann. Schlimmer noch: Es ist schwer zu sagen wer auf diesem Foto den Hauptcharakter spielen soll.
Genau das. Bisher wirkt das alles so farblos, trotz zwei dunkelhäutiger Companions. Und je mehr ich über dieses Bild nachdenke, desto mehr würde ich persönlich raten, dass Bradley Walsh die verdammte Hauptfigur spielt. Nicht weil er der weiße Mann auf dem Bild ist, sondern weil er wie der Lead einer Serie wirkt, da er sich vom Alter her sehr stark von den anderen dreien absetzt. Und wenn ich nicht wüsste, dass dies ein Promobild von Doctor Who ist und ich gefragt werden würde, wer denn jetzt bitte schön Haupt- und wer Nebendarsteller ist, würde ich sowohl Walsh als auch Whittaker als Hauptdarsteller identifizieren, da sie eben in der Mitte stehen und damit beide hervorgehoben werden. Als Promotion ist dieses Bild ein einziges Desaster.
Irgendwie schaffe ich es nicht mir mehr als ein achselzuckendes „Hachja, was soll’s.“ abzuwringen.
Vielleicht ist es auch einfach Altersmilde...
War New Who jemals wirklich gut?
Ja, in Staffel 5. Das war es leider aber auch schon. Staffel 1, 3 und 6 sind auch nicht wirklich schlecht, aber leider nicht so gut wie Staffel 5 oder so manche komplette Classic-Staffel. Das große Problem ist neben der Machart eben wirklich, dass wir nicht mehr nur fünf oder sechs Stories pro Staffel haben, wie es in etwa der Durchschnitt bei Classic-Who war, sondern etwa 10. Das ist eine Verdopplung bei Reduzierung der Episodenanzahl und Laufzeit, denn die wurde für die Episoden ja auch nicht verdoppelt, nur erhöht. Da kommt automatisch mehr Ausschuss zusammen. Ein Serial kann einen schwächeren Teil haben, aber immer noch gut sein, wenn eine Einzelfolge versagt, ist sie automatisch schlecht.
Hinzukommt natürlich, dass durch die neuen Produktionstechniken ein gewisser Charme fehlt. ClassicWho, besonders unter Hartnell, aber auch noch unter Troughton, zeichnet sich sehr stark durch seine Theaterhaftigkeit aus. Die hat ab Troughton zwar angefangen abzunehmen, aber bis McCoy war dieses Flair, dieses Kammerspielartige immer noch da. Das scheint gerade in Staffel 1 und 5 immer mal wieder durch, aber im Großen und Ganzen ist es eben nicht mehr da. Und wenn es gerade das ist, was man an TV-Who liebt, dann spricht einen NewWho natürlich nicht so an wie ClassicWho. Ich finde diese Atmosphäre auch großartig und würde zumeist Classic- Newwho vorziehen, aber es gibt durchaus Dinge an NewWho die ich liebe. Einzelne Charaktere, allen voran den elften Doctor, und Episoden, die ich einfach nicht missen möchte. Ganz zu schweigen davon, dass ich ohne NewWho wahrscheinlich niemals von Doctor Who gehört hätte. Aber auch da, es war das Konzept und Ecclestons Doctor, die mich zum Fan der Serie gemacht haben, nicht die Optik oder das Flair, welches ich, um mich zu wiederholen, in den meisten Classics auch viel besser finde. Mich stört es aber auch nicht so sehr in NewWho, was auch einfach an meinem Alter liegen könnte und ich daher kaum etwas anderes aus TV-Produktionen gewöhnt bin.
aber ich hätte auch ohne sie leben können
Nun ja, ich will es mal ganz polemisch ausdrücken: Wer von uns hier würde morgen sterben, wenn Doctor Who aus der Existenz gelöscht worden würde? Ich zumindest nicht. Ich liebe die Serie, ja. Ich rege mich über Dinge auf, diskutiere gerne über sie, gehe auf die Timelash, gebe sehr viel Geld für sie aus, aber im Endeffekt ist und bleibt es eine Serie, ein Hobby. Und wenn dir dieses Hobby jetzt keinen Spaß mehr macht, ist es doch an dir, zu entscheiden es wie André zu machen und der Serie den Rücken zukehren. Und wenn es bei dir einfach nur um NewWho geht, dann gibt es ja immer noch die Classics und die BiFis und die Bücher und die guten NewWho-Folgen, die du selbst erwähnt hast. Es gibt noch genügend um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Und selbst wenn du der Serie abspinstig wirst, solange du dich im Fandom noch zuhause fühlst, ist das kein Grund, hier oder aus irgendwelchen anderen Gruppen zu verschwinden. Gibt genügend anders, über das man sich unterhalten kann.
Und ist Dänemark eigentlich überhaupt zu retten?
Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Auf der einen Seite, wünsche ich mir nicht, dass die Serie eingestellt wird, da ich eigentlich auch weiterhin neue Folgen sehen will und ich nicht darauf aus bin, unbedingt richtig zu liegen mit meinen Befürchtungen und daher anderen Leuten, also dem neuen Team hinter Doctor Who, Versagen wünschen würde, anderseits. Ach, ich weiß auch nicht. Ich denke, die nächsten Staffeln werden schwere Zeiten werden und ich werde mich wahrscheinlich auch in ClassicWho und die Matt Smith Ära flüchten, sowie meine BiFi und Bücher-Sammlung ausbauen. Aber während ich mir eigentlich nicht wünsche, dass die neuen Macher scheitern und die Serie abgesetzt wird, denke ich manchmal schon, dass es vielleicht besser wäre die Serie nicht nur in eine einjährige Pause zu schicken, die eh eher schadet als nützt, sondern in eine mehrjährige. Vielleicht könnte man dann wieder neue kreative Energie fürs Fernsehen tanken. Und vielleicht zieht dann auch wieder die Qualität der Bücher enorm an. Und vielleicht dünnt sich dadurch auch das Interesse an der Serie ein wenig aus, so dass BigFinish aufhört so viel zu produzieren, dass man sich kaum alles leisten geschweigedenn hören kann. Oder ich liege komplett falsch und die Serie würde dann einen langsamen, qualvollen Tod sterben, weil es nicht genügend junger Fans gibt, die sich auch nach der Absetzung weiterhin mit ihr und ihren Spin-Off Medien beschäftigen werden, weil diese, nicht einmal mehr wirklich meine Generation, sondern die, die jetzt nachkommt, eben nicht mehr wirklich dazu bereit oder in der Lage ist, sich so sehr an ein Produkt zu binden und selbst ohne neue bewegte Bilder zu verfolgen. Oder ich liege mit meinen Befürchtungen bezüglich Chibnall falsch und wir bekommen das beste Doctor Who seit JNT/Cartmel das Sagen hatten. Wer weiß es schon. Auf letzteres würde ich allerdings nicht setzten. Und selbst wenn dies der Fall wäre, die beiden und McCoy hatten trotz der Qualität ihrer Ära auch keinen wirklichen Erfolg gehabt.
Bevor ich mich hier jetzt noch mehr um Kreuz und Kragen rede, höre ich mal auf und überlasse anderen das Feld.