Beiträge von Beard

    Das klingt nach einem überraschend interessanten Plot - das habe ich in der Form offengesagt nicht erwartet.

    Meine Befürchtung ist, dass das Writing erneut eine prinzipiell gute Idee gegen die Wand fährt. So hat Chibnall mit dem Solitract (aus "It takes you away") eine im Kern tolle Idee gehabt, die viel Stoff für gute Geschichten oder zumindest eine geboten hätten. Das ist leider ein wiederkehrendes Muster innerhalb der 11. Staffel - gute Ideen, die sich als Konzept zum Teil sehr gut lesen, die anschließend durch ein katastrophales Writing förmlich "zerschrieben" werden.

    Ich hoffe das sich Chibnall eventuell mit dem Neujahrspecial selbst rehabilitiert und vielleicht doch den Sprung schafft - spätestens mit Staffel 12. Es wäre so jammerschade um Doctor Who und in dem Fall auch um den eigentlich doch guten Plot.

    Es gibt meines Wissens noch keine Kinos die das bewerben und noch hat auch kein Portal über solche Pläne berichtet - nicht einmal Spekulationen stehen im Raum.

    Ich gehe also davon aus, wenn man bedenkt das wir schon den 16.12. haben, dass dieses Special nicht den Weg in die Kino finden wird - ob das schade ist, wird sich spätestens am 01.01.2019 herausstellen.

    Pting.
    Ein gefräßiges Alien, welches uns das Wikipedia des 67. Jahrhundert vorstellt, welches mit seinen ungefähren 60 Sekunden Screentime nicht der Dreh- und Angelpunkt von The Tsuranga Conundrum ist, sondern eher ein Diabolus Ex Machina.

    Was damit gemeint ist, ist das Pting nur die gewünschte Situation - ein problembeladener Rückflug einer fliegenden Nottfallambulanz zur Hauptstelle - herbeiführt und sonst für die gesamte restliche Handlung völlig nebensächlich ist, denn das ist auch nicht die Geschichte die Chris Chibnall erzählen möchte. Es geht nicht um ein Raumschiff, welches von einem Alien attackiert wird - es geht um zwischenmenschliches und soziales.

    Chris Chibnall möchte erzählen, wie ein Mann plötzlich mit einem Kind schwanger wurde und in seiner Überforderung es abgeben wollte, sich dann aber doch anders entschied.
    Chris Chibnall möchte erzählen, wie ein starke Frau zur Helden einer ganzen Generation wurde und Angst davor hat ihr Andenken zu beflecken - insbesondere weil sie ein Vorbild für viele andere Frauen bleiben und werden möchte.
    Chris Chibnall möchte erzählen, wie ein Geschwisterpaar ihren ungleichen Stand erlebt und wie wichtig es ist ehrlich zueinander zu sein.

    Chris Chibnall möchte viel erzählen aber eben keine Geschichte des Doctors, dem Timelord beziehungsweise der Timelady und den Companions.
    Hier liegt das große Problem und der zeigt sich in The Tsuranga Conudrum sehr deutlich. Pting und die Rettung des Raumschiffs sind nur eine zweckmäßige Geschichte um all das herum.

    Die einzelnen Geschichten überzeugen dabei leider allesamt nicht.
    Der schwangere Mann wirkt wie reines Füllmaterial und ist, da wir schließlich in einer Notaufnahme / einem Krankenhaus sind, schon fast wie ein billiges Klischee. Das einzig besondere ist, dass hier eben ein Mann schwanger geworden ist - das sorgt vermutlich in manchen frisch gebackenen Whovian*in Fanclubs für Applaus aber da damit nichts weiter gemacht wird, ist es in meinen Augen uninteressant.

    Ähnlich verhält es sich auch mit den beiden Geschwistern. Die Konflikte zwischen den beiden und auch die, die sie mit sich selbst haben, werden in kurzen Sätzen grob abgerissen aber bleiben ansonst unberührt. Das ist Schade weil so Potential ungenutzt bleibt und auch diese beiden Stränge blass und uninteressant bleiben.

    Das ging alles schon besser und an dieser Stelle kann ich mir weitere Kritik auch sparen. Man könnte jetzt noch über Details sprechen wie die recht langweiligen Sets, der völlig nichtsaussagende und deplatziert wirkende Episodenauftakt und die großen Probleme der Staffel im Allgemeinen. Jodie Whittakers mies Performance und fehlende Präsenz. Die zu vielen und viel zu blassen und eindimensionalen Companions. Man kennt die Punkte ja bereits.

    Schade, denn so im großen und ganzen war das leider echt schlecht.

    tl;dr

    Chris Chibnall legt in The Tsuranga Conudrum den Fokus auf zwischenmenschliche und soziale Themen und vergisst dabei eine Folge Doctor Who zu schreiben. Leider misslingt dieser Ansatz vollends. Die Folge krankt an zu vielen Themen, die zu wenig behandelt werden und den allgemeinen Problemen der 11. Staffel.

    Ich bin kein Experte aber der Vergleich kommt mir nicht ganz fair vor. Staffel 1 ClassicWho und die derzeitige Staffel 13 NewWho sind beide beispielsweise doch sehr unterschiedlich - das nicht nur auf technischer Ebene.

    Staffel 1 ist in 8 Handlungsstränge eingeteilt, die sich je über eine gewisse Anzahl an Folgen erstrecken.
    Jeder dieser Handlungsstränge hat einen eigenen Drehbuchautor und je mindestens einen/eine Regisseurin - außer Terry Nation (13 Folgen) und John Lucarotti die sich je für zwei Handlungsstränge verantwortlich zeigten.

    Staffel 11 ist in 10 Einzelnhandlungen (ohne Weihnachtsspecial) eingeteilt, die jeweils nur eine Folge umfassen. Von den Drehbüchern gehen 6 (incl. die Zusammenarbeit mit Malorie Blackman in Rosa) auf die Kappe von Chris Chibnall und die restlichen 4 sind jeweils auf andere Autoren verteilt worden.

    Vergleichen wir doch also mal den Output von Terry Nation, der in der 1. Staffel die meisten Folgen zu verantworten hat, mit dem Output von Chris Chibnall bezogen auf die Drehbücher.

    Chris Chibnall hat 6x48 also Drehbücher für insgesamt 288 Minuten abgeliefert.
    Terry Nation hat 13x22 also Drehbücher für insgesamt 286 Minuten abgeliefert.

    Damit wären beide ziemlich genau gleichauf, was den Stoff für eine Staffel betrifft.
    Wer jetzt darauf pocht das Chris Chibnall auch mehr Zeit hatte, dem gebe ich recht - würde dem aber auch gleichzeitig entgegenhalten, dass Chris Chibnall 6 verschiedene Handlungen erdacht und geschrieben hat und Terry Nation 2. Ich mag mich irren aber ich würde mich so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten das sich 2 längere Handlungsstränge für einen Drehbuchautoren schneller schreiben als 6 kürzere Handlungsstränge, für die man immer wieder erneut eine Idee, Exposition, Climax et cetera konzipieren muss. Zumal auch nicht klar ist wie viel Zeit Terry Nation schlussendlich für seine Drehbücher hatte.
    Desweiteren auch die Voraussetzungen unter denen Chris Chibnall angefangen hat. Mit Doctor Who hat er nicht irgendeine Serie übernommen und seine Pläne, die Serie nicht wie vorher weiterzuführen sondern gravierende Änderungen vorzunehmen, waren sicher auch entsprechend zeitraubend - auch wenn das Ergebnis nicht gerade ein Glanzstück ist. Die ersten Folgen eines weiblichen Doctors zu schreiben könnten aber mehr Zeit brauchen, als weitere für einen männlichen - ungefähr verständlich was ich meine? Ich hoffe doch.

    Danach werden Vergleiche schwierig, zum einen durch den unterschiedlichen Aufbau und zum anderen weil mir zumindest nicht bekannt ist, wie man produziert hat. Auffällig ist jedoch das es für die 1. Staffel eine Art Arbeitsgruppe für jeden Handlungsstrang gab - jeder Handlungsstrang mit seinem Produzent/en und dem entsprechenden Drehbuchautor. Eine parallele Arbeit an der Konzeption war problemlos möglich.
    Anders gesagt: WährendTerry Nation mit John Gorrie an The Keys of Marinus (6 Episoden) sitzt, kann John Lucarotti mit John Crockett und Waris Hussein an Marco Polo (7 Episoden) arbeiten. Das ist eine Form der Arbeitsteilung die bei Staffel 13 durch die Omnipräsenz des Showrunners als Drehbuchautor, die sich wiederholenden Produzenten und das Konzept der Einzelfolgen nicht mehr bzw. nur noch begrenzt möglich.

    Weiterhin kommt noch der Zeitraum.

    Die 1. Staffel ClassicWho wurde über einen Zeitraum vom 23. Nov. 1963 bis zum 12. Sep. 1964 - ob The Reign of Terror schon fertig abgedreht war als An Unerthly Child erschien weiß ich nicht aber man hätte prinzipiell die Zeit gehabt während der Ausstrahlung der Staffel, die Staffel erst abschließend abzudrehen oder zu schneiden. Ein Luxus den NewWho mit circa 2 Monaten (Anfang Oktober bis Anfang Dezember) nicht hat.


    Zusammenfassend:

    Der Vergleich ist in meinen Augen nicht fair. Es gibt so viele Unterschiede und Variablen, dass man sich nicht an der reinen Anzahl der Folgen wirklich klammern kann. Andere Konzepte, Strukturen, Ziele und Ideen erfordern mal mehr und mal weniger Zeit - manchmal auch gleich viel, auch wenn es nicht direkt auffällt.
    Unabhängig davon wie es nun wirklich aussähe:

    Weniger Output muss nicht schlecht sein, sich mehr Zeit zu nehmen auch nicht. Chris Chibnall kann man sicherlich für vieles angreifen aber sich mehr Zeit zu nehmen, um ein nach eigenen Maßstäben besseres Produkt zu veröffentlichen, ist nichts was ich verwerflich fänd. Auch ein Steven Moffat nahm sich für Staffel 10 ein wenig mehr Zeit - war auch kein Beinbruch.

    Manchmal sind es nur Details oder auch nur ein Charakter, die den Unterschied machen.
    Ich habe gerade Archnids in the UK nochmal gesehen und die Folge könnte wesentlich besser sein, wenn man Jack Robertson nochmal umgeschrieben hätte. Das Ergebnis wäre sicher kein Meisterwerk aber eine sicherlich grundsolide Folge.


    Genau da könnte das Mehr an Zeit und die Kritik vielleicht noch wirken aber das weiß ich natürlich auch nicht. Wie ich schon schrieb - ich hoffe es einfach.


    Unabhängig davon ist es halt einfach kein Gewinn eine im Zweifel unteridische Staffel schon ein halbes Jahr früher sehen zu können. Da warte ich lieber ein wenig länger und habe zumindest die Chance auf ein zumindest besseres Endergebnis.


    Ja, ja - die Hoffnung.

    Make Doctor Who Great Again!

    Mutierte Spinnen attackieren Menschen - Archnids in the UK klingt nicht nur wie B-Horror, auch der grobe Plot ist stark an eben diese angelehnt. Das ist allerdings nicht schlechtes, wenn man es gut umsetzt und man muss Chris Chibnall lassen, dass er in dieser Folge manches recht gut gelöst hat aber er wäre nicht Chris Chibnall und dies nicht die 11. Staffel, wenn die Folge es in ihrer Gesamtheit wäre.

    Der Plot ist nämlich nicht das große Problem, sondern die Charaktere und Chris Chibnall, der keine Distanz zu seinen Charakteren halten kann. Wie in Detectiv Conan (kennt das hier wer?) kommt Chris Chibnall um die Ecke, setzt einen der Charaktere außer Gefecht und lässt uns mit verstellter Stimme an seinen Weisheiten teilhaben - in dieser Folge gerät Trump ins Visier.

    Gut versteckt hat Chibnall das nicht. Direkt mit der Einführung von Jack Robertson macht Chris Chibnall klar, an wen der Zuschauer hier denken soll und für die, die etwas langsamer unterwegs sind gibt es regelmäßig Anspielungen oder ganz deutliche Bezüge - wer bis zum Ende auf dem Schlauch steht bekommt mit "How's this for fire and fury?" die Anspielung mit dem Vorschlaghammer eingetrichtert.
    Dezent ist anders und das macht sich auch bei den Reaktionen des Umfelds auf Jack Robertson bemerkbar. "I don't see any mercy in you!" ist eine ziemlich deutliche Ansage und klingt wie ein wütender Chris Chibnall, der dem amerikanischen Präsidenten dringend was zu sagen hat. Nun macht er es - und benutzt den Doctor als Sprachrohr. Wenn es vorher nicht bereits deutlich genug war, hier zeigt es sich sehr deutlich:

    Chris Chibnall füllt seine Charaktere mit sich selbst und nicht mit einem Eigenleben, welches seiner Kreativität entsprang.

    Das Problem hört auch bei den sehr klaren Anspielungen nicht auf, sondern geht bei der restlichen Charaktergestaltung weiter - dämlich, unfähig, lange Leitung. Eine Karikatur. Eine Karikatur die man so schon zu oft gesehen hat, als das man sie noch lustig finden könnte und gleichzeitig ist sie auch völlig deplatziert in einem Universum, in dem die anderen Charaktere (versuchen) keine eindimensionalen Karikaturen von Menschen zu sein. Hier hat Chris Chibnall aber den Fokus nicht auf ein stimmiges Gesamtbild gelegt, sondern auf das Ziel seines Spottes.

    Besser wird es dann auch nicht mehr.
    Jack Robertson zerstört durch seine Kommentare und seine Art zu Handeln potentiell gute Szenen. Die Szene mit der großen Spinne zum Ende hat mich kurz wirklich gepackt und es gelang Chris Chibnall Mitleid bei mir zu erregen aber da kommt schon Jack Robertson und der Moment platzt. Das ist nur ein Beispiel und liegt zum Großteil daran, dass ich mich auf das Setting nicht einlassen kann, wenn mich ein Charakter permanent versucht an eine reale Figur zu erinnern und mit einem erhobenen Zeigefinger eine plumpe Kritik an die nächste reiht.

    Was sich hier in der Review schon zeigt: Der Schwerpunkt lag nie auf den Spinnen.

    Der Kern ist Jack Robertson und die Geschichte um die Spinnen hat man nochdürftig um ihn herum gespinnt (pun intendet), um das alles noch als eine Doctor Who Episode verkaufen zu können. Das ist eindeutig der falsche Schwerpunkt und das belastet die gesamte Folge, die zu einigen Momenten wirklich gute Ansätze und Szenen liefert aber diese laufen alle ins Nichts oder existieren im Endeffekt nur, um der Trump Karikatur eins reinzuwürgen.
    Der Fokus sollte auf einer guten Geschichte liegen, auf dem Doctor und den Companions und auch auf den Nebencharakteren - aber eben nicht nur. Für alles andere scheint es aber nicht zu reichen - die Drehbücher sind schlecht, Jodie Whittaker kein guter Cast und die Companions zu zahlreich, um sich wirklich entwickeln zu können.

    Trotz der guten Ansätze ist Archnids in the UK "schlecht" - für mehr reicht es einfach nicht. Ein paar gute Szenen und vielleicht auch mal ein gelungener Gag können keine gesamte Episode tragen.

    tl;dr

    Der Fokus der Folge lag auf dem bashen und kritisieren einer fiktiven Variante von Donald Trump. Bei der Umsetzung dessen war man derart plump, dass man es nur noch als frech bezeichnen kann. Der behilfsmäßige Plot drumherum rettet hier leider nur wenig und kann auch nicht über die Probleme des Casts hinwegtäuschen. Eine schlechte Folge - leider.

    Dieser Artikel ist ein Schmuckstück!

    In a nutshell ist dieser journalistische Meinungsbeitrag erster Güteklasse alles, was ziemlich erboste Twitteruser über die "neuen DW-Fans" denken. Das ist auf so viele Arten und Weisen ein Glanzstück, dass man den Artikel einfach gelesen haben muss - ich habe mich zumindest gut unterhalten gefühlt.

    Wer sich noch nicht sicher ist, für den gibt es direkt einen kleinen Teaser aus dem ersten Absatz:

    Zitat von Lucy Jones

    Daleks and the Tardis and Time Lords sounded hammy and naff and it all looked a bit am-dram whenever I tuned in. I didn’t get why adults were obsessed with a children’s programme.

    Also wenn das nicht Lust auf mehr macht, weiß ich auch nicht weiter.

    Wer also ein bisschen wütend sein möchte oder über sowas lachen kann - viel Spaß.

    Ist ja nicht so, dass Chibby für Staffel 11 ebenfalls 1,5 Jahre Zeit hatte ;)

    Das ist richtig, allerdings hatte Chris Chibnall bis dato auch noch nicht die Resonanz des Publikums gehabt und noch keine Möglichkeit Änderungen an seiner "Vision von Doctor Who" vorzunehmen. Das kann er logischerweise erst mit seiner 2. Staffel und dementsprechend ist es eine gute Nachricht, wenn er für diese mehr Zeit hat weil er sich potentiell mehr Zeit für Veränderungen nehmen kann.

    Ob er dies tut und ob er überhaupt in der Lage ist Showrunner für Doctor Who zu sein ist zweifelhaft - sicher. Gerade aber deswegen und weil er voraussichtlich nicht plötzlich ersetzt wird, kann mehr Zeit nicht schlecht sein.

    Was ich damit eigentlich nur sagen will ist:

    Mehr Zeit ist bei der derzeitigen Lage keine schlechte Nachricht und sicherlich kein Grund sich aufzuregen.

    Ich freue mich darüber, dass die nächste Staffel erst 2020 erscheinen wird - Glück im Unglück würde ich sagen.

    Nach der sehr kontroversen 11. Staffel ist es sinnvoll, sich mehr Zeit für die darauffolgende 12. Staffel zu nehmen und sich somit (bestenfalls!) Zeit zu nehmen, die Resonanz zu analysieren und an den richtigen Stellschrauben zu drehen, um den eigenen, neuen Ansatz zu verbessern.

    Das ist zumindest meine Hoffnung. Vermutlich ein wenig naiv.

    Als Zuschauer von Doctor Who wird man sich jedoch mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass die Serie sich verändert und in vielen Zügen auch moderner daherkommen möchte - zeitgemäß ist das Wort der Stunde. In meinen Augen ist das auch völlig in Ordnung, wenn eine Serie eine Entwicklung durchmacht und sich seiner Zeit bewusst ist. Ohne die Entwicklung würde Doctor Who noch immer so sein, wie auch schon in der 70ern und ja - ClassicWho ist sicher schön aber heute nur noch als waschechter DW-Fan, Retro-Enthusiast oder Nostalgiker genießbar. Veränderung ist also, meine ich, nicht unbedingt schlecht, auch wenn Sie nicht jeden mitnimmt und auch mal schief geht - die 11. Staffel zeigt mit bravur wie das dann aussieht und ich für meinen Teil hätte gerne schleunigst eine bessere Staffel auf dem Tisch.

    Nichtsdestotrotz wird es sicher nicht besser, wenn man den Holzweg im Marschschritt hinunter marschiert. Mehr Zeit zu investieren und damit die Qualität eventuell wieder zu heben, ist jetzt wohl die beste Nachricht die man bekommen kann, wenn man die 11. Staffel für misslungen hielt.

    Ob sich das bewahrheiten wird, sehen wir dann ja 2020 aber wenn Chris Chibnall schon bleibt, dann soll er sich von mir aus mehr Zeit nehmen - das könnte dann zumindest die Chance auf eine gute 12. Staffel steigern. So ganz glaube ich das alles zwar selbst nicht aber ein bisschen Optimismus will ich mir noch erhalten und eine Staffel 2019 würde ich jetzt schon als zum scheitern verurteilt betrachten - da hätte der Optimismus sein Ende gefunden.

    tl;dr

    Die 12. Staffel in 2019 würde vermutlich exakt so Enden wie die 11. Staffel. Ein Aufschub auf 2020 hat das Potential, das die kommende Staffel etwas besser wird - also vielleicht doch eine gute Nachricht.

    Mal die Frage der Optik außen vor, die mich bei den Begleitern wirklich nicht weniger interessieren könnte, solange sie auf der "Ugly-Skala" unter Seth Brundle bleiben - ab da wird es zugegeben etwas problematisch mit der Zeit.

    Mein Liebling wird dementsprechend immer Rose Tyler sein. Sie war mein erster Companion und hat gleichzeitig zusammen mit David Tennant für epische, herzergreifende und lustige Momente gesorgt. Wie sagt man so schön? The first cut is the deepest und das hat nie mehr zugetroffen als hier.

    Direkt im Anschluss käme dann allerdings schon Amelia Pond - die sicherlich, ohne den schon langsam einsetzenden Nostalgieflash, ansonsten die Nummer eins geworden wäre. Braucht man denke ich nicht viel zu sagen? Grandiose Geschichten, tolle Entwicklungen, herzergreifender Anfang, traumatisches Ende. Was habe ich geheult.

    Auch mit den anderen Companions hatte ich viel Spaß und auch Clara Oswald ist bei mir hoch im Kurs, auch wenn viele sie scheinbar nicht sonderlich gut abkönnen. Das Zusammenspiel zwischen Capaldi und Clara war in meinen Augen jedoch großartig und kein anderer Deckel hätte besser auf diesen Topf passen können - auch wenn Bill Potts sich gut geschlagen hat.

    In einer Top drei sähe das so aus:

    1. Rose Tyler
    2. Amelia Pond
    3. Clara Oswald

    Alles dicht an dicht und jetzt einmal Staffel 11 außen vor, gab es in NewWho eigentlich nur Martha Jones, mit der ich wenig bis garnichts anfangen konnte - da wollte der Funke nicht überspringen und ich fand sie von der ersten bis zur letzten Szene sehr unsympathisch und das wirklich abstrus riesige Loch, welches Rose hinterlassen hat, konnte sie nicht einmal im Ansatz füllen.
    Ich finde sie zum Teil so unerträglich, dass ich beim Re-Watch die Folgen mit ihr überspringe. Was auch immer sie in mir triggert aber ich bin schrecklich genervt von ihr.

    Holt die Schulbücher raus - heute geht es um Rosa.

    Das diese Folge zum Großteil gute Kritiken erhalten hat, erschließt sich mir auch nach dem dritten Mal noch nicht. Mit Rosa hat Doctor Who den Frontalunterricht in die Abendunterhaltung geholt und bemüht sich nicht einmal, damit hinter dem Berg zu halten. Anders kann ich mir zumindest nur schwerlich eine Szene erklären, in der Jodie Whittaker als Doctor mit einem Stift bewaffnet an der Wand steht und ihre Schül-; natürlich Companions fragt, was sie denn alles über Rosa Parks wüssten.

    Frontalunterricht zum Preis von Klassenfahrten und Exkursionen im dreistelligen Bereich lässt sich natürlich nicht lumpen und lässt einen Polizisten das Hotelzimmer stürmen um nochmal deutlich zu machen, wie schlimm es um den Rassismus zu der Zeit bestellt ist und gibt Yaz die Möglichkeit den Monolog zu halten, den Sie scheinbar schon ewig vorbereitet hat aber nie dazu kam, ihn aufzusagen. Ein derartig künstliches Gespräch, wie das zwischen Yaz und Ryan neben den Mülltonnen, habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen aber gut - kaum ist der kleine Einschub vorbei, der Polizist weg und Yaz und Ryan wieder im Klassenzimmer, geht es auch schon weiter mit dem Unterricht.
    Anders kann man das wirklich nicht nennen.

    Der Bias ist stark in Rosa und das man weniger erzählen und mehr lehren will, zeigt diese Szene im Hotelzimmer, die stellvertretend für all das steht, was die Drehbücher der 11. Staffel zu so einer Katastrophe macht.

    Es geht aber noch weiter - da wäre nämlich auch noch der Gegenspieler dieser Folge.

    Ladies and Gentlemen, here he is, the racist, the white, the evil, here is KRA "THE PLOTHOLE" SKO

    Oh Junge, was ist denn hier passiert?

    Ein gefährlicher Zukunftsnazi, der aufgrund eines Neural-Restiktors niemanden mehr töten kann.

    Wie gut das nicht funktioniert, zeigt und die Szene, in der er den Doctor würgt - zwar nur kurzzeitig aber erst mit einer Verzögerung wirkt der Neural-Restikor scheinbar. Hätte er doch nur ein Messer zur Hand, für einen Stich reicht die Zeit nämlich problemlos und wie ist das eigentlich, wenn man das weiterspinnt? Kann er sich in ein Auto setzen und es in eine Menschenmenge steuern? Kann er jemanden Gift in das Trinken mischen? Könnte er einen Auftragsmörder bezahlten oder eine tödliche Falle aufstellen?

    Sein Handicap ist eigentlich nicht wirklich eines und in Anbetracht der ganzen Möglichkeiten Rosa Parks aus dem Weg zu räumen, ist sein Plan einfach nur hanebüchen kompliziert.


    Das alles wirkt konstruiert und so, als hätte man eine Geschichte um die Lehrinhalte geschrieben um sie etwas aufregender zu vermitteln. Das Statement, die lehrenden Worte et cetera stehen hier im Vordergrund und nicht Doctor Who - da ist das Gleichgewicht aber massivst gestört.

    Das Ende ist vorhersehbar und auch unspektakulär und wirkt unbefriedigend.
    Das war keine Episode von Doctor Who, das war ein Crossover zwischen einem Rosa Parks Spielfilm und einem Sci-Fi B-Movie Plot. Eine absolute Enttäuschung auf jeder Ebene. Nicht an dieser Folge hat funktioniert außer das Schauspiel einiger weniger. Ein Desaster und in meinen Augen einer der großen Tiefpunkte von Doctor Who.

    tl;dr

    Rosa ist die Folge, die alles vereint, was Staffel 11 so schlecht macht und ist so ganz nebenher ein Tiefpunkt.

    The Battle of Ranskoor av Kolos war kein Totalausfall - im Kontext der 11. Staffel, ist das durchaus positiv hervorzuheben.
    Mit dem Staffelfinale haben wir eine Folge bekommen, die sich mit klar politischen Statements zurückhält und sich mehr darauf konzentriert eine Geschichte aus dem weitem Universum zu erzählen. Anders gesagt:
    Hier wurde eine Geschichte geschrieben weil man eine Geschichte erzählen wollte. Keine Geschichte, die zweckmäßig um ein Statement geschrieben wurde weil man sonst nur 50 Minuten Schwarzbild mit einem weißen Schriftzug á la "Donald Trump ist ein dümmlicher Volltrottel" präsentieren könnte.

    Das ist soweit löblich aber leider krankt auch The Battle of Ranskoor av Kolos, wie auch schon der Großteil der zurückliegenden Staffel, an einem Drehbuch von Chris Chibnall - das augenscheinlich einzige, was den Doctor in die Knie zwingen kann.

    Da wäre ein lächerlicher Gegenspieler, den niemand nochmal sehen wollte: Tzim-Sha.
    Dazu mal ein kleines Zitat aus dem deutschen DW-Wikia:

    Die Stenza sind ein außerirdisches Volk von passionierten Jägern. [...] Sie haben blaue Haut und ihre Körpertemperatur ist so niedrig, dass eine Berührung von ihnen für Menschen tödlich ist. Daneben sind sie hochtechnologisiert und benutzen neben Exopanzerung [...].

    Das ist doch mal eine Ansage, nur ist dieser nie eine ernsthafte Gefahr und wird schlussendlich sogar auf eine bloßstellende Art und Weise überwältigt - durch einen Schuss in Richtung der Füße zu Fall gebracht. Das ist also die Macht der furchteinflößenden Kriegerrasse der Stenza, welche ein ganzes Sternensystem eroberten.
    Ich bin beeindruckt.

    Der Rest ist auch kaum einer Erwähnung wert, wenn man die wirklich gute schauspielerische Leistung von Bradley Walsh mal ausklammert - der Mann ist einfach immer sehenswert. Alles andere plätschert vor sich hin, ist weitestgehend vorhersehbar und die Auflösung kam schnell und unspektakulär daher. Nichts was wirklich weh tut aber auch nicht, was wirklich Spaß macht und da kommt der schwierige Teil.

    Richtig schlecht wird The Battle of Ranskoor av Kolos aber auch nochmal - zumindest in meinen Augen.
    Auch hier sind es die Leiden, die schon die gesammte Staffel plagen. Jodie Whittaker ist kein guter Doctor. Sie spielt nicht gut und wirkt neben Bradley Walsh wie eine blutige Anfängerin. Sie ist uninteressant und charakterlos geschrieben. Sie ist im Endeffekt nur das Sprachrohr für das, was Chris Chibnall die Menschen wissen lassen will und das fällt besonders da auf, wo Chris Chibnall sich zurückhält - dann ist Jodie Whittaker als Doctor nämlich nur noch eines: nichtsaussagend.
    Bei den Companions ist das Problem ebenfalls dasselbe: Es sind zu viele und so bleiben Sie leider oft blass. Yaz ist zum Beispiel einfach nur da, um ein paar auffüllende Dialoge zu füllen und Ryan profitiert im Endeffekt nur von Graham. Tja, hier hätte es Graham als alleiniger Companion auch getan aber dann hätten wir jetzt vermutlich #DoctorSoWhite - ein Dilemma.
    Zusammenfassend habe die Folge als "ausreichend" bewertet aber das aus der Perspektive einer einfach Folge. Sie ist, trotz viel Kritik, schaubar. Nicht kompletter Müll. Als Staffelfinale ist diese Folge wiederum eine Beleidigung in Anbetracht dessen, was ein Russel T. Davies und auch ein Steven Moffat (wenn auch nicht immer) abgeliefert hat. Selbst wenn man das ein oder andere dieser nicht mochte - sie haben immer das Gefühl eines Finales vermittelt. The Battle of Ranskoor av Kolos hingehen ist einfach nur da und mit ein bissch Liebe als nett zu bezeichnen.

    Für mich die damit zweite Folge nebst Kablam! die man sich aus dieser Staffel anschauen kann aber sicher auch nicht muss.


    tl;dr

    Mit dem Staffelfinale The Battle of Ranskoor av Kolos hat Chibnall ein katastrophales Staffelfinale und eine knapp durchschnittliche "normale" Folge abgeliefert, die man sich anschauen kann aber sich vermutlich immer fragen wird, warum man nicht seine Zeit lieber mit einer guten Folge verbringt.