Bis 1504 starben zwischen 300.000 bis 900.000 Einwohner von Hispaniola - bei einer geschätzen Bevölkerungszahl von mindestens 400.000 in 1492, wobei die wahrscheinliche Zahl wesentlich höher lag und eher gegen eine Millionen tendierte - und dies war teilweise gewollt, teilweise ausgelöst durch eingeschleppte Krankheiten, und teilweise herbeigeführt worden durch die Versklavung der indigenen Bevölkerung, die von Kolumbus den Spaniern empfohlen wurde. Das war ein Genozid, egal wie man es drehen oder wenden will. Von daher ist ein Vergleich mit Hitler nicht komplett unangebracht.
Und das alles wurde bewerkstelligt von einer kleinen Schiffsexpedition von ein paar Hundert Mann? Dass die Spanier in ihrem Kolonialreich auf der Suche nach Reichtümern gewütet haben, lässt sich wohl kaum einem einzigen Mann anlasten. Und die spanische Kolonialgeschichte und die Rolle der Protagonisten wird bereits sehr kritisch aufgearbeitet.
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Wobei es mir nicht einmal darum ging, zu sagen, dass Kolumbus genauso schlimm war wie Hitler. Es geht um das Prinzip dessen, dass Du die Exitenz von Denkmälern verteidigst, die Menschen gewidment sind, die mehr als problematisch waren in Ansichten und Taten. Denn wenn es nur darum geht, dass so eine Person von historischer Bedeutung war, dann gibt es kein Argument, keine Statuen von Hitler aufzustellen.
Ich habe überhaupt nichts verteidigt, sondern verurteilt. Nämlich der Versuch von Geschichtsrevisionismus und -klitterung, indem man versucht, diese Personen aus dem kollektiven Gedächtnis zu streichen, anstatt ihre Verdienste mit ihren Schattenseiten aufzuwägen und kritisch zu beurteilen. Stattdessen aber wird der einfache Weg gegangen: aus den Augen, aus dem Sinn. Ikonoklasten eben.
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Sorry, aber das ist oftmals Bullshit. Um mal beim Beispiel Kolumbus zu bleiben: Sklaverei gab es damals auch im christlichen Europa, gerade in Norditalien wo Kolumbus herkam. Nur war Sklaverei in den reichen Handelsstädten der Region ein Zeichen von Privilegien, von gesellschaftlicher Stellung und Reichtum, wie sie es bereits in den Städten des römischen Reiches gewesen war. Die ebenfalls zu römischer Zeit existente Sklavenhaltung um Landwirtschaft zu betreiben und andere harte Arbeiten zu erledigen, wurde von der katholische Kirche seit dem Hochmittelalter extremst bekämpft und führte zu deren Ausrottung innerhalb des christlichen Europas.
Natürlich nicht. Schließlich hat man mit dem Faudalismus ein viel effizienteres System geschaffen, um die Menschen für sich arbeiten zu lassen. Dabei ist aber auch völlig egal wie du es nennst: durch die Zeit durch hat es Menschen gegeben, die die Macht hatten und die anderen Menschen für sich arbeiten ließen. Dem Klerus kam dabei die besondere Stellung zu dafür zu sorgen, dass es so bleibt.
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Wenn wir uns also wirklich kritisch mit der Geschichte auseinandersetzen, so wie Du es forderst, muss festgestellt werden, dass die Form der Sklaverei, die Kolumbus dem spanischen Königshaus in Bezug auf die Ureinwohner der Karibik empfahl, nicht Gang und Gebe war. Und selbst wenn dem so gewesen wäre, wäre dies immer noch keine Begrüdung dafür, ihn heutzutage noch in Form von Statuen oder Feiertagen zu feiern. Denn ein Schulterzucken und "so war es damals ebens" ist ebenfalls zu tiefst unkritisch.
Nochmal, es ist wichtig, sich kritisch mit den Verhältnissen von früher auseinanderzusetzen, damit man es heute besser machen kann. Aber jeden, der in der damaligen Zeit gelebt hat, persönlich zu kritisieren, dass er in diesem System gelebt und nicht dagegen angekämpft hat, ist eine typische Betrachtungsweise aus dem bequemen Sessel. Ich erinnere mich noch daran, wie Ex-Bundespräsident mal in einem Interview sagte, dass er seine Lebensgeschichte im Dritten Reich vor einer Schulklasse erzählte und von einem Schüler gefragt wurde, warum er denn nicht den Wehrdienst verweigert und Zivildienst gemacht hätte.
Kolumbus war wie da Gama, Magellan, Drake oder Cook einer der großen Entdecker der frühen Neuzeit. Das beteudet nicht, dass er ein Philanthrop oder sonst irgendwie guter Mensch war. Deshalb die kritische Aufarbeitung.
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Es geht nicht darum, das Andeken auszulöschen, sondern es in den passenden Kontext zu rücken! Meine Fresse, ist es dir nicht peinlich, die Talking Points von White Supremacists nachzuplappern? Du hörst dich an wie ein Fox News Sprecher oder AfD-Politiker.
Und um den eigenen Worten Nachdruck zu verleihen, packt man gleich mal die Keule aus, um die Worte des anderen zu diskreditieren. Sehr interessanter Diskussionsstil, Voltaire wäre sicher entzückt.
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Aber Kolumbus, der sowohl direkt als auch indirekt für den Genzoid an der indigenen Bevölkerung der Karibik verantwortlich war, mit Hitler zu vergleichen ist zu viel, oder was?
Dass Hitler der Begründer eines menschenverachtenden Systems ist, bei dem es um die gezielte systematische Ausrottung von Menschen geht, denen er aufgrund seiner paranoiden Vorstellung einer Weltverschwörung das Recht auf Leben aberkannt hatte, ist dir aber schon bekannt. Und dass er dafür sogar die gesamte Welt in den Krieg gestürzt hat. Ich bin mal gespannt, welche positiven Errungenschaften dieses Menschen du hervorbringen kannst, um den Vergleich zu rechtfertigen. Der Vergleich mit Dschingis Khan wäre da deutlich passender.
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Die Debatte geht ja nicht darum, dass so etwas wie Pipi Langstrumpf nicht mehr verbreitet werden darf, sondern darum wie! Und da habe ich bereits geschrieben, warum es lächerlich ist, bei Schriften, die sich an Kinder richten, nicht darauf zu achten, dass die nicht Sprache mitbekommen, die heutzutage nicht mehr angebracht ist.
Auf gut Deutsch: wir verfälschen die Worte von Autoren, weil uns deren Schriften nicht mehr genehm sind. Als nächstes ziehst du auch noch den Originaltext als Beweis dafür heran, dass Astrid Lindgren eine Rassistin war.
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Entweder sagen wir, diese Bücher und Schriften werden nicht mehr gezielt an Kinder verkauft und als Erwachsenenliteratur eingestuft, oder tauschen Begriffen. Und das ist nicht einmal etwas Neues. In den tausenden von Jahren in denen es bereits Literatur und andere Kunstformen gibt, haben Autoren, Verläger usw. immer wieder Begriffe und Namen von bereits existierenden Werke ausgetauscht, um diese einer neuen Generation oder Kultur anzupassen. Und auf einmal ist das eine große Nummer, die hitzig diskutiert werden muss? Ich glaube, ich spinne.
Und ich kann dir sagen, das glaubst du nicht nur. Die große Nummer wurde ja erst daraus gemacht, als es durch die Presse geht.
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So viel Dummheit passt auf keine Kuhhaut mehr. Das N-Wort ist ein zutiefst negativ konnotierter Begriff, der über Jahrhunderte hinweg dazu verwendet wurde, Menschen mit dunkler Hautfarbe herabzusetzen und ihnen ihre Menschlichkeit teilweise, wenn nicht gar komplett, abzusprechen. Da kann sonst noch was im Struwwelpeter stehen. Und gerade wenn es darum geht, Akzeptanz und Toleranz zu predigen, hat so ein Wort darin nichts zu suchen. Da ist es scheißegal, dass der Begriff vom lateinischen niger stammt und im Endeffekt schwarz bedeutet.
Und wieder nicht den historischen Kontext beachtet. Das N-Wort mit der negativen Konnotation war ursprünglich nur die Variante mit dem Doppel-G, der mit nur einem G wurde es erst zu Beginn des Imperialismus, um diesen zu rechtfertigen. Der aufkommende Nationalismus sorgte im Übrigen dafür, dass jegliche Nation anders als die eigene negativ belegt war. Sieht man besonders deutlich z.B. an Shakespeares Othello, der in der Darstellung ein Edelmann war mit einem gewissen Hand zum Choleriker - wie gewisse Diskussionsteilnehmer hier.
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Ähnliches gilt für Indianer. Dieses, "so haben wir es schon immer gesagt" Gehabe, ohne jedwede Rücksicht auf die Volksgruppen, die damit bezeichnet werden, ist sowas von arrogant und rücksichtslos, es ist zum kotzen. Dies ist kein Begriff, den die indigenen Völker von Amerika jemals für sich selbst verwendet haben. Er ist von den Europäern von außen herangetragen worden und wurde so niemals wirklich von der bezeichneten Gruppen akzpetiert. Und er stammt dann auch noch von einer Unkenntnis - nämlich, dass Amerika eben nicht Indien ist, wie es Kolumbus Zeit seines Lebens angenommen hatte. Aber all das ist egal, Hauptsache weiße Europäer müssen nicht ihren Sprachschatz überdenken.
Venedig ist auch ein Begriff, den die Venezianer für ihre Stadt nie verwendet haben. Übrigens haben Indianer und indigen dieselbe Wortherkunft, nur mal so nebenbei bemerkt. Und die Chinesen bezeichnen sich selbst auch nicht als Chinesen, sondern als Han. Und die Germanen haben sich selbst auch nicht so bezeichnet, sondern diese Bezeichnung von den Römern bekommen. Aber sich über sowas aufzuregen ist natürlich einfacher, als die wirklichen Probleme in der Welt anzugehen.
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Habe ich irgendwo geschrieben, dass Kant den kategorischen Imperativ mal eben so nebenbei erfunden hat? Nein. Es geht darum, was mehr Leid bzw. Nutzen für die Menschheit bedeutet hat. Und da sticht die Rassenlehre den kategorischen Imperativ aus. Sorry, dir da dein Geschichtsbild zerstören zu müssen, aber es war nicht so, dass die Rassenlehre bereits seit Jahrhunderten bestand. Schwarze und Indigene wurden versklavt, weil sie keine Christen waren, nicht weil sie nicht der gleichen Rasse angehörten. Und deswegen ist auch diese Aussage absoluter Blödsinn:
Wieviele Menschen hat Kant denn in seiner Zeit als Sklavenhändler so versklavt? Und wie groß war sein Einfluss auf die Bevölkerung in dieser Frage denn?
Und was die Versklavung angeht, so haben sich die Europäer da an einem bereits bestehenden System beteiligt. Die Menschen, die im Rahmen des Dreieckshandels nach Amerika gebracht wurden, wurden von korrupten lokalen Herrschern versklavt. Wie du schon sagtest, die Sklaverei war dem mittelalterlichen Europäer fremd, hatte aber in Afrika eine lange Tradition. Hier wurde also einem bestehenden Unrechtssystem aus Profitgier Vorschub geleistet. Womit wir beim eigentlichen Problem sind: der Rassismus ist nicht das ursprüngliche Problem, sondern Gold- und Profitgier. Sowohl in Amerika als auch in Afrika, Indien oder Ostasien.
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Um nur mal zwei Namen aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert zu nennen, die diese Rasseneinteilung, die Kant betrieb, ablehnten: Georg Forster und Alexander von Humboldt haben bereits damals gegen solche Einteilungen argumentiert. Und sie waren nicht die einzigen. Dieses, "damals war das eben so", ist ein lächerlich schwaches Argument an sich, wenn wir über so etwas abartiges wie die Einteilung von Menschen in Rassen reden, aber es wird in dem Moment sinnlos, in dem es zur gleichen Zeit bereits andere Wissenschaftler und Philosophen gab, die solchen Ansichten widersprachen. Denn dies zeigt eindeutig, dass es eben nicht so war, dass damals alle so gedacht hätten, weil es eben so war. Dass Kant trotzdem solche Schriften veröffentlichte und diese sogar noch Jahrezehnte lang verteidigte, ist eine Schande für ihn und für jeden, der ihn dies bezüglich weiterhin verteidigt.
Und ich bin mir sicher, dass diese Diskussionen mit einem deutlich respektvolleren Umgangston stattgefunden hat als heute. Heutzutage wissen wir, dass solche Einteilungen alles Quatsch ist. Damals hingegen wurde über solche Sachen kontrovers diskutiert, und die Kontroverse ist die Basis jeglichen kritischen wissenschaftlichen Diskurses. Damals gab es viel Blödsinn wie die Phrenologie, die zur Lobotomie und damit geistiger Verstümmelung vieler "Geisteskranker" geführt hat. Heutzutage ist die Forschung auf diesem Gebiet viel weiter und so auch die Therapiemethoden. Auch andere wissenschaftliche Erkenntnisse wie die Evolution oder die Plattentektonik wurden damals auch in der anerkannten Wissenschaft zurückgewiesen. Robert FitzRoy, der Kapitän der HMS Beagle, hielt Darwin zeitlebens für einen Spinner. Und auch in Bezug auf Kant darf bezweifelt werden, dass er in Sachen Rassentheorie solche Thesen vertreten würde, wenn er in der heutigen Zeit leben würde. Was natürlich reine Speulation ist.