Ich habe diese Folge nach längerer Zeit mal wieder angeschaut und bin erstaunt, wie positiv ich sie in Erinnerung hatte. Nach erneutem Anschauen muss ich nämlich feststellen, dass sie dann doch ziemlich mies ist.
Zwar hat die Folge einzelne gute bis geniale Elemente, doch es will nichts so wirklich zusammen passen. Die Gags in dieser Folge sind zum fremdschämen und man fragt sich, wie so etwas überhaupt passieren kann. Steven Moffat hat in den Staffeln von Matt Smith so unfassbar guten Humor hervorgebracht - Wie kann es also sein, dass es ab Peter Capaldi diesen Qualitätsbruch gab?
Eine Theorie könnte sein, dass der frühere Humor gar nicht Moffat zuzuschreiben ist sondern Matt Smith selber. Ich könnte mir allerdings aber auch vorstellen, dass das frühere Skript zu Deep Breath deutlich düsterer gewesen ist und die Produzenten sich gezwungen sahen, überflüssige Gags mit hinzuzufügen. Wie dem auch sei, der Humor funktioniert einfach nicht und steht zudem im krassen Kontrast zu den düsteren Elementen der Folge. Man könnte vielleicht noch drüber hinwegsehen, wenn das erste Drittel der Folge nicht einen sinnlosen Dinosaurier thematisiert hätte, welcher nicht wirklich Relevanz besitzt aber dafür nach furchtbarem CGI aussieht.
Zudem macht sich auch in dieser Folge das systematische Kaputt-Schreiben von Clara bemerkbar, welche als Fish-Out-Of-Water-Charakter herhalten muss und plötzlich alles unternehmen möchte, mit sich der Doctor wieder zurückverwandelt. Das ist narrativ als auch für die Kontinuität der Serie unfassbar störend, da es aufgrund der Geschehnisse der Folgen zuvor keinen Sinn ergibt, warum Clara so reagiert. Es wäre intelligenter gewesen, den Zuschauer das Wissen um die Regeneration des Doctors selber zuzutrauen und das Thema subtiler anzugehen.
Es gab auch tolle Momente. Die meisten Dialoge mit dem 12. Doktor sind wunderbar gespielt und geschrieben (Übrigens ist auch das Niveau der einzelnen Dialoge in der Folge extrem schwankend), wir haben einen interessanten Bösewicht und eine interessante Chemie zwischen einigen Figuren. Grade die letzten 10 Minuten der Folge sind toll und geben dem Doctor eine große Bühne.
Ich würde so, so gerne Peter Capaldi als meinen Lieblingsdoctor bezeichnen. Capaldi ist großartig in jeder einzelnen Sekunde und ist mit seinem schauspielerischen Talent den Meisten, seiner Vorgänger überlegen. Aber einfach alles um ihn herum ist so schlampig in Szene gesetzt, dass seine Folgen einen negativen Beigeschmack erhalten, wenn nicht sogar unanschaubar werden. Es gibt selbstverständlich auch großartige Folgen mit ihm aber letztenendes ist der Gesamtdurchschnitt so mies, dass man versteht, warum die Quoten so stark gefallen sind.
Man will düster werden, aber anscheinend auch nicht so richtig - dieses Unentschlossene ist es, was die Qualität seiner Staffeln so in den Keller zieht. Ein Kunstwerk ist dann gut, wenn es eine konkrete Idee besitzt und sie radikal umsetzt. Das hat Doctor Who in den meisten Staffeln ab 2005 gefehlt und diese Leere erreicht ihren Höhepunkt bei Peter Capaldi.
Schade an Deep Breath ist außerdem, dass man einen interessanten Regisseur wie Ben Wheatley total verhunzt hat. Wenn man schon eine belanglose Folge machen will, kann man auch jeden beliebigen TV-Regisseur nehmen.
Die Folge kriegt eine 4 von 10.