ZitatAlles anzeigenKann ich nicht erkennen. Auch wenn ich zustimme, dass das Umfeld
es ergeben muss, liegt es eben nicht im Mainstream. House ist so
erfolgreich, weil es der erste war, der so war, nicht weil es Mainstream
war, sondern Mainstream wurde. Und seitdem gab es auch keinen Char mehr
wie House. Und House definiert sich nicht daraus, dass er einfach ein
Arsch ist, sondern dass er - wie Sherlock Holmes - sich von solchen
sozialen Dingen freipspricht um effizienter zu werden.
Und die Menschen erwarten keinesfalls dass jeder vollkommen ohne Moral
operiert, ansonsten wäre Cameron kein so beliebter Charakter gewesen.
Dir ist klar, dass Sherlock Holmes, und zwar so, wie er in den Büchern geschildert wird, Pate für House stand, oder? House entledigt sich eines Anstands (aber nicht einer Moral), weil er diese Konventionen für unlogisch hält. Holmes dagegen hält sich an die Gepflogenheiten seiner Zeit, eckt aber auch überall an. Mit Holmes hält es keiner über längere Zeit aus, außer Watson, der Holmes selbst dann noch in den ALlerwertesten kriecht, wenn dieser ihm übelst denunziert. Deswegen funktioniert diese Beziehung auch. DZwischen den beiden herrscht ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis, aus dem Watson aber dank seiner Heirat kurzzeitig entkommt. Treffender kann es mit dem Verhältnis zwischen House und Wilson nicht dargestellt werden.
ZitatDas Problem bei Colin Baker war nicht der Doktor, sondern wie er
geschrieben wurde und vor allem die Episoden. Sylvester McCoy war auch
nicht der netteste Mensch. Hartnell erstrecht nicht.
Deswegen mag ich auch Hartnell. Er ist anfangs kein Problemlöser, sondern ein Problemmacher. Er ist ein "grumpy old man", dessen Starrsinnigkeit ihn zunächst unsympathisch wirken lässt, wenn da nicht dieses Kichern und "my child" wäre, was ihm letztlich das Attribut "Knuffig" aufdrückt. Diese Großvaterfigur steht natürlich im deutlichen Kontrast zu den anderen Doktoren. Der erste Doktor hat in der Tardis eigentlich immer eine Art Familienverhältnis aufgebaut, in dem er sich als der wohlwollende, gönnerische Patriarch aufgestellt hat, obwohl er natürlich immer nur ureigenste Ziele verfolgte. Bezeichnend dafür ist die Tatsache, dass er erst recht spät zugibt, dass er im Grunde keinen Plan hat, wie die Tardis funktioniert.
ZitatAlso ich würde gerne mal wieder jemanden wie Eccleston sehen. Ich fand
seinen Doktor sehr cool, auch - oder gerade weil - er öfter sehr tough
war. Das ist mir allemal lieber als irgendein Emo, der nur rumjammert,
aber dann behauptet, der Größte zu sein.
Eccleston fand ich auch am besten, aber nicht weil er mein erster Doktor war, sondern weil er der Doktor war, den man ernst nehmen konnte. Tennant war mir zu albern und Smith ist mir zu verpeilt. Dieser "deutsche U-Boot-Kommandant" stellte aber eine Autorität dar, die auch zu Humor fähig war. Womit Eccleston gegenüber Jürgen Prochnow im Vorteil wäre.
Zitatder vergleich mit "Holmes" passt da perfekt. du sagst immer nur
"heutzutage", "Sherlock Holmes" ist aber auch schon weit über 100 Jahre
alt und macht, von diesem standpunkt aus, genau dasselbe wie "House". da
stimmt etwas in deiner argumentations-kette nicht. die leute sind und
waren immer von denen fasziniert, die dinge tun, die sie selbst gerne
tun würden, es aber schlicht nicht können/dürfen.
Die Serie mit Benedict Cumberbatch (womit wir einen weiteren potentiellen Doktor hätten - endlich mal wieder ein Lockenkopf ;-)) und Martin Freeman zeigt überdeutlich, dass Sherlock Holmes kein alter Schinken von vor 100 Jahren ist, sondern nach wie vor aktuell.
ZitatBeim alten Sherlock Holmes stand aber nie sein asoziales Verhalten im
Vordergrund. Er war einfach "der Meisterdetektiv", und nicht "der
arschige Meisterdetektiv". Sieht man auch an den früheren Verfilmungen;
da wird Watson nie schäbisch behandelt. Das wird erst in der neuen Serie
herausgekehrt, weil sowas eben inzwischen ankommt.
Da hast Du aber nicht viele von Doyles Büchern gelesen. In denen geht es eigentlich permanent darum, dass Holmes Watson durch die Blume sagt, dass er nicht ganz helle ist. Und in den alten Verfilmungen brauchte Holmes Watson auch nicht schäbig behandeln. Wenn ich z. B: an den Watson denke, der von Nigel Bruce verkörpert wurde: der hat sich permanent selbst zum Trottel gemacht.
ZitatSehe ich anders. Die Akzeptanz der Philosophie, die House vertritt, ist
seit 9/11 Mainstream, und dadurch wurde so eine Serie wie House erst
möglich. Es hat schon einen Grund, wieso es diese Serie nicht schon in
den 70ern oder 80ern gab...
Sherlock Holmes, der charakterlich das Vorbild von House ist, war schon vor über 100 Jahren möglich. Und selbst wenn es einen Wertewandel gegeben haben sollte, frage ich mich, was das mit dem 11.9.2001 zu tun haben soll. Übrigens gibt es einen Gegenbeweis für Deine These: Dirty Harry. Ein Arschloch-Polizist, der effizient und am Gesetz vorbei die Verbrecher jagt, weil das Gesetz ihm im Wege steht. Eine der erfolgreichsten Figuren der 70er und frühen 80er Jahre, häufig kopiert und persifliert.
Und Callahan hat mit House eins gemeinsam: er ist ein Arschloch, aber geachtet, weil er seine Arbeit effizient und mit dem richtige Riecher erledigt.
ZitatHartnell hatte Glück, dass er zu einer Zeit aktiv war, als sich die
Serie noch selbst gesucht hat, und als alte Menschen auch noch Respekt
in der Gesellschaft genossen. Würde Doctor Who heutzutage als neue Serie
starten, mit Hartnell als Doctor, die Serie würde nach drei Folgen
abgesetzt werden.
Das glaube ich nicht. Da Hartnell am Anfang nicht als Heilsbringer, sondern als jemand kam, der andere in Schwierigkeiten bringt, denke ich, dass dieses Konzept auch heute noch ziehen würde. Einzig müsste die Serie ein wenig mehr Action und CGI bieten.
ZitatAlles anzeigenUnd das ist mal wieder eine Fehlinterpretation. Das ist genauso wie der
Vorwurf, der Holmes von Robert Downey Jr. hätte gar nichts mehr mit dem
der Bücher zu tun. Es ist genau derselbe, nur zeigt Guy Richi mehr von
Holmes Kampffähigkeiten, die in den Büchern mehr als einmal thematisiert
werden, als jeder andere Regisseur vor ihm. Und auch in den Büchern
lässt Holmes allle anderen um sich herum gerne links liegen, wodurch er
halt wie ein Arschloch herüber kommt.
Äh, die Verfilmung von Guy Ritchie HAT nichts mit den Büchern zu tun. Natürlich verfügt Holmes über Kampffähigkeiten, die er bisweilen einsetzt, aber die komplette Darstellung im Ritchie-Film ist falsch von vorn bis hinten. Holmes hatte nie ein Verhältnis zu Irene Adler, und Watson schreibt am Anfang von "Ein Skandal in Böhmen" auch ganz klar, dass Holmes' Faszination von keinerlei romantisches Art sei. Das würde auch nicht zu Holmes passen, der ein ganz und gar rationaler, asexueller Charakter ist. Ferner sagt Watson in diesem Film, es sei zu seinen Schwiegereltern zum Tee eingeladen. Wer "Das Zeichen der Vier" gelesen hat, weiß, dass Mary Morstan eine Waise ist, deren Vater vor 17 Jahren spurlos verschwand. Und nochmals zeigt Ritchie seine Unkenntnis der Materie überdeutlich. Dass der Ganze Film ein Riesenklamauk ala Indiana Jones ist, brauche ich ja wohl nicht zu sagen. Dadurch wird der Figur zusätzlich noch was Lachhaftes verpasst. Nein, dieses Machwerk, dessen zweiten Teil ich mit wohlweislich erspart habe, hat mit Sherlock Holmes überhaupt nichts zu tun. Außer dem Namen, der aber wohl nur gewählt wurde, um den Film besser vermarkten zu können. Als mittelmäßiger Action-Klamauk-Streifen vielleicht nicht schlecht, aber als Sherlock-Holmes-Verfilmung ganz klar durchgefallen.
ZitatWie schon gesagt, Sherlock passiert eigentlich komplett auf dem Original
Sherlock Holmes der Bücher, also den kann man herausstreichen.
Ja, "Sherlock" ist eine sehr gute Umsetzung von Doyles Romanstoff. Aber doch bitte nicht mit Robert Downey jr. vergleichen!
ZitatAlles anzeigenDie unbeliebtesten sind die neuen beiden aus Staffel acht, aber Cameron
war nie wirklich beliebt, das stimmt. Und warum? Weil sie so sehr als
komplett Gegenstück zu House, nämlich als absoluter Gutmensch,
konstruiert war, dass es jeder erkennen konnte, der sich nur ein wenig
näher mit der Serie auseinander gesetzt hat. Wilson ist beliebt, weil er
das moralische Gewissen von House ist und war nach einiger Zeit
beliebter als dieser selbst. Und warum? Weil er halt kein Arsch ist,
aber auch nicht wie Cameron der absolute Gutmensch.
Ohne allzu sehr in das Thema House abzuschweifen: ich mochte das ursrüngliche Team (Cameron, Chase, Foreman) am liebsten. Eben weil sie die gegensätzlichsten Charaktere darstellten. Foreman war ziemlich arrogant und ein Unsympath, der aber im Gegensatz zu House immer wieder einen drauf bekam. Deswegen ist er im Vergleich zu House der Losertyp. Chase war der smarte junge Mann, um genug weibliches Publikum anzuziehen um Cameron war die Figur, mit der sich dieses identifizieren sollte.
ZitatJeder kennt Stromberg, jeder hat ihn sich schon einmal angeschaut und
warum? Weil wir dann sagen können: Oh mein Chef ist genauso! Darum geht
es doch. Und er bekommt nichts hin, tut nichts und ist trotzdem
erfolgreich, natürlich will jeder das auch können, aber das ist keine
Entwicklung der letzten Jahre, das ist seit Jahrzehnten, ach was sag
ich, Jahrhunderten so.
Stromberg ist die bildliche Verkörperung des Peter-Prinzips. Jeder, der im öffentlichen Dienst oder einer größeren Firma arbeitet, kennt so jemanden wie Stromberg. Wenn es um die satirische Darstellung des Firmenalltags geht, finde ich IT-Crowd aber besser. Bei Stromberg geht mir dieses Pseudo-Dokumentarische auf den Zeiger.
ZitatUnd "Doctor Who" war damals eine Kinderserie und die kleinen Kinder
haben heute noch Respekt vor den Großeltern, der Respekt vor den Älteren
verschwindet mit der Pubertät (diese hat sich im Übrigen auch erst in
den letzten zehn Jahren entwickelt, vorher ist man einfach so vom Kind
zum Erwachsenen geworden, ohne Hormonüberschuss, der das Verhalten
ziemlich stark beeinflusst)
Was ist denn das für ein Blödsinn? Die Pubertät gab es auch früher schon. Oder hast Du nie Back to the Future gesehen. Im Übrigen ist Hartnell auch nicht der liebe alte Großvater, den man respektieren muss, sondern auch der starrsinnige alte Zausel, wegen dem man permanent in Ärger gerät. Der Doktor, der von Hartnell dargestellt wird ist eben nicht Gandalf, sondern eine Figur, die man durchaus kontrovers betrachten sollte.
ZitatAber nur um das mal ein wenig zu thematisieren: Arschlöcher gibt es als
Hauptcharaktere allein schon in der griechischen Mythologie mehr als
genug, bei Zeus angefangen. Shakespear hat auch sehr viele tragische
Helden, die sich nicht gerade mit Ruhm bekleckern, weil sie so nett
sind.
Man denke nur an Othello, eines meiner Lieblingsbeispiele. Die ganze Intrige Jagos funktioniert nur, weil sich dieser auf Othellos Eifersucht verlassen kann.
ZitatAlles anzeigenWurde hier schon mal erwähnt, dass nicht der BBC-Sherlock so ist wie
House, sondern dass House eine medizinische Hommage an den Sherlock
Holmes der Bücher ist?
House = Holmes
Wilson = Watson
Appartement 221b = Bakerstreet 221b
Drogenabhänig
etc.
Ich glaube schon. Und House heißt House wie Home. Eine River Song/Melody Pond-Analogie zu Holmes.
ZitatAlles anzeigeneccleston war auch nicht der freundlichste doctor, trotzdem hat er
funktioniert(zumindest gut genug, um die serie wiederzubeleben und mich
dazu zubringen sie zu schauen). also funktioniert ein "arschloch"-doctor
auch heute noch.
Quod erat demonstrandum
natürlich würde es auch fans geben, die so einen doctor schlecht finden.
aber es gab auch fans, die sich über matt smith beschwert haben und
immer noch beschweren.
Ich persönlich fand Eccleston um Längen besser als Smith. Aber ich finde Bruce Willis auch besser als Pierce Brosnan. Eccleston war außerdem kein Arschloch, sondern eben ein tougher Typ. Und das passte ganz exzellent, ich erinnere mich noch an dieses Dinner mit dem Alien, das die ganze Zeit versucht hat, ihn umzubringen. Eine der genialsten Szenen des 9. Doktors.
Deswegen: sollte mal eine Neubesetzung anstehen, stünde Laurie ganz oben auf meiner Wunschliste. Er würde in diese Rolle wunderbar hineinpassen, und da es mit House auch zu Ende geht, wäre er ja frei.