Beiträge von Schopenhauer

    Ich hätte nicht erwartet, dass ich nach nicht einmal 4 Folgen der neuen Staffel, Mark Gatiss vermisse.
    Ich bleibe dabei: Doctor Who funktioniert auch mit schlechten Drehbuchautoren gut. Allerdings nicht mit formelhaften, konservativen Produzenten.

    Doctor - Sie ist halt da.
    Companions - Sie sind halt da.
    Bösewicht - Er ist halt da.
    Musik - Laut.
    Ästhetik - Netflix. Bla.
    Dialoge - Kindergarten.
    Story - War halt nicht da.

    Man hätte mit einer Frau als Doctor wirklich viel machen können, aber wenn diese Staffel das erfüllt, was diese erste Folge vorgibt zu sein, ist es der Anfang vom Ende. In der Kunst ist es nicht schlimm, wenn Unfälle passieren. Unfälle sind oftmals sogar ziemlich spannend. Aber diese Folge ist kein Unfall. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie genau das erfüllt, was Chibnall und alle Beteiligten vor Augen hatten. Und was ich von Chibnall gehört und gesehen habe, lässt mich erahnen, dass er auch bei Doctor Who alles konsequent so umsetzen wird, wie er es
    sich vorstellt. Vermutlich ist er, was das betrifft, um einiges perfektionistischer, als Moffat und RTD. Bloß ist seine Vision von Doctor Who, wie ich sie hier in der ersten Folge wahrnehme (Wir sollten nicht vergessen, dass die erste Folge in der Regel auch dazu dient, ein Statement zu setzen und eine gewisse Grundstimmung zu etablieren), um einiges langweiliger, als die, seiner Vorgänger. Moffat und RTD waren, so weit ich das nach der ersten Folge von Chibnall beurteilen kann, um einiges mutiger und radikaler. Das hier wird ein generischer Einheitsbrei, der noch zweite Staffel bekommt und dann abgesetzt wird. 2 Jahre später wird die Marke Doctor Who dann von Netflix gekauft.

    Schade.

    Ich finde es gut und wichtig, Mainstream-Serien und -Filme aus einem ideologiekritischen und philosophischen Blickwinkel zu betrachten. Dazu kann ich es jedem ans Herz legen, sich mal auf Youtube ein Video von "Die Filmanalyse" anzuschauen.

    Was du allerdings schreibst, wird mir nicht klar. Du kannst dich blumig ausdrücken aber vielleicht könntest du ja ein wenig mehr den Lesern an die Hand geben als nebulöse Stichsätze?

    Zur Folge an sich möchte ich nicht viele Worte verlieren. Das Meiste wurde sowieso schon gesagt.
    Ich fand sie in Ordnung, auch wenn ich mir für die finale Folge eines Showrunners etwas mehr Raffinesse gewünscht hätte.
    Den ersten Doctor auf seine chauvinistischen Charakter-Eigenschaften zu reduzieren schadet zwar der Kontinuität sehr, bleibt aber bloß ein "Nerd-Problem", da es innerhalb dieser Folge dramaturgisch trotzdem gut passt und irgendwie zum schicksalhaften Ende des (vorerst) letzten männlichen Doctors, als auch zum Ende des Jahres 2017 passt.
    Der weiße, alte Mann ist momentan Feindbild aller Medien und in gewisser Weiße hat nun auch Doctor Who das Thema mit aufgenommen. Es hat etwas poetisches, 3 weiße ältere Herren dabei zuzusehen, wie sie mit ihren Befürchtungen vor dem Tod umgehen, bis der Hauptcharakter der Serie durch eine Frau ersetzt wird.

    Peter Capaldis letzte Rede war mal wieder grandios geschauspielert, doch hinterlässt keinen bleibenden Eindruck bei mir. Sein Doctor dürfte wohl als der Doctor in die Geschichte eingehen, der die meisten Monologe und Reden von sich gegeben hat. Jeder einzelne Augenblick davon ist grandios und Peter Capaldi besitzt ein geniales Talent dafür. Am Ende aber nochmal eine Rede zu präsentieren ist irgendwie schwach, da wir grade im letzten Staffelfinale eine solche grandiose Szene hatten, die zudem ein viel größeres dramatisches Gewicht besaß. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht, Peter Capaldi bei seiner Verabschiedung zuzuschauen.

    Die Einführung vom neuen Doctor wiederum ist ganz, ganz furchtbar, was nicht an Jodie Whittaker liegt, sondern an dieser unfassbar dämlichen Inszenierung. Die absolut unpassende Musik und die viel zu vielen Kameraschwenks und Überblendungen sorgen dafür, dass die Szene überladen wirkt, wobei eigentlich nichts im Grunde passiert. Es erweckt schon fast den Eindruck, als würde man einen schlechten Fan-Made-Trailer sehen (Wie auch schon beim Einführungsvideo von Whittaker).
    Die Szene hätte einen viel bleibenderen Eindruck hinterlassen, wenn man Jodie Whittaker ohne Musik in nur einer Einstellung gefilmt hätte, wie sie auf den Knopf drückt und dann rausgeballert wird.

    Ich hoffe, dass dieser Inszenierungsstill nicht in der 11. Staffel fortgeführt wird. Denn das ist einfach nur unprofessionell und dafür aber seelenloser Schwachsinn.

    Die Folge kriegt eine 7 von 10 (Mit Tendenz zur 6).


    NACHTRAG:
    Was übrigens zum verdammten Geier sollte diese Clara-Szene?! Ich bin mir nicht sicher, aber haben sie tatsächlich Stock-Footage von Jenna Coleman genommen und den Hintergrund neu hinzugefügt? Das ist peinlich und hätte niemals in die Folge mit rein genommen werden dürfen.

    NACHTRAG 2:
    Der Doctor erwähnt in seiner Abschieds-Szene, dass ein weiteres Leben niemanden umbringen dürfte (bis auf ihn). Interessant, dass er das so formuliert, wobei Bill als Cyberman endete und Clara defacto auch sterben musste. Wahrscheinlich lässt sich die Liste noch weiter ausbreiten, aber an sich halte ich es gewagt vom Doctor, dass er glaubt, dass sein Leben nicht das Leben anderer gefährdet. Aber ich schätze, auch das ist bloß ein weiteres Nerd-Problem.

    Ich habe diese Folge nach längerer Zeit mal wieder angeschaut und bin erstaunt, wie positiv ich sie in Erinnerung hatte. Nach erneutem Anschauen muss ich nämlich feststellen, dass sie dann doch ziemlich mies ist.

    Zwar hat die Folge einzelne gute bis geniale Elemente, doch es will nichts so wirklich zusammen passen. Die Gags in dieser Folge sind zum fremdschämen und man fragt sich, wie so etwas überhaupt passieren kann. Steven Moffat hat in den Staffeln von Matt Smith so unfassbar guten Humor hervorgebracht - Wie kann es also sein, dass es ab Peter Capaldi diesen Qualitätsbruch gab?

    Eine Theorie könnte sein, dass der frühere Humor gar nicht Moffat zuzuschreiben ist sondern Matt Smith selber. Ich könnte mir allerdings aber auch vorstellen, dass das frühere Skript zu Deep Breath deutlich düsterer gewesen ist und die Produzenten sich gezwungen sahen, überflüssige Gags mit hinzuzufügen. Wie dem auch sei, der Humor funktioniert einfach nicht und steht zudem im krassen Kontrast zu den düsteren Elementen der Folge. Man könnte vielleicht noch drüber hinwegsehen, wenn das erste Drittel der Folge nicht einen sinnlosen Dinosaurier thematisiert hätte, welcher nicht wirklich Relevanz besitzt aber dafür nach furchtbarem CGI aussieht.

    Zudem macht sich auch in dieser Folge das systematische Kaputt-Schreiben von Clara bemerkbar, welche als Fish-Out-Of-Water-Charakter herhalten muss und plötzlich alles unternehmen möchte, mit sich der Doctor wieder zurückverwandelt. Das ist narrativ als auch für die Kontinuität der Serie unfassbar störend, da es aufgrund der Geschehnisse der Folgen zuvor keinen Sinn ergibt, warum Clara so reagiert. Es wäre intelligenter gewesen, den Zuschauer das Wissen um die Regeneration des Doctors selber zuzutrauen und das Thema subtiler anzugehen.

    Es gab auch tolle Momente. Die meisten Dialoge mit dem 12. Doktor sind wunderbar gespielt und geschrieben (Übrigens ist auch das Niveau der einzelnen Dialoge in der Folge extrem schwankend), wir haben einen interessanten Bösewicht und eine interessante Chemie zwischen einigen Figuren. Grade die letzten 10 Minuten der Folge sind toll und geben dem Doctor eine große Bühne.

    Ich würde so, so gerne Peter Capaldi als meinen Lieblingsdoctor bezeichnen. Capaldi ist großartig in jeder einzelnen Sekunde und ist mit seinem schauspielerischen Talent den Meisten, seiner Vorgänger überlegen. Aber einfach alles um ihn herum ist so schlampig in Szene gesetzt, dass seine Folgen einen negativen Beigeschmack erhalten, wenn nicht sogar unanschaubar werden. Es gibt selbstverständlich auch großartige Folgen mit ihm aber letztenendes ist der Gesamtdurchschnitt so mies, dass man versteht, warum die Quoten so stark gefallen sind.
    Man will düster werden, aber anscheinend auch nicht so richtig - dieses Unentschlossene ist es, was die Qualität seiner Staffeln so in den Keller zieht. Ein Kunstwerk ist dann gut, wenn es eine konkrete Idee besitzt und sie radikal umsetzt. Das hat Doctor Who in den meisten Staffeln ab 2005 gefehlt und diese Leere erreicht ihren Höhepunkt bei Peter Capaldi.

    Schade an Deep Breath ist außerdem, dass man einen interessanten Regisseur wie Ben Wheatley total verhunzt hat. Wenn man schon eine belanglose Folge machen will, kann man auch jeden beliebigen TV-Regisseur nehmen.
    Die Folge kriegt eine 4 von 10.

    Ich glaube, dass das Recasting ikonischer Charaktere auf lange Sicht gar keine so große Zukunft hat; jetzt, wo die digitale Rekreation eines Schauspielers zur technischen Option geworden ist.
    Zwar ist diese Möglichkeit bislang nur Filmen mit astronomischen Budgets vorbehalten, und sie ist auch noch nicht zu 100 % perfekt, aber man kann wohl davon ausgehen, dass sie im Laufe der Jahre noch perfektioniert wird und die Studios irgendwann auch nicht mehr kosten wird als die Gage eines guten Imitators.

    auch wenn du wahrscheinlich Recht hast, finde ich es moralisch dennoch vereinbarer, eine Figur einfach neuzubesetzen.

    Und warum das so ist, wird von Volker Pispers im weiter oben verlinkten Beitrag sehr schön erklärt: Nicht die Medien sind systemhörig, sondern andersherum. Hatten wir mal eine weit gestreute Presselandschaft, so gehören durch Aufkäufe fast alle Zeitungen heute wenigen reichen Familien (Springer, Burda etc.), und die haben natürlich ein Interesse daran, dass dieses neoliberale System, das sie begünstigt und den Großteil der Bevölkerung benachteiligt, weiter geht. Fast alle Parteien unterstützen dieses System, bis auf die Linke und die Piraten, deshalb wird natürlich massivst Propaganda gegen sie betrieben, was im Falle der Piraten auch auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Die AfD, die sich gern als Alternative darstellt, ist genauso neoliberal wie die meisten etablierten Parteien, da sie aber stramm rechts ist, macht ein halbherzig kleines bißchen antifaschistische Propaganda gegen sie. Das sind aber nur Nebelkerzen, denn die AfD gehört genauso zum System der Volksausbeutung wie die CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne, nur mit dem Unterschied, dass sie dem Volk einen vermeintlichen Sündenbock liefert. Und so eine Partei hatten wir schon mal vor 80 Jahren an der Macht.

    Gut veranschaulicht durch das aktuelle TV-Duell. Über die Hälfte der Zeit wird Flüchtlingen und Diktatoren gewidmet.


    Und glaubt tatsächlich irgendwer, dass Russen oder Chinesen irgendwie friedliebender, weniger interventionistisch oder weniger korrupt wären als die Amerikaner es sind -- wenn sie auf einmal die Macht besäßen, die die Amis jetzt haben? Ich glaube kaum. Da werden mir die Amerikaner im Vergleich auf einmal sehr, sehr sympathisch, bei all ihren Fehlern.

    Und die Linke? Die Hälfte der Partei hat doch den Mauerfall verschlafen und es ist völlig unbemerkt an ihr vorübergegangen, dass Russland nicht mehr der sozialistische "Bruderstaat" ist, dem man nacheinfern kann -- sondern eine rechtsnationalistische Diktatur, die z.B. die AfD in Deutschland massiv unterstützt und an die Macht wünscht. Trotzdem verteidigen viele Linke reflexartig Russland.

    Selbst die widerlichste, menschenverachtendste Diktatur wird von vielen in der Linke verteidigt und gutgeheißen, solange sie nur gegen Amerika eingestellt ist.

    Deswegen habe ich so meine Zweifel, ob viele in der Linken überhaupt verstanden haben, was Demokratie, Freiheit und Grundgesetz überhaupt sind -- oder zumindest, warum das erstrebenswerte Errungenschaften sind.

    Da muss ich dir schlichtweg sagen, dass du falsch informiert bist. Selbstverständlich verurteilt die Linke auch die Menschenrechtsverletzungen in Russland in China. Es wird zwar gerne mal in den Medien sodargestellt, als wenn die Partei zu den besten Freunden Putins gehören würden aber das sind, wie man mittlerweile so schön sagt "Fake News". In jedem Interview mit Wagenknecht, oder auch Kipping, wird dieser Vorwurf angebracht und immer wieder erklären sie, dass sie keine dieser Staaten toll finden.

    Worin sich die Linke jedoch von anderen Parteien unterscheidet, ist, dass sie ihre Kritik an Russland in den Hintergrund stellt und dafür die Menschenrechtsverletzungen der USA, der Nato und auch der Türkei in ihren Parteiprogrammen hervorheben. Das sie das tun, passiert aus gutem Grund. Deutschland ist in all deren Menschenrechtsverletzungen involviert!
    Deutschland beteiligt sich an den Drohnenkriegen der USA, macht schmutzige Flüchtlingsdeals mit der Türkei und exportiert zudem auch noch Waffen dahin. Mit Russland hingegen haben wir nichts dergleichen zu tun. Dementsprechend ist es doch quatsch, wenn von jeder deutschen Partei verlangt würde, sie müsste jede Woche einmal sagen, wie böse doch Russland sei. Das bringt uns nicht weiter. Im Gegenteil, es sorgt für Feindbilder und wirkt sich negativ auf unsere Kommunikationsmöglichkeiten aus. Kommunikation bleibt das Wichtigste. Auch mit den Ländern, die wir nicht so sympatisch finden. Andernfalls befördern wir uns nur gegenseitig ins atomare Feuer, was momentan leider gar nicht so unrealistisch wirkt.

    Die Linke ist allein deswegen unwählbar, weil ihrem gesamten linken Flügel das Rechthaben in Totalopposition wichtiger ist als Verantwortung dafür zu übernehmen, die Lage der Menschen zu verbessern -- viel heiße Luft und nichts dahinter.

    Diese Aussage kann ich nicht nachvollziehen. Die Linke sagt von sich, dass sie nur regieren möchte, wenn sie auch eine Chance erkennt, ihre Ziele auch durchsetzen zu können. Ich finde diese Haltung sehr respektabel und ehrlich. Eine bessere Arbeitslosenversicherung werden sich mit Schulz als auch Merkel als Koalitionspartner nicht durchsetzen lassen und eine Mindestrente halte ich mit den Beiden ebenfalls als sehr unwahrscheinlich.

    Und auch Opposition ist nun mal eine sehr wichtige Funktion für einen demokratischen Staat. Wir können sicher davon ausgehen, dass es keinen Mindestlohn gäbe, wenn wir Die Linke nicht in der Opposition gehabt hätten.

    Ich bin etwas unschlüssig -- die CDU finde ich außenpolitisch gut, während ich dort die SPD schwach finde, die Linke völlig indiskutabel.

    Magst du das noch etwas weiter ausformulieren? Ich oute mich ungern als Fanboy von den Linken, aber was macht die CDU deiner Meinung nach besser? Da die Linke noch nie in der Regierung war, gehe ich davon aus, du vergleichst die Politik der CDU mit den außenpolitischen Zielen der Linken. Ich halte diese Ziele für sehr vernünftig (Abrüstung, Distanzierung der amerikanischen Geopolitik, Abschaffung der amerikanischen Atomwaffen in Deutschland, keine Beteiligung an Drohnenprogrammen etc.)

    Die CDU hingegen sehe ich als ziemliche Gefahr für Europa und der Außenpolitik (Siehe Schäuble als Finanzminister, große Unterstützung in der sogenannten "Terrorbekämpfung").

    Aber nun ja, so unterschiedlich können Meinungen sein.

    Ein paar weitere Bemerkungen noch:
    Dieses "Introduction Video" ist wirklich grottig. Es sieht billig produziert aus und die Performance von Whitaker ist ziemlich nichtssagend. Spielt sie im Video eigentlich den Doctor oder sich selbst, wie sie sich nun freut, die Rolle zu übernehmen?
    Und was hat es mit ihren Klamotten auf sich? Ist das bereits das offizielle Kostüm von Doctor Numero 13?
    Fragen über Fragen. Auch wenn ich mich grade freue, habe ich gleichzeitig große Angst vor Chibnall. Kann er nicht einfach die Hälfte aller Folgen von Mathieson schreiben lassen? Dann bin ich beruhigt.

    Nachtrag: Ich bin wirklich seeehr froh, dass es nicht Marshall geworden ist. Ich würde mich aber freuen, wenn er der neue Companion wird. :)