Schöne Zeitkringelei - Klein Mami darf ihre Klassenkameradin erziehen, das habe ich so noch nicht gesehen. So richtig als beste Freundin kommt Mels zwar nicht rüber, eher als Klotz am Bein - passt allerdings dazu, dass ihr ihre Eltern auch später relativ wurscht zu sein scheinen und sie sich hauptsächlich aus beruflichen Gründen an die beiden rangehängt hat.
Wenn Amy alleine schon vier Psychiater verschlissen hat, interessiert mich, wie viele dann für das Töchterchen nötig wären... Und Rory tut mir einfach nur noch Leid, dem bleibt aber auch gar keine Demütigung erspart.
Der Tesselecta ist eine interessante Sache, allerdings macht die Crew teilweise nicht den professionellsten Eindruck. Früher mal Rasputin grün gemacht, lebenswichtige Zugangscodes nicht aktualisiert... Das zeitmechanische Schlupfloch ist zwar raffiniert ausgesucht, aber dann sollten sie doch bitte gleich prüfen, ob sie sich überhaupt in der richtigen Zeit befinden, bevor sie mit der ganzen Arbeit anfangen. Das Jagdfieber nach Melody packt sie auch einen Tick zu früh, bevor sie wissen, ob sie hier und jetzt bestraft werden darf.
Immerhin warten sie noch ab, bis sie den Mord begeht, der sie noch viel schlimmer als Hitler macht. Na, so viel zum Thema übermäßige Heldenverehrung... Das soll wohl heißen, ohne Doktor kriegt das Universum tatsächlich nichts auf die Reihe. Obwohl es auch teilweise einleuchtet - jetzt kenne ich neben der Time-Agency, die Leute wie Captain John und Prä-Doktor-Jack einstellt, eine weitere Truppe, der ich die Zeitlinie nicht unbedingt anvertrauen würde.
Psychopathen-Melody ist echt lustig anzusehen, und der Teil in Hitlers Büro ist überhaupt herrlich ... Eine britische Ikone "rettet" ausgerechnet den Obernazi, der dann mal eben in den Schrank gestopft wird (ich persönlich kann gut damit leben, dass er zur Witzfigur am Rand degradiert wird), während der Tesselecta die Überwachungsohnmacht aktiviert - und kaum durften sich die Lachmuskeln etwas erholen, wird Mels' Hirn noch weiter durcheinander gewurschtelt und das große Austricksen beginnt. Wobei natürlich die Banane nicht fehlen darf.
... Bis plötzlich das Gift einsetzt. Aua. Wieso lässt der Doktor sie überhaupt so nahe an sich heran, wenn sie eindeutig im Killermodus ist? Wahrscheinlich aus dem selben Grund, aus dem er ihrem zukünftigen Selbst das Rumballern durchgehen lässt...
Ich fands schick, wie das Interface alle Kommandos wörtlich nimmt - wenn er doch selber sagt "give me guilt", wird das auch brav ausgeführt. Ist nur verständlicherweise unpraktisch, wenn man neben trockenen Fakten auch etwas seelischen Beistand will - wie er versucht, mit Holo-Amelia persönlich zu werden, hat schon was Tragisches. (Ein paar von den frühen Inkarnationen haben doch gesagt, dass er keine Computer mag - macht Sinn, wenn er so schlecht mit der maschinellen Denkweise zurechtkommt.)
Woher das motivierende Stichwort kommt, bin ich nicht ganz sicher - vielleicht hat die TARDIS aufgeschnappt, worauf Amy unterwegs nach 1969 schwören musste, oder er hat es sich schlichtweg eingebildet (ich glaube, der Klang ist etwas anders, muss aber nix heißen). Ist aber auch egal, Hauptsache es reicht, um für die Tesselecta-Crew eine Show hinzulegen. Die Szene gefällt mir sehr gut - seine Glaubwürdigkeit ist zwar schnell dahin, aber wenigstens die Ausreden sind noch bestens in Form.
Schön zu sehen war auch, wie Melody nachdenklich wird, als sie ihr Werk betrachtet. Gut möglich, dass sie wirklich nur den letzten Schubs braucht, nachdem Mami ihr jahrelang vom lustigen Rissreparierer erzählt und an ihrem Verhalten rumgemeckert hat. Der Teil war bestimmt nicht in der Hirnwäsche eingeplant, und richtig kooperativ war sie ja als kleines Mädchen schon nicht. Außerdem hat sie ja brav ihre Programmierung erfüllt, vielleicht haben die Chefs nur nicht klar genug ausgedrückt, dass er danach auch tot bleiben soll.
Dass sie so einfach die TARDIS steuern und Regenerationen übertragen kann, kam mir etwas komisch vor, aber okay, beides lässt sich halbwegs erklären... Die TARDIS ist ja zu einem gewissen Grad selbstständig, und wenn die Steuerung auf Time Lords zugeschnitten ist, sind die mutierten Gene vielleicht hilfreich, um ihre Anweisungen auszuführen... Und das Übertragen von Regenerationsenergie ist wahrscheinlich unkomplizierter als die eigentliche Regeneration, besonders wenn der Empfänger selbst mit dieser Energieform umgehen kann.
Die Regenerationsfähigkeit wurde also hauptsächlich gebraucht, um das gleichzeitige Aufwachsen und eine unkomplizierte Wiederbelebung zu ermöglichen, und kaum ist beides erledigt, wird River zum halbwegs normalen Menschen. Ein bisschen zu effizient konstruiert, aber immerhin ist jetzt die Verbindung zwischen entführtem Kind und Archäologin hergestellt und fühlt sich einigermaßen aufgeräumt an.
Die Folge war... chaotisch. Eine Mischung aus Klamauk, Grausamkeiten und Familiendrama, mit drolligen Stellen, die nüchtern betrachtet gar nicht sooo witzig sind - wie der Anblick der verdatterten Eltern, die plötzlich ihre ganze Kindheit neu bewerten müssen. Gut finde ich, dass ein Großteil von Rivers Handlungsstrang geklärt ist - ein paar Details sind nicht perfekt, aber insgesamt ist es interessant gemacht.
Schon allein dafür, dass die erste Hälfte so lustig war, gibt es mindestens ein "gut", und auch der ernste Teil hat mir gut genug gefallen, dass ich über die eine oder andere Schwachstelle hinwegsehen und ein "super" geben kann.