Aufgrund beunruhigender Nachrichten gibt es eine Konferenzschaltung zwischen dem viktorianischen Hauptquartier, der Ehefrau und der aktuellen Begleiterin. Sinnvoll und hübsch umgesetzt. Zu Beginn der Geschichte sind wieder ein paar nette Albernheiten dabei - Strax beim Freizeitvergnügen, der hinterhältige Brief, Rivers Sonderwünsche bei der Getränkewahl, des Doktors Naivität beim Kinder beaufsichtigen... Das hat die Folge auch bitter nötig, denn der Rest ist diesmal sehr bedrückend gehalten.
Das fängt mit der gruseligen Idee an, dass die Konferenzteilnehmer im verwundbaren Zustand überfallen werden, und geht bald dazu über, dass der Doktor mal wieder seine Sterblichkeit unter die Nase gerieben kriegt, was ihm ja schon beim vierfachen Klopfen und Lake Silencio so unheimlich viel Spaß gemacht hat. Diesmal ist es garniert mit der Erkenntnis, dass er bis zuletzt in irgendwelche Schlachten verwickelt sein wird. Zu freundlich.
Merkwürdig finde ich in dem Zusammenhang, dass er von River nur noch in der Vergangenheit redet - selbst wenn Clara überliefert hat, dass die hier beteiligte River die Beziehung schon als abgeschlossen betrachtet, wäre das noch kein Grund, sich so darauf festzubeißen.
Irgendwie hatte ich mich schon an Weihnachten gefragt, ob der Rückzug auf die Wolke nicht eher hinderlich ist, wenn er weiterhin Frauchens Tagebuch füllen will, aber so wirklich wollte ich nicht glauben, dass er das in der Lücke zwischen den Folgen schon komplett erledigt hat. Andererseits wäre das natürlich noch eine zusätzliche Motivation, für Vastras Team alles zu riskieren, wenn diese nicht nur den Verlust von zwei, sondern gleich allen drei Ponds abfedern mussten. Und erst recht, nachdem jetzt offiziell ist, dass er diese Ehe tatsächlich ernst nimmt und nicht einfach nur das Spiel der "alten Freundin" mitgespielt hat.
Hier wird also wieder mal das Universum komplett vor die Wand gefahren und schon wieder verlöschen die Sterne. Auf den ersten Blick unterscheidet sich das kaum von all den Schäden, die schon verschiedene Gegner und Unvorsichtige mit anderen Mitteln hinkriegt haben, und sowas Ähnliches hatte ich erwartet... Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, ist dass dem Ganzen eine rein persönliche Attacke zugrunde liegt. Vielleicht, weil die Gegenmaßnahme schon sehr ähnlich rüberkam - die Truppe auf Demon's Run schien ja ziemlich die gleiche Meinung vom großen Krieger zu haben wie die Great Intelligence, und auch bei der Wahl der Waffe haben sie davon profitiert, dass man ihn über seine Freunde unter Druck setzen kann.
Das eigentliche Ziel der Silence war also, diesen grob fahrlässigen Unfug mit dem Raum-Zeit-Gefüge zu verhindern - na, das passt doch schon besser zu Doriums Erklärung, dass sie sich als Wächter der Geschichte sehen. Dass es nicht sonderlich schlau ist, ausgerechnet an der Zeitlinie des "maintenance man of the universe" herumzupfuschen, leuchtet schnell ein - da ist es natürlich wesentlich schonender, diesen ganz normal zu ermorden, bevor jemand kreativ werden kann. So würde zwar immer noch ein bisschen Geschichte zwischen Utah und Trenzalore kaputt gehen, aber dafür können sich dann ein paar der Helfer hier und dort über verbesserte Sieges-Chancen freuen. Haben alle was davon.
Nett ist auch, dass sich der mythologisch verklärte Wahrheitszwang als profane Geiselnahme entpuppt. Einen Moment lang hatte ich mich gefragt, ob Clara mit der wiedergewonnenen Erinnerung herausplatzen wird, aber natürlich wird der Name wieder nicht so ausgesprochen, dass ihn die Zuschauer oder die Charaktere hören können. Alle, die vor dem Tabubruch Angst hatten, können also aufatmen - obwohl es im Grunde übelst geschummelt ist, dass ein nicht wahrnehmbarer, telepathisch kommunizierender Quasi-Geist diese Aufgabe übernimmt. 
Zu schade, dass wir nie sehen werden, wie Tante Kovarian DAS ihren Brötchengebern erklären will... 
Das Grab ist hochinteressant umgesetzt. Der Gedanke, dass eine TARDIS beim Sterben die Kontrolle über ihre Dimensionen verlieren kann, macht Sinn, und die Kulisse ist traurig, aber irgendwie schön. Ich liebe von Pflanzen überwucherte Ruinen.
Die offene Zeitlinie ist eine tolle Idee, auch wenn ich nicht ganz verstehe, wie das hier zustande kommt. Gerade, weil es bisher danach aussah, dass Time Lords eben doch gewöhnliche Leichen hinterlassen würden... Nun gut, vielleicht hängt es auch irgendwie damit zusammen, dass dieser Time Lord hier mit seiner TARDIS zusammen bestattet ist, die sowieso einen sehr ähnlichen Weg durch die Zeit genommen hat, und ist ein weiteres Argument dafür, dass Einäscherung der normalen Verwesung (oder was auch immer mit Time Lords passiert) vorzuziehen ist.
Auf der anderen Seite kann diese Spezies ihre Essenz in Taschenuhren stopfen und scheint zumindest in der neuen Serie einen merkwürdigen Energie-Haushalt zu besitzen, also weiß der Geier, was da noch mit dranhängt... Im Grunde ist es ja auch gut, wenn mein Menschenhirn nicht alles begreifen kann. Wozu guck ich schließlich ne Serie, in deren Mittelpunkt zwei irrsinnig hoch entwickelte Aliens stehen.
Mr. G. Intelligence stürzt sich also in die Zeitlinie, um möglichst ausgiebig seinen Rachedurst zu stillen - ohne Blick auf die Konsequenzen für sich selbst und das restliche Universum. Ganz zu schweigen davon, dass die Paradoxien schnell eskalieren dürften, wenn millionenfach jemand getötet wird, der schon längst millionenfach getötet wurde und damit gar nicht mehr als Mordopfer zur Verfügung stehen, geschweige denn Anlass zur Rache geben können sollte. Und dann wibbelwobbelt da noch die Frage herum, wie viele der Niederlagen, für die sich die Great Intelligence rächen will, gar nicht erst passiert wären, wenn sie nicht millionenfach zu demjenigen hinrennen würde, der sich nachteilig auf ihre Pläne auswirkt.
Irgendwie ein bisschen doof für so viel Intelligence, aber wenns ihr Spaß macht...
Sobald gesagt wird, dass die Great Intelligence zu Echo-Konfetti mutiert, ist auch offensichtlich, dass dies die Erklärung für die Oswinoiden ist. Ein chaotisches Zeitphänomen wird durch ein exakt gleich produziertes Phänomen mit gegenteiliger Motivation aufgehoben - jepp, mit der Erklärung bin ich zufrieden, und jetzt passt es auch bestens, dass beide Fremdkörper mindestens zweimal ins gleiche Abenteuer verwickelt waren. Auch dass sie tatsächlich in Classic-Schnipsel hinein montiert wurden, gibt definitiv Pluspunkte.
Allerdings fühlt sich bei den Charakterisierungen so einiges schief an. Zuerst stehen alle teilnahmslos daneben, während sich der Feind an der Zeitlinie vergreift - okay, sie haben zwar schon zu spüren gekriegt, dass sie gegen die Flüsterer nichts ausrichten können, aber zumindest für Strax sollte das kein Argument sein. Dann setzt Clara brav die Puzzleteile zusammen, erkennt ihr unausweichliches Schicksal und nimmt es edelmütig an - wäre theoretisch in Ordnung, wenn sie nicht bisher die Skeptikerin gewesen wäre, die sich schnell aufregt, wenn ihr irgendwas verdächtig vorkommt. Auch wenn man argumentieren könnte, dass jetzt alle Karten auf dem Tisch liegen und somit kein Grund mehr für Misstrauen gegeben ist...
Und ausgerechnet River argumentiert plötzlich dagegen, dass sie sich lächelnd opfern will? Jetzt, wo ausnahmsweise mal die Ziele "Doktor retten" und "Raum-Zeit-Gefüge retten" hundertprozentig mit einander vereinbar sind, ist ihr plötzlich das Seelenheil eines fast fremden Mädchens wichtiger? Ähhh... Irgendwie passt das nicht ins jahrelang aufgebaute Bild.
Was ich da schon eher verstehe, ist die Reaktion darauf, dass der wiederhergestellte Doktor ebenfalls hinterher springen will. Whoah, da ist es schon so problematisch, wenn er nur in der Nähe von dem Ding steht, und jetzt krempelt er mal eben diese Zeitlinie von außen nach innen und sonst überall hin? Oooookay...
Dass die dabei in sich zusammen fällt, glaube ich sofort.
Aber ich werd mal vorsichtig darauf vertrauen, dass ein Time Lord schon halbwegs wissen wird, was er da tut. Nunja, eventuell lässt sich das Ganze ja abmildern, wenn er nicht über die darin enthaltene Zukunft nachdenkt... Zusammengesackt ist er ja vorhin erst, als er das getan hat. Auch als er Clara dann erklärt, wo sie gelandet sind, sagt er streng genommen nur, dass sie von seiner Vergangenheit umgeben sind, was vielleicht auch erklären könnte, wieso nichts von zukünftigen Doktoren erwähnt ist. Wenn man mal optimistisch annehmen will, dass der reguläre Trenzalore-Termin noch nicht ganz so bald ansteht.
Bleibt noch der Cliffhanger. Mir gefällt, wie die Folge über mit den Erwartungen gespielt wird - erst wird angedeutet, dass das große Geheimnis entdeckt wurde, dann geht es doch "nur" um das Grab, dann kommt der Name ins Spiel, dann war das auch nur ne Mogelpackung... Und letztendlich ist im Grab doch das ganz geheime Geheimnis zu finden, das irgendwie mit der Namensgebung zusammenhängt. Den viel diskutierten Schriftzug fand ich auch seltsam, allerdings stört mich weniger der Stilbruch, sondern eher die Tatsache, dass der Text genau im Gegensatz zum Dialog steht. Aber was soll man auch sonst hinschreiben - "Introducing John Hurt As The Incarnation Of The Doctor Not Worthy Of Being Counted As One For Reasons I'll Explain Later"? Ne, ist schon irgendwie okay so.
So, wie bewerte ich diese Folge jetzt... Sie hinterlässt allgemein ein sehr merkwürdiges Gefühl, unter anderem durch die morbide Stimmung, den hohen Timey-Wimey-Gehalt und das doppelt alienhafte Grab. Nach dem ersten Ansehen hatte ich erstmal jede Menge Fragezeichen über dem Kopf und war nicht sicher, wie viele davon tatsächlich beabsichtigt waren - allerdings haben sich die meisten Hirnknoten im Laufe der Woche gelöst, so dass ich nicht wirklich etwas kritisieren kann. Eigentlich nur noch, dass manche Charaktere sich unpassend verhalten. Dagegen wurden die Rätsel um Clara und die Trenzalore-Prophezeiung in sich stimmig aufgelöst, während die Geheimnisse um den Doktor selbst erstmal aufgespart werden und sehr schön zum Jubiläum hinführen.
Also hat sich da offensichtlich doch ein "super" herauskristallisiert.
(Na toll, jetzt ist schon wieder nach Mitternacht und die nächste Uni-Woche bricht an... Mal sehn, wann ich Zeit finde, um über den Nicht-Doktor mitzurätseln...
)